Drucken Redaktion Startseite

BBAG-Jährlingsauktion - Zwei Topseller für 280.000 Euro

Volles Haus bei der BBAG-Jährlingsauktion. www.galoppfoto.de

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 534 vom Donnerstag, 06.09.2018

Deutschlands wichtigste Auktion von Vollblütern, die BBAG-Jährlingsauktion, hat sich dem internationalen Trend nicht entziehen können. Wie in den vergangen Wochen in Frankreich und England bereits zu konstatieren war, ist der internationale Markt einer gewissen Stagnation unterworfen, ein Rückgang  von rund zehn Prozent beim Schnitt pro Zuschlag zog sich bislang durch alle Auktionen und machte auch vor Iffezheim nicht halt – fast schon zu erwarten. Am Ende des dann doch nicht so langen Tages – das Tempo der Versteigerung war gleichbleibend gut – fiel das Fazit der Baden-Badener Auktionsgesellschaft (BBAG) dann aber halbwegs versöhnlich aus. Gemischt war, völlig nachvollziehbar, die Antwort der Anbieter. Es gab enttäuschte Gesichter, aber auch Zuchten, die diesmal sehr gut verkauften.

Wenig geholfen haben auch die Ergebnisse der Breeze Up-Auktionen im Frühjahr, die in England und Frankreich durchweg unter den Erwartungen lagen. Pinhooker waren in Iffezheim nur in übersichtlicher Zahl zu sehen, wenn, dann waren sie im unteren Bereich aktiv.

Die ungewöhnlichen Witterungsbedingungen im Sommer haben es sicher nicht erleichtert, die Vorbereitung der Jährlinge optimal durchzuführen. Allerdings wurde auch kritisiert, dass der eine oder andere Anbieter mit einfach zu hohen Reservepreisen in den Tag gegangen war. Zudem werden unverändert sehr gut gezogene Jährlinge aus Deutschland im Ausland angeboten. Ein diesbezügliches Fazit ist natürlich erst am Ende des Jahres zu ziehen.

Dass es diesmal keine Feuerwerke im ganz hohen Preisbereich geben würde, war schon im Vorfeld zu erwarten. 2017 erlösten die Top Ten insgesamt 2.385.000 Euro, diesmal waren es 1.615.000 Euro. Dafür funktionierte der gerade in Deutschland so wichtige Mittelmarkt durchaus gut.

Zweimal fiel der Hammer bei 280.000 Euro. Das war zunächst bei einer Sea The Stars-Stute aus der Monami (Sholokhov) der Fall. Angeboten vom Gestüt Etzean handelte es sich um ein Foalsharing, die Paarung eines aktuell so erfolgreichen Vaters mit einer Gr. II-Siegerin, deren Erstling in England inzwischen vier Rennen gewonnen hat. Andreas Jacobs war an ihr äußerst interessiert, musste aber am Ende gegen Tom Goffs Blandford Bloodstock kapitulieren, der den Kaufzettel unterzeichnete. „Sie ist für einen langjährigen Klienten von uns“, sagte er, „wird nach Newmarket ins Training gehen. Weiteres kann ich aber noch nicht sagen. Es war eine hervorragend aussehende Stute aus einem erstklassigen Gestüt.“ Jacobs war einer der ersten Gratulanten nach dem Kauf, „Tom hat mir gerade gesagt, dass er vorerst nur für die Hälfte der Stute einen Besitzer hat, vielleicht steigen wir noch ein“, meinte er, doch war das wohl nicht so ganz ernst zu nehmen.

Wer sich im Vorfeld mit den Offerten des Gestüts Brümmerhof beschäftigt hatte, der wusste, dass es sich einmal mehr um einige sehr gute handelte. Der Eindruck trog nicht: Der aus der Waldrun-Familie stammende Winwood (Siyouni), ein Hengst mit großer Präsenz, erregte die Aufmerksamkeit auch einheimischer Interessenten wie Manfred Ostermann und Hans-Gerd Wernicke, doch hatte Matt Coleman den längsten Atem. 280.000 Euro legte er im Auftrag von Godolphin an. Anthony Stroud und David Loder, Jährlingskäufer für das Unternehmen von Scheich Mohammed, waren am Donnerstag in Iffezheim gewesen, offensichtlich hatte ihnen gefallen, was sie gesehen haben. „Ein toller Jährling eines sehr guten Hengstes, zudem hat die Mutter einige interessante Nachkommen auf der Bahn“, resummierte Coleman.

