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Die Umfrage zur Decksaison 2020

Tom Goff. www.galoppfoto.de

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 599 vom Freitag, 20.12.2019

Wie in den vergangen Jahren hat Turf Times kurz vor Weihnachten in der Berater- und Vollblut-Agentenszene nach den Präferenzen für die Decksaison 2020 in Europa gefragt. Es gibt den einen oder anderen neuen Experten, aus Krankheitsgründen auch einen Ausfall. Erstaunlicherweise gab es doch eine Menge Übereinstimmungen. 

Die Fragen waren folgende: 

  • 1. Die Decktaxe spielt keine Rolle – welcher Hengst ist Ihre Wahl. Und damit es nicht zu langweilig wird: Galileo und Dubawi dürfen nicht genommen werden.
  • 2.  Ein Geheimtipp oder ein „vergessener“ Hengst.
  • 3. Ihre Wahl in Deutschland
  • 4. Je ein „value for money“, in Deutschland, in England/Irland, in Frankreich.
  • 5. Ein interessanter Debütant in Europa 

Rüdiger Alles (IVA) 

1. Sea The Stars 

2. Zoffany 

3. Soldier Hollow 

4. In Deutschland: Adlerflug (€10.000)

In Irland: Zoffany (€22.500)

In Frankreich: Ruler of the World (€6.000) 

5. Calyx 

 

Crispin de Moubray 

1. Shamardal, ohne Frage. Und auch seine Söhne. 

2. Nahezu alle Hengste werden heutzutage in ihrer zweiten Saison „vergessen“. Saxon Warrior war sehr gut, aber es entstand der Eindruck, dass er mit einem anderen Plan noch besser gewesen wäre. 

3. Man kommt an Soldier Hollow nicht vorbei. Seine Jährlinge haben sich dieses Jahr auch in Frankreich gut verkauft. 

4. In Deutschland: Amaron (€4.500), denn man kann niemals genug vom Shamardal-Blut bekommen

In Frankreich: Pastorius (€5.800), der zwar noch nicht allzu viele Pferde auf der Bahn hat, aber einen herausragenden Prozentsatz von 17% Stakespferden bei seinen Startern hat. Problematisch ist sicher, dass diese über die ganze Welt verstreut ist.

In GB/Irland: Cityscape (£ 5.000) hat in den letzten beiden Jahren mehr Stuten gedeckt. Man sollte sich seinen beständigen Erfolg genauer anschauen. Ein hartes Pferd mit einem guten Outcross.

 5. Waldgeist sollte die richtige Wahl sein, ganz besonders für mich, aber seine Vorzüge sind eindeutig: Ein hervorragender „value“ für die Decktaxe von 17.500 Euro. Der Typ Rennpferd, denn wir alle gerne besitzen würden.

 

Alex Elliott 

1. Nach fast jedermanns Meinung ist dies Kingman. Es ist mir gelungen, im August bei Arqana einen Jährling von ihm zu kaufen, er ist jetzt bei Michael Bell im Training. Er heißt Alexi Boy und ist das Pferd, das mich nachts wachhält. 

2. Die Statistiken von Farhh sind phänomenal und ist bedauerlich, dass er Befruchtungsprobleme hat. Er ist wirklich außergewöhnlich. 

3. Das deutsche Pferd, das ich sehr mag, ist Sea The Moon. Selbst wenn er in England steht, so ist es in jeder Hinsicht ein deutsches Pferd, ich schätze ihn sehr hoch ein. 

4. In Deutschland: Areion (€12.000)

In GB/Irland: Farhh  (£ 12.000)

In Frankreich: Reliable Man (€9.000) 

5. Shalaa ist von höchstem Interesse. Ein sehr schnelles Pferd von Invincible Spirit, Vater von Tophengsten. Ich glaube wirklich, dass er das Zeug dazu hat, ganz nach oben zu kommen.

 

Holger Faust (HFTB Racing Agency) 

1. Shamardal hatte die wahrscheinlich zwei besten Zweijährigen des Jahres in Europa, Kingman in der Breite ein sehr gutes Jahr und Night of Thunder ist mit seinen ersten Zweijährigen auf der Bahn gestartet wie eine Rakete. 

2. In Deutschland Areion, nicht geheim, aber ein wenig vergessen wenn man sich die Anzahl seiner Bedeckung im Frühjahr 2019 anschaut. Er hat vielleicht in diesem Jahr mit seinen Zweijährigen seinen besten Jahrgang aller Zeiten gehabt.

