Die Geschichte der Beaute Cachee

Die Jenny Wiley Stakes (Gr. I) am vergangenen Samstag in Keeneland/Kentucky waren aus hiesiger Sicht eigentlich nicht von besonderem Interesse. Ein über 2000 Meter führendes Rennen für vierjährige Stuten mit der aus Newmarket angereisten Godolphin-Stute English Rose (Dubawi) als Favoritin. Doch im zehnköpfigen Feld musste sie sich mit Rang zwei zufrieden sein. Denn mit Frankie Dettori im Sattel gewann die fünf Jahre alte Beaute Cachee (Literato), die Chad Brown für ein Besitzersyndikat trainiert. 

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Der Züchter des Pferdes ist Gregor Vischer aus Frankfurt, Sohn von Peter Vischer, Enkel von Walter Vischer, erfolgreiche Züchter und Besitzer. Begonnen hatte es Mitte der 60er Jahre mit der von Ferdinand Leisten gezogenen Dominante (Chief). Leisten hatte die Mutter Dekagram (Vatellor) aus England importiert, aus gutem Grund, denn wiederum deren Mutter war eine Schwester von Yonne (Indus), die 1941 nach Schlenderhan kam und eine bis heute sehr erfolgreiche Linie gründete. Dominante hatte zweijährig in Frankfurt für den Stall Rosenhof gewonnen, dreijährig konnte sie sich zwar kaum verbessern, was Walter Vischer aber nicht davon abhielt, sie in die Zucht zu nehmen und nahezu ausschließlich von seinem eigenen Hengst, dem Derbysieger Zank decken zu lassen. 

Ihr Erstling war die Siegerin Dogana (Zank), die aber bereits als Fohlen nach Irland ging, wo Vischer mit ihr züchtete. Sie war eine sehr gute Vererberin, ihre Söhne Don (Yellow God) und American Prince (Prince Tenderfoot) waren Gr.-Sieger und wurden als Deckhengste aufgestellt. Und ihre Tochter Sovereign Dona (Sovereign Path) siegte im Prix de Psyche (Gr. III). Es ist die vierte Mutter von Beaute Cachee, in mehreren Generationen hat sie jetzt 15 Blacktype-Pferde gebracht. Auch eine Schwester von Dogana war eine gute Mutterstute, Dominica (Zank) brachte drei Blacktype-Sieger, an der Spitze Mardonius (Persian Bold) ein mehrfacher Gr.-Sieger über weite Distanzen in Frankreich. 

Eine Tochter der Sovereign Dona war die nicht gelaufene Sovereign Touch (Pennine Walk), zweite Mutter u.a. der Cheveley Park Stakes (Gr. I)- und Coronation Stakes (Gr. I)-Siegerin Indian Ink (Indian Ridge). Mutter war sie aber auch von Seraphine (Dashing Blade), die noch auf das Zuchtkonto von Walter Vischer ging, aber dann in den Farben von Peter Vischer lief. Sie war im Training bei Christian von der Recke, Waldemar Himmel und Andreas Wöhler, war Listensiegerin in Mailand und dort auch Gr. III-platziert. Peter Vischer, dessen züchterische Interessen teilweise in Frankreich angesiedelt waren, besaß einen Anteil an Adlerflug, ließ Seraphine dann später häufig von ihm decken, es kamen ein paar Sieger heraus, doch in der Breite wenig Bedeutendes. Teilweise wurden die Nachkommen verkauft. Ihre Tochter Sign and Seal (Hurricane Run), die im Vischer-Besitz geblieben war, schaffte es im Training bei Eric Libaud einmal auf die Rennbahn, auf der Provinzbahn Haras du Pin blieb sie unplatziert. 

So war es ein durchaus sportliches Unterfangen, dass Gregor Vischer nach dem frühen Tod seines Vaters mit ihr im Haras des Sablonnets in Frankreich züchtete. Der Erstling Black Demon (Slickly) gewann zumindest ein Rennen, in La Gacilly, One Sign (Spirit One) lief über Hürden und blieb sieglos. Und 2019 kam Beaute Cachee (Literato). Im Herbst 2020 erschien sie bei Arqana im Ring, es gab kein Gebot, doch meldete sich anschließend Trainer Gael Barbedette bei Gregor Vischer. “Er hatte schon Black Demon trainiert, deshalb hat er auch die Schwester bekommen”, berichtet dieser, “außerdem war es mir recht, dass sie in Frankreich blieb, schon wegen der Züchterprämien.” 

Barbedette gehört zu den Trainern mit einem eher bescheidenen Bestand. Aktuell stehen auf seiner Trainingsliste in Chantilly neun Pferde. Doch Beaute Cachee, die in seinem Mitbesitz stand, war eine echte Werbung für ihn. Sie lief zweijährig sieben Mal, siegte in Le Mans und war mehr mehrfach platziert. Auch dreijährig ging es mit besseren Platzierungen gut los, man entschloss sich sogar zu einem Start im Prix de Diane (Gr. I), wo sie in einem 17köpfigen Feld immerhin Neunte wurde. Nach dem folgenden vierten Platz im Prix de Psyche (Gr. III) wurde sie über den Agenten Hubert Guy an eine nordamerikanische Besitzergemeinschaft verkauft, die schon des Öfteren mit Stuten aus Europa Glück hatte. 

Chad Brown war der neue Trainer, “bei mir hat sie noch keinen falschen Schritt gemacht”, sagte er am Samstag. In der Tat: Vergangenes Jahr siegte sie in Belmont Park, dann in einem Listenrennen in Monmouth Park, in den Matriarch Stakes (Gr. I) war sie Anfang Dezember Dritte. Und jetzt als Jahresdebütantin der Sieg in den Jenny Wiley Stakes (Gr. I), ein Rennen, das Chad Brown seit 2015 schon sieben Mal gewinnen konnte. Es wird in diesen Gr. I-Rennen weitergehen.

Die Mutter von Beaute Cachee hatte 2021 noch einen Hengst von Zanzibari bekommen, der auf das Zuchtkonto von Sablonnets ging. Vischer hatte Sign and Seal abgegeben. Der Zanzibari-Nachkomme wurde 2022 für 15.000 Euro nach Irland verkauft, mutmaßlich geht es Richtung Hindernissport. Sign and Seal selbst war ebenfalls 2021 bei Arqana, erneut tragend von Zanzibari. Für bescheidene 1.000 Euro ging sie nach Nordafrika, wo sich ihre Spur verliert.  

Die Frankreich-Aktivitäten, die sein Vater gepflegt hatte, hat Gregor Vischer inzwischen aufgegeben. “Es ist einfach zu weit weg”, sagt er, beruflich als Geschäftsführer des F.A.Z.-Instituts, einem Dienstleister in der Kommunikations- und Marketingbranche tätig. Doch die Familie gibt es immer noch, auch wenn Seraphine, die zweite Mutter von Beaute Cachee, vor einigen Wochen im Alter von 24 Jahren auf einem Gnadenhof in der Nähe von Frankfurt eingegangen ist. Denn ihr letzter Nachkomme, die jetzt drei Jahre alte Sign and Shine (Guiliani), aufgezogen in Erftmühle, steht bei Marcel Weiß im Training. “Der Plan ist, mit ihr später auch zu züchten”, sagt Gregor Vischer. Schließlich ist das Pedigree gerade wieder kräftig aufgewertet worden.