"Der schwierigste Teil meiner Arbeit war heute, das Pferd nach dem Rennen anzuhalten". Mit diesem Satz von Johnny Murtagh nach dessen vierten Sieg in den King George VI and Queen Elizabeth Stakes ist eigentlich schon alles gesagt: Zu dem grandiosen, eindrucksvollen Erfolg des Monsun-Sohnes in Englands wichtigstem Altersgewichtsrennen über 2400 Meter, zu der bemerkenswerten Bahnrekordzeit, zur spielerischen Leichtigkeit, mit der er Cracks wie den irischen Derbysieger Trading Leather, den Stoute-Aufsteiger Hillstar oder Frankreichs Liebling Cirrus des Aigles stehen ließ wie ordinäre Handicapper.
Die mütterliche Linie ist hier mehrfach genauer unter die Lupe genommen. Begonnen hat die Geschichte von Novellist aus Sicht von Dr. Christoph Berglar am 1. September 1990 in Iffezheim. Damals ersteigerte er in Iffezheim bei der BBAG für 26.000 Mark die Jährlingsstute Narola (Nebos), angeboten von den Erben von Margit Gräfin Batthyany. Narola ist die dritte Mutter von Novellist, mit Abstand der beste Nachkomme dieses Zweiges der Familie, die auf die 1910 geborene Catnip (Spearmint) zurückgeht. Eine Linie, die den deutschen Rennsport nahezu ein Jahrhundert geprägt hat.
Inzwischen ist das Stonereath Stud der Familie Berglar in Kentucky die Heimat von Novellists Mutter Night Lagoon, dieses Jahr wurde sie von Bernardini (A.P. Indy) gedeckt, was eine besonders prominente Buchung ist. Vor einigen Wochen ist in Kentucky ein Stutfohlen von Manduro aus der Night Lagoon zur Welt gekommen. Die zwei Jahre alte Ninfea (Selkirk) steht bei Andreas Wöhler. Ansonsten ist die direkte Familie der Narola in Deutschland nicht allzu stark vertreten. Etzean hat mit Navajo Queen vor zwei Jahren in Deauville über Tina Rau eine rechte Schwester von Novellist gekauft und damit einen echten Coup gelandet, der 2012 geborene Navigator (Dashing Blade) kommt zur Jährlingsauktion der BBAG nach Iffezheim.
15 Prozent der Nachkommen von Monsun sind Black Type-Sieger, ein nahezu sensationeller Wert, der angesichts der gewaltigen Bücher, die gefragte Hengste heutzutage decken, kaum noch wiederholbar ist. 2001 sind 84 Bedeckungen zu verzeichnen, seine höchste Zahl überhaupt, geradezu lächerlich gegenüber den dreistelligen Nummern die etwa Hengste wie Galileo aufzuweisen haben, ganz zu schweigen von einem extrem populärem Fastnet Rock, der in zwei Hemisphären tätig ist und möglicherweise die 400er Marke knackt.
Natürlich ist es zu früh, um über die Zukunft von Novellist zu spekulieren. "Eine von mehreren Möglichkeiten wäre es, ihn fünfjährig im Training zu behalten", sagt Dr. Christoph Berglar, der Besitzer und Züchter. Und im Hinblick auf eine mögliche Deckhengstkarriere: "Eine 'europäische Lösung' wäre sicher auch im Interesse vieler deutscher Züchter. Ob sich das realisieren lässt, kann ich derzeit nicht beurteilen." Eines schließt er in jedem Fall aus, ein Wechsel in das familieneigene Stonereath Stud in die USA. "Es wird auf keinen Fall Hengstgestüt werden", sagt er.
Abschließend noch ein Blick auf den Wettmarkt für den Prix de l'Arc de Triomphe (Gr. I). Sechs Pferde bewegen sich im Bereich zwischen 70:10 bis 90:10, Novellist ist zusammen mit Flintshire (Dansili), Al Kazeem (Dubawi) und Orfevre (Stay Gold) bei den Buchmachern, wie etwa RaceBets, zu Kursen um die 70:10 zu haben - eine logische Co-Favoritenstellung. Auch Intello (Galileo) wird noch zu niedrigen Kursen angeboten, auch wenn im Moment sicher noch nicht klar ist, ob er überhaupt dort läuft.