Im Ausland Mastercraftsman. Nach einem Superjahr 2018, war es 2019 doch sehr ruhig um ihn. 

3. Areion als proven sire. Counterattack als unproven sire, vor allem da er als Redoute’s Choice-Sohn von einem Sire of Sires abstammt. Ein ganz wichtiger Faktor, der häufig unterschätzt wird, vielleicht auch ein Grund dafür, warum zum Beispiel ein Maxios in der Breite die Erwartungen bisher nicht ganz erfüllen konnte. 

4. In Deutschland Isfahan (€3.000), er ist in 2020 noch günstig zu haben und bessere Stuten haben die Chance auf einen Freisprung.

In Frankreich The Grey Gatsby (€7.000), ich hoffe, dass er besser vom Start kommt als der Mastercraftsman-Sohn Kingston Hill in diesem Jahr.

In Irland Night of Thunder (€25.000), es hätte einen auch nicht wundern müssen, wenn die Decktaxe für 2020 deutlich höher angesetzt worden wäre.

In England Sea the Moon (£ 15.000), auch er hatte ein gutes Jahr und seine Decktaxe ist gleich geblieben.

5. Waldgeist – „Arc“-Sieger, Toprennleistung in jedem Alter, super Familie, wird viele Chancen bekommen.

 

Tom Goff (Blandford Bloodstock) 

1. Sea the Stars 

2. Highland Reel – nicht vergessen, eine „Geheimwaffe“ für eine Decktaxe von 12.500 Euro. 

3. Areion 

4. In Deutschland: Guiliani (€3.000)

In Frankreich: Kendargent (€15.000)

In GB/Irland: Farhh (£12.000) 

5.Masar

 

Stephan Vogt (Renello Bloodstock)

 

1. Meine Wahl fällt auf auf den Juddmonte- Hengst Kingman. Er deckt in 2020 für 150.000 Pfund. Auf den Auktionen verkaufen sich die Produkte sehr gut und bestätigen die Preise auch auf der Rennbahn. 

2. Ein Hengst, der bei Züchtern nicht sehr viel Beachtung bekommen hat, ist Ruler of the World. Er wird nächstes Jahr seine fünfte Saison als Deckhengst haben und hat mit seinem ersten 3j. Jahrgang 39% Winner to Runners. Nicht zu vergessen, dass er aus seinem ersten Jahrgang mit nur 45 Fohlen 56 % W/R und die 4-fache Gruppe I-Siegerin Iridessa gebracht.

In Deutschland nenne ich Red Jazz als Geheimtipp. Seine Produkte könnten ideal für die ausgeschriebenen Auktionsrennen sein und den Besitzern viel Spaß bereiten. 

3. Meine Wahl in Deutschland war und ist Tai Chi. Ich war schon immer ein großer Fan des Hengstes und er hat dieses Jahr meine Erwartungen mit einem Gruppe I-Sieger bestätigt. Besonders, da die Decktaxe für 2020 nicht angehoben wird. 

4. In Deutschland:  Areion (€12.000) - old but gold - Produziert Jahr für Jahr sehr gute Pferde, die auf höchstem Level performen.

In GB/Irland: Bated Breath – Produziert für eine Decktaxe von 12.500 Pfund tolle frühe Pferde auf hohem internationalem Niveau und spiegelt die Ergebnisse auch im Auktionsring wider. Ich muss aber auch Sea the Moon hervorheben, der weiterhin für nur 15.000 Pfund deckt.

In Frankreich: Lawman - Deckt im Haras de Grandcamp für €10.000 und hatte dieses Jahr wieder sechs individuelle Gruppe-Performer. 

5. Für den größeren Geldbeutel würde ich Blue Point empfehlen. Dieser hat mir bei den Hengst--Präsentationen sehr gefallen. Leider mit €45.000 Decktaxe etwas teuer für den kleinen Züchter. Crystal Ocean ist auch sehr interessant. Die Fees sind noch nicht veröffentlicht, aber ich denke der Preis wird human sein für das "highest rated horse in the world".

