Und so – vorbei. Das Festival 2023 Geschichte, Vergangenheit. Nur noch im Rückspiegel zu betrachten. Gemessen, vermessen, abgewogen. Analysiert, bewertet, gewertet. Gefeiert, getrauert, bereut. Gewinner, Verlierer. 28 Sieger und 112 Platzierte, und die „also-runs.“ Alle, die ihr Bestes gaben. Alle, die auch dieses Festival zu dem atemberaubenden, herzstoppenden, atemlosen, spannenden, dramatischen, ausgelassenen, angespannten – kurz: besonderen- Spektakel machten, wie es eben nur Cheltenham kann.
Wenn eine Veteranin der englischen Journalisten-Szene, seit Jahrzehnten auf den Rennbahnen der Welt unterwegs, den einleitenden Dienstag (Constitution Hill/Honeysuckle) als den „besten Tag ihres Lebens [auf einer Rennbahn]“ bezeichnet, liegt die Messlatte hoch. Die Hauptprüfungen des dritten Tages fanden im Newsletter der letzten Woche noch kurze Berücksichtigung. Sire Du Berlais´ Überraschungssieg in der Stayers Hurdle, Envoi Allens toller Erfolg in der Ryanair Chase. Michael O`Leary, Boss der Airline und somit Sponsor des Rennens, hatte zudem dafür gesorgt, dass die Mares´ Novice Hurdle auf der gleichen Karte in Erinnerung an Jack de Bromhead gelaufen wird. Somit war Envoi Allens Erfolg ein weiterer emotionaler Höhepunkt des Meetings, wird doch der Wallach (wie bereits berichtet) inzwischen von Henry de Bromhead trainiert.
Beste Stimmung auch nach der einleitenden Prüfung des Donnerstag, der Turners Novices´ Chase (Gr.I, ca. 4000m). Der Sieger Stage Star (Paul Nicholls, Harry Cobden) läuft in den Farben der „Owners Group“; diese Form der Besitzergemeinschaft hatten wir in einer der letzten Ausgaben der Turf-Times etwas ausführlicher betrachtet. Der Fame and Glory-Sohn, der von der Spitze aus ein famoses Rennen lief und u.a. den heißen Favoriten Mighty Potter (Gordon Elliott, Davy Russell) sicher in Schach halten konnte, hat somit rund 3.000 Besitzer, auch aus Deutschland. 20 Teilhaber durften in den Führring, hunderte säumten, mit Schals in den Rennfarben entsprechend sichtbar, Führring und Siegerzirkel; es wurde voll auf dem Siegerpodest. Für Trainer Paul Nicholls war es der erste Festival-Sieger seit 2020; der 60jährige, vielfacher britischer Champion-Trainer, feierte den Erfolg entsprechend enthusiastisch. Auch am Freitag lief es gut für Nicholls. Der von ihm trainierte Stay Away Fay gewann als 18-1 Chance überraschend die Albert Bartlett Novices´ Hurdle (Gr.I, ca. 4800m); sein Bravemansgame verkaufte sich als Zweiter im Gold Cup dann auch in der Niederlage ausgezeichnet.
Zwei Pferde bestachen am letzten Tag des Meetings besonders. Die JCB Triumph Hurdle (Gr.I; ca. 3300m) ist die einzige Prüfung des Meetings, die eine Altersbeschränkung hat. Juvenile-Prüfungen sind – je nach Jahreszeit – nur offen für 4j. Pferde, somit die jüngsten über Hürden. Das Rennen wurde nicht nur von Trainer Willie Mullins dominiert, der tatsächlich die vier Erstplatzierten des Rennens stellte. Die ersten Drei waren allesamt Stuten, die somit nicht unerheblich von der entsprechenden Gewichtserlaubnis profitieren. Siegerin Lossiemouth (Great Pretender), wie so viele Pferde im Mullins-Stall französisch gezogen, hatte sich bei ihrem letzten Start Anfang Februar in Dublin etwas überraschend der Stallgefährtin Gala Marceau geschlagen geben müssen; diese Form stellte die bildschöne Schimmelstute nun nachdrücklich gerade. Tatsächlich siegte Lossiemouth nicht nur; ganz dem Renntitel entsprechend triumphierte sie. Die Art und Weise, mit der sie im Schlußbogen an der Außenseite, nicht nur am Gebiß sondern pullend ihrem Jockey Paul Towend die Zügel gleichsam aus der Hand nahm, der Spitze – und einem überlegenen Sieg – entgegenstrebte, war mehr als sehenswert und eine der Sternstunden des Meetings.