Drei Jährlinge ersteigerte er im Auftrag von Godolphin, darunter für 205.000 Euro einen Golden Horn-Jährling aus der Ninfea (Selkirk), Schwester des großen NovellistRonald Rauscher hatte ihn für den Züchter Christoph Berglar angeboten, auch an ihm hatte der Stall Salzburg von Hans-Gerd Wernicke größtes Interesse. „Insbesondere seine Bewegungen haben uns gut gefallen“, meinte Coleman, „und er stammt auch aus einer hervorragenden Familie.“ Dass Godolphin dann noch einen von Fährhof angebotenen Rock of Gibraltar-Hengst für 58.000 Euro erwarb, war dann eher eine kleine Überraschung.  

Einen höchst positiven Eindruck hinterließen die ersten Jährlinge von Amaron, die Reaktion im Ring war entsprechend. Besonders im Fokus stand natürlich die Schwester der vorjährigen „Winterkönigin“ Rock My Love (Holy Roman Emperor), die sich gerade wieder auf Gruppe-Ebene in Erinnerung gebracht hatte. Für 160.000 Euro ging sie Clement Porcher, der den Kaufzettel im Auftrag von Meridian International unterzeichnete. Mit dabei im Käufersyndikat ist auch David Redvers, der am Vortag zur Inspektion in Iffezheim war.

Das Gestüt Brümmerhof, das insgesamt neun Jährlinge zu einem Schnitt von knapp 63.000 Euro verkaufte, präsentierte aus dem ersten Jahrgang von Gleneagles einen Bruder zu drei Black Type-Pferden, darunter Nordic Flight (Adlerflug), an den er auch stark erinnerte. Folgerichtig ging das Pferd auch in den Norden, nämlich in den Stall von Trainer Wido Neuroth, für den Peter und Ross Doyle in der Auktionshalle aktiv waren. 150.000 Euro brachte der attraktive Fuchs, ein echter „Hingucker“.

Der Stall Mandarin von Hans Bierkämper hat sich in den vergangenen Jahren stets als guter Investor bei der BBAG erwiesen. Vier Jährlinge brachte seine Familie diesmal in seinen Besitz, alle werden zu Yasmin Almenräder nach Mülheim kommen. Der teuerste war ein Champs Elysees-Bruder zum Gr. II-Sieger Colomano (Cacique). Der attraktive Hengst, teuerster Fährhofer an diesem Tag, kostete immerhin 140.000 Euro, die Opposition bestand aus Klaus Allofs, der in entscheidenden Bietephase aber dann doch zurücksteckte. Nach Mülheim gehen auch zwei Soldier Hollow-Nachkommen, ein Hengst aus Ebbesloher Zucht und eine Vif Monsieur-Schwester aus Auenquelle. Bierkämpers Sohn Frank erwarb für 70.000 Euro einen Authorized-Hengst aus Wittekindshof.

Ein willkommener Käufer war mit gleich fünf Zuschlägen unterschiedlicher Preisstruktur der in Hong Kong ansässige Justin Behan. Unter dem Label Orbis Bloodstock erwarb er u.a. einen Soldier Hollow-Sohn aus Auenquelle, ein ausgesprochen athletisches Pferd, für 120.000 Euro, zudem im mittleren Segment Söhne von Sea The Moon und Pastorius. „Alle werden jetzt direkt in die Quarantäne und dann nach Australien gehen“, erläuterte er, „selbstverständlich werden sie auf Grund ihrer Geburtsdaten alle Zeit der Welt bekommen. Pferde im Training sind in Europa inzwischen sehr teuer geworden, deshalb steigen wir halt jetzt auf dem Jährlingsmarkt ein.“

Hans-Gerd Wernicke musste sich mehrfach mit der Rolle des Unterbieters zufrieden geben, doch bei der rechten Schwester seines aktuellen Gruppe-Siegers Wai Key Star (Soldier Hollow) gab er sich nicht geschlagen. Bei 140.000 Euro fiel der Hammer, „ich musste ja an ihr interessiert sein“, sagte er, der auf der Bahn eine bemerkenswerte Woche hatte. Natürlich geht seine Neuerwerbung nach Riem zu Sarah Steinberg ins Training.