 

Ronald Rauscher 

1. Shamardal. Ein großes Jahr, besonders unter dem Aspekt, dass er deutlich weniger Stuten deckt als Galileo und Dubawi. Die drei Spitzen-Zweijährigen-Hengste, sowie Blue Point als eisenharter Sprinter geben bei mir den Ausschlag ihn ganz vorne zu sehen. Im Pedigree frei von Sadler’s Wells und großartige Einflüsse in den erweiterten Generationen mit Blushing GroomHaloPetingo und Riverman, sowie die direkte Verwandtschaft zu Street Cry

2. Farhh. Bedingt durch seine unterdurchschnittliche Befruchtung sicherlich immer etwas im Hintertreffen, aber seine Zahlen sind hervorragend, wenn es um Stakes-Winners to Runners (Foals) geht. Wahrscheinlich der beste Sohn von Pivotal und dann aus einer der besten deutschen Mutterlinien. Ein Pferd mit Riesencharakter, der trotz einiger Verletzungen immer wieder zurück kam und an seine Nachkommen richtig Rennklasse weitergibt. 

3. Protectionist. Der erste Jährlingsjahrgang hat mich voll überzeugt vom Exterieur, wie auch vom Interieur. Leistungsbereitschaft und Stärke scheint der Hengst weiterzugeben. Beeindruckend, dass einer der erfolgreichsten internationalen Pinhooker (Tom Whitehead) einen Hengst aus dem ersten Jahrgang auf der BBAG-Auktion für 82.000 € erstanden hat. Ein wichtiger Hinweis, sowie die Tatsache, dass auch Joseph O’Brien zwei Jährlinge in Training haben wird. In Deutschland haben Markus Klug, Waldemar Hickst, Andreas Wöhler, Peter Schiergen wie auch Henk Grewe Nachkommen in ihrer Obhut. Der Hengst hat auch in den nachfolgenden Jahrgängen die volle Unterstützung der Züchter gehabt.  

4. Areion (€12.000) für Deutschland, der ein phänomenales Jahr gehabt hat. Night of Thunder (€25.000) in Irland, der mit seinem ersten Jahrgang auf der Bahn den Normalrahmen gesprengt hat und zu einer immer noch gemäßigten Decktaxe angeboten wird, obwohl er schon im Oktober eine geschlossene Liste hatte. Manduro (€7.000) in Frankreich, der immer noch in der Lage ist ein Klassepferd zu produzieren. 

5. Too Darn Hot aus der mütterlichen Familie von Darshaan mit wichtigen Einflüssen im Pedigree wie Fall Aspen, Slightly Dangerous, Glorious Song sowie der Tatsache, dass Dubawi-Söhne auf dem Vormarsch sind. Die Rennkarriere als Champion-Zweijähriger und ein gutes Exterieur (Dubawi Größe) mit viel Ausstrahlung sollten ihm eine allererste Chance geben. Der Blutanschluss mit In the Wings (über Singspiel) sollte ein besonderer Hinweis an deutsche Züchter sein. 

Chris Richner 

1. Shaala, seine Fohlen sehen sehr gut aus und haben hohe Preise erzielt. Mit der richtigen Stute sicher ein gutes Investment. 

2. Cloth of Stars, eher kein Geheimtipp mehr, bin aber sehr gespannt auf die ersten Fohlen und glaube, dass er ein Hengst mit großer Zukunft zu einer vernünftigen Decktaxe ist.

3. Tai Chi. Nachdem ich ihn seit Jahren als vergessenen Hengst empfohlen habe, hat er sich nun auch bewiesen und ich glaube nach wie vor an ihn. 

4. Seabhac (€5.000), als Scat Daddy Sohn sicher ein heißes Eisen. Erwarte mit Spannung die ersten Fohlen. Sollte frühreife Pferde bringen und mit der richtigen Mutter auch Mitteldistanz-Pferde.

5. Waldgeist. Zu dieser interessanten Decktaxe sollte man die weite Reise noch schnell anpacken, solange der Brexit die Sache noch nicht kompliziert. 

 

Philipp Graf von Stauffenberg 

1. Ein Hengst, der immer wieder an der Tür zu den absoluten Tophengsten klopfte, aber nie ganz deren Niveau erreichte, ist Shamardal, der eine unglaubliche Saison 2019 gerade auch mit seinen Zweijährigen hingelegt hat. Seine kleineren Jahrgänge machen einen Vergleich nicht einfach, aber die Qualität seiner diesjährigen zweijährigen Nachkommen ist schon außerordentlich gut. 

2. Nicht gerade ein Geheimtipp, aber ich hoffe, dass Gleneagles den Durchbruch unter den vielen Söhnen von Galileo schafft. 

3. Amaron legte einen ganz versprechenden Start mit seinem ersten Jahrgang hin. 

4. Areion, wenn er nicht schon so alt wäre, also Brametot, ein doppelter klassischer Sieger aus der Mutterlinie von Monsun für €6.000!

Sea the Moon, ihm fehlt im Moment (noch) das international herausragende Aushängeschild, aber er produziert schon sehr gute Pferde – GBP15.000

Ruler of the World, ein Derbysieger aus einer hervorragenden Mutterlinie, hat mit nur ganz wenigen Nachkommen bereits eine Championstute geliefert - €6.000

 5. Blue Point, ein außergewöhnlich guter Sprinter, hart geprüft, mit einem etwas ungewöhnlichen Pedigree abseits der „Mainstream-Hengste“. 

 

Richard Venn 

1. Ich würde Camelot ganz oben auf meine Liste setzen. Ich glaube, dass er in den kommenden Jahr großen Einfluss haben wird. 

2. Dabirsim darf nicht unterschätzt werden. Ich glaube schon, dass er noch etwas mehr zu bieten hat. 

3. Von den Nachkommen von Tai Chi, die ich gesehen habe, war ich sehr beeindruckt und auch von dem, was sie auf der Rennbahn gezeigt haben. 

4. In Deutschland: Der Johannesburg-Sohn Red Jazz (€5.000) ist ein sehr guter Deckhengst, er war auch ein gutes Rennpferd und sollte sich in Deutschland durchsetzen können.

In GB/Irland: Ich bin ein großer Fan von Sea The Moon (£15.000), er hat bisher Phänomenales geleistet.

In Frankreich: Ich glaube, dass es in Frankreich sehr viel „value“ gibt, möchte explizit Sommerabend (€4.000) nennen. Er hat bereits eine Menge Sieger auf der Bahn und ich glaube, dass da noch Einiges kommen wird. 

5. Ich habe eine Reihe von Deckhengst-Deals von jungen Hengsten mit begleitet und möchte deshalb Donjuan Triumphant, Robin of NavanRoman Candle und Palace Prince erwähnen.

 

Panorama Bloodstock (Beatrix Mülhens-Klemm/Peter Brauer) 

1. Sea the Stars, schon ein phantastisches Rennpferd, ist auch als Deckhengst zum Niederknien. Die Wahl zwischen ihm und Frankel wäre aber schwer. 

2.  "Vergessen“ kann man es nicht nennen, eher ein Paradoxon: In den großen Rennen Europas und da ist das Epsom Derby nur eines von vielen Beispielen, erscheinen oft nur Nachkommen der Brüder Sea the Stars und Galileo sowie Galileo-Söhne und –Enkel am Start, während in Deutschland kein Deckhengst aus dieser Linie verfügbar ist. Gerade nach diesem für Galoppsport und Vollblutzucht in Deutschland sportlich so durchwachsenen Jahr macht das nachdenklich. Im Ausland drängt sich ein Hengst auf, der kaum besser gezogen sein könnte und trotz grandioser Rennleistung ein erstaunlich gutes Preis-/Leistungs-Verhältnis bietet: Waldgeist. Mit deutschen Augen betrachtet ist das natürlich kein „Geheimtipp“, aber international gibt es um ihn viel weniger Hype, als er es verdient hätte. Wir freuen uns, dass wir schon einige Interessenten haben, die dieser Okkasion nähertreten wollen. 

3, Bei Areion geht es in den letzten Jahren, parallel zur Qualität der gedeckten Stuten, nur nach oben. Über die Bedenken gegenüber älteren Hengsten setzen wir uns in seinem Fall deshalb hinweg und meinen, Areion muß beherzt genutzt werden, solange er da ist.

4. Wie immer, differenzieren wir hierbei danach, ob a) für den eigenen Rennstall oder b) für den Markt gezüchtet wird. 

In Deutschland: a) Areion, b) Best Solution.

In England/Irland: a) Ulysses, b) Bated Breath und Sea the Moon. Frankreich: a) Reliable Man, b) Zarak. 

5. Es ist ein ungewöhnliches Jahr mit erneut über 40 neuen Hengsten, von denen das Debut einiger Weltklassehengste, besonders Crystal Ocean, in der Hindernispferdezucht stattfindet. In Deutschland nehmen wir Best Solution, in Frankreich City Light, in England Too Darn Hot und in Irland Magna Grecia.

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