Rüdiger Alles von der Internationalen Vollblutagentur (IVA) gehörte zu den aktivsten Käufern des Tages, in erster Linie natürlich für Albrecht Woeste vom Stall Grafenberg. 130.000 Euro kostete eine vom Gestüt Karlshof angebotene Soldier Hollow-Tochter der Gr. I-Siegerin Sortilege, gekauft natürlich mit Blickrichtung „Diana“. Die junge Stute vertritt die erfolgreichste Linie von Karlshof, war ein tadelloses Modell. 110.000 Euro kostete der New Approach-Sohn Djucan aus der Gruppe-Siegerin Djumama (Aussie Rules), unwesentlich günstiger mit 95.000 Euro war ein über das Gestüt Westerberg angebotener Holy Roman Emperor-Sohn der einstigen Champion-Zweijährigen Diamond Dove (Dr. Fong). Es ist anzunehmen, dass  dieses Trio nach Köln zu Waldemar Hickst in den Stall kommen wird.

Unterbieter bei dem Diamond Dove-Sohn war Peter-Michael Endres, Co-Besitzer des Gestüts Auenquelle. Unter diesem Namen erwarb er zwei junge Hengste,die wohl nach Mülheim gehen werde. Der Kölner Trainer Henk Grewe ersteigerte zudem noch für ihn für 52.000 Euro einen Röttgener Reliable Man-Sohn, der wohl auch die Auenqueller Farben tragen könnte.

Erfreulicherweise gab es auch neue Käufer am Ring. So den Schweden Mikael Tjerström, der in norwegischem Auftrag einen Soldier Hollow-Sohn aus Auenquelle mit Namen Auenfürst für 120.000 Euro erwarb. Katrina Eriksson wird den Bruder des in Hong Kong vielfach erfolgreiche Andoyas (Lando) künftig trainieren. Manfred Krauser, in Australien aktiver Österreicher, dort schon längere Zeit als Besitzer aktiv, sicherte sich für 110.000 Euro einen vom Gestüt Park Wiedingen angebotenen Camelot-Sohn aus der „Flamingo“-Familie. Er wird direkt nach Australien gehen, dort von Darren Weir trainiert, Krauser hat dort bereits zahlreiche Pferde im Training. Er ist Anteilseigner an Humidor (Teofilo), der gerade die Memsie Stakes (Gr. I) gewinnen konnte.

Dr. Stefan Oschmann war ebenfalls nicht vergeblich nach Iffezheim gekommen. Holger Faust von der HFTB Racing Agency, der an gleicher Stelle vor einigen Jahren für Darius Racing den späteren Derbysieger Isfahan gekauft hatte, war diesmal final bei der rechten Schwester von Tusked Wings (Adlerflug) dabei. Die Schlenderhanerin, ein attraktives Modell, erlöste glatte 100.000 Euro, Henk Grewe wird sie trainieren. Zwei weitere „Adlerflüge“ dürften ebenfalls demnächst in den Farben von Darius Racing antreten, eine Tochter der Astilbe und ein attraktiver Hengst zum zivilen Preis von 34.000 Euro aus Brümmerhof aus der Familie von Messi (New Approach).

Erhebliches Medieninteresse bestand natürlich an der Lot-Nummer 202, dem Kamsin-Bruder der Derbysieger Windstoß (Shirocco) und Weltstar (Soldier Hollow). Möglicherweise störten sich die Interessenten an dem Vater, denn für 130.000 Euro wurde er zurückgekauft. Auch der Pivotal-Sohn Kaspar, dessen Kaufzettel bei 140.000 Euro von der IVA-Alles unterzeichnet wurde, war laut Frank Dorff vom Gestüt Röttgen ein Rückkauf.      



BBAG-Jährlingsauktion

 20182017
Angeboten247252
Verkauft158180
Umsatz€6.056.500€7.869.500
Schnitt€38.332,28€43.719,44

BBAG-Jährlingsauktion - Salestopper

PferdAnbieterKäuferPreis

St., v. Sea The Stars-Monami 

EtzeanBlandford BS€280.000
H., v. Siyouni-WaldtrautBrümmerhofGodolphin€280.000
H., v. Golden Horn-NinfeaRonald RauscherGodolphin€205.000
St., v. Amaron-RondinayEtzeanMeridian International€160.000
H., v. Gleneagles-Norwegian PrideBrümmerhofPeter & Ross Doyle BS€150.000
St., v. Soldier Hollow-WakytaraPark WiedingenRTC GmbH€140.000
H., v. Champs Elysees-CoderaFährhofStall Mandarin€140.000
St., v. Soldier Hollow-SortilegeKarlshofIVA Alles€130.000
H., v. Soldier Hollow-Alisar Auenquelle Orbis Bloodstock €120.000 
H., v. Soldier Hollow-AuengunstAuenquelleMikael Tjernstörm€120.000

Verwandte Artikel: