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Cheltenham 2014: Preview Teil 2

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 305 vom Donnerstag, 27.02.2014

Der Superstar kann derzeit nicht laufen: Sprinter Sacre - hier mit Barry Geraghty in Aintree. www.galoppfoto.de (Archiv) - John James ClarkDer Superstar kann derzeit nicht laufen: Sprinter Sacre - hier mit Barry Geraghty in Aintree. www.galoppfoto.de (Archiv) - John James ClarkDas Festival in Cheltenham, dem Mekka des Hindernissports, findet vom 11. bis 14. März statt. Teil I haben wir in Ausgabe 304 veröffentlicht - Klick zur Story - hier nun Teil II der Vorschau von unserer Autorin Catrin Nack.

Die Bombe schlug am Sonntagnachmittag ein und  verbreitete sich über die sozialen Netzwerke wie ein wahres Lauffeuer: Sprinter Sacre Nichtstarter! So absolut überraschend war das nicht, hatten doch die Beteuerungen, alles sei okay mit dem Superstar der Szene, immer lauwarmer geklungen; doch nun fehlt  eine der ganz großen Attraktionen des Meetings, und nur zwei Tage später musste auch Trainer Colin Tizzard bekannt geben, dass sein Stallcrack Cue Card das Meeting - sein Hauptziel war der Gold Cup - wegen einer Verletzung (Muskelzerrungen im Rücken) wird auslassen müssen.  Sprinter Sacre hingegen hatte sich nicht zufriedenstellend von seinen Herzproblemen erholt, Rennbahn-Galopps waren kurzfristig abgesagt worden und seine Arbeit zu Hause entsprach nicht mehr den hohen Ansprüchen seines Teams. Der Wallach wird sich nun in der Klinik in Newmarket weiteren Tests unterziehen müssen, man hofft natürlich, ihn in der Saison 2014/15 wieder an den Start zu bringen.

Der vom Gestüt Schlenderhan gezogene Irving (Singspiel) untermauerte seine Spitzenstellung im Wettmarkt der Supreme Novice Hurlde und sollte nach der Leistung vom 22. Februar in Kempton hier nun das zu schlagende Pferd sein. Trainer Willie Mullins brachte nach wie vor kein Licht in ein mögliches Ziel seines "Wunder-Stute" Annie Power, "wie bei allen meinen Pferden werde ich auch hier erst eine Woche vor dem Festival entscheiden", diktierte er Journalisten in die Blöcke, vergaß dabei nur zu erwähnen, dass die Ziele von Hurricane Fly, Quevega, Ballycasey und zumindest Champagne Fever wohl mehr als fest stehen. "Ich habe Besitzer, die mich meine Arbeit machen lassen. Sie sind hier, weil sie meine Arbeit schätzen, und lassen mich die Entscheidungen treffen. Sonst wären sie wohl auch nicht in meinem Stall." So Mullins weiter, der im Übrigen selber unwettbare 2-5 steht, Top Trainer des Meetings zu werden.

Tag 2 in Cheltenham

Neptune Investment Novice Hurdle (Grade 1, 2m5f)

Die Novice Hurdle über die Zwischen-Distanz, die viele für die erfahrenen Cracks so schmerzlich vermissen (es gibt kein Grade 1-Hindernis-Rennen mit einer Distanz zwischen der Champion Hurdle und der World Hurdle).

Auf dem Papier ist dieses Rennen ein Zweikampf zwischen dem Iren Faugheen (Willie Mullins, verm. Ruby Walsh) und dem Shirocco-Sohn Mit guten Chancen in den Neptune Investment Novice Hurdle am Start: Der Shirocco-Sohn Red Sherlock. Foto: Toby Connors aus dem Stall von David Pipe. Faugheen, ein Germany-Sohn im Besitz von „Annie Power“ Mrs. Ricci, ist in Irland ungeschlagen und hat zuletzt bei mehr als unpassendem Rennverlauf sehr überlegen gewonnen, er steht allerdings auch für die Albert Bartlett Hurdle unter Order, für die er mit sehr unterschiedlichen Quoten gelistet ist. Mullins sollte  ebenfalls mit Briar Hill vertreten sein, der im letzten Jahr hier den Bumper gewann. Zu längeren Quoten interessant könnte Ballyalton (Ian Williams) sein, der allerdings zuletzt in Cheltenham unter Wert geschlagen war; der Boden sollte nicht zu abgrundtief sein. Er hätte nun eine schöne Pause, und steht auch nur für dieses Rennen unter Order.

Champion Bumper (Grade 1, 2m110y)

Das vierte Grade 1-Rennen des Tages ist der Champion Bumper, für den leider noch eine verwirrende Vielzahl von Pferden unter Order ist. Favorit ist im Moment der Heron Island-Sohn Black Hercules aus dem Stall von Willie Mullins, der allerdings im letzen Jahr mit einem großen Außenseiter gewann. Als Faustregel für dieses Rennen gilt, dass irische Pferde, am besten aus dem Stall von Mullins, die besten Chancen haben, allerdings reitet Ruby Walsh nicht zwingend die erste Wahl; hier kommen häufig die Söhne des Trainers zum Zuge. Ein kleines Quartier vertritt Zeroeshadesofgrey (Trainer Neil King), der allerdings evtl. erst in Aintree antreten könnte. Wie ein Flachpferd erster Güte ist El Namoose gezogen (die Mutter ist eine Schwester zu Elusive Quality); Trainer John Ferguson wartet noch auf seinen ersten Festival-Treffer. Nicht unerwähnt bleiben sollten auch Vigil (Dermot Weld), der den Bumper am Irish-Hennessy Tag in Leopardstown in toller Manier gewann.

Third Act vertritt die Farben von Cue Cards Besitzern Bob und Jean Bishop, die auch auf den fest eingeplanten Theatre Guide verzichten müssen. Vielleicht kann es hier Kompensation gegeben. Allerdings treten hier naturgemäß immer eine Vielzahl wenig geprüfter Pferde an, die so gut wie alle zumindest schon einen Bumper gewonnen haben, die Wahl ist schon am Tag selber schwer genug und reine Gefühlssache; durch die schweren Bodenverhältnisse ist auch das Vergleichen von Siegzeiten in diesem Jahr ein sehr unzuverlässiger Gradmesser.

Weiterhin wird am Mittwoch die Cross Country Chase gelaufen, ein echter Publikumsmagnet. Hier gilt es einen ganz anderen Kurs als die „normalen“ Hindernisrennen zu bewältigen, müssen Hecken, Mauern, Wälle, Gräben, Senken und Schranken über- und durchquert werden, die Zuschauer können hier auch von der Mitte der Bahn aus zuschauen. Ungekrönter König der Cross Country Trainer ist Enda Bolger, dessen Stall gerade den tragischen Tod eines jungen Nachwuchsreiters verkraften muss; er hat bereits vier Mal diese Prüfung gewonnen, die auch erst 2005 ins Programm genommen wurde und zeichnet im Moment für fünf Nennungen verantwortlich. Der 13jährige Uncle Junior ist inzwischen ein Senior, aber an einem guten Tag sicher noch gut genug, und sollte Philip Hobbs seinen Duke of Lucca antreten lassen und diesem der Kurs zusagen, so kann der hier alle schlagen.

Tag 3 in Cheltenham

World Hurdle (Grade 1, 3m)

Hoffnung aufs Comeback: Big Buck's - hier mit Ruby Walsh im Sportingbet Long Distance Hurdle. www.galoppfoto.de (Archiv) - John James ClarkHoffnung aufs Comeback: Big Buck's - hier mit Ruby Walsh im Sportingbet Long Distance Hurdle. www.galoppfoto.de (Archiv) - John James Clark

Donnerstag ist World Hurdle Tag. Das Rennen steht natürlich ganz unter dem Motto: Big Buck's or not Big Buck's. Über sein Comeback nach der Sehnenverletzung haben wir hier in der Turf-Times  ausführlich berichtet,  und wenn die Generalprobe nicht ganz nach Plan lief, so muss es nun im "Big One" einfach klappen. Ein Rennbahngalopp zusammen mit Trainingsgefährten Silviniaco Conti verlief in der letzten Woche mehr als zufriedenstellend, Paul Nicholls wird nicht müde zu betonen, dass Big Buck´s seine beste Chance des Meetings sei. Der Schock-Bezwinger Knockara Beau wird nicht in Cheltenham antreten, und wenn At Fishers Cross, der in der Generalprobe, der Cleeve Hurdle, auch vor Big Buck's war, wieder laufen sollte, so ist er sicher kein Angstgegner. Wenn, dann wäre hier Annie Power eben dies, und dieses Rennen ist nach dem Ausschlussverfahren eigentlich zwingend das Rennen, in dem sie laufen sollte. Es hätte schon tragische Ausmaße, wenn es denn ausgerechnet ihr – mit Ruby Walsh im Sattel – gelingen sollte, den großen Big Buck's an dieser Stätte zu besiegen, nachdem Walsh und Big Buck's hier in vier vorherigen Austragungen der Prüfung schlichtweg unbesiegbar waren.  Abgesehen von Annie Power kann sich Big Buck´s dann eigentlich nur selber besiegen; nach Form und Klasse ist kein weiterer ernsthafter Gegner im Rennen, auch wenn wohl der hochklassige Chaser Mount Benbulben dem Vernehmen nach nachgenannt werden soll.

Ryanair Chase (Grade 1, 2m5f)

Die Mitteldistanzen-Chase, die Brücke zwischen der Champion Chase und dem Gold Cup, und ein Rennen mit einer erst kurzen Geschichte beim Festival, die erste Austragung war erst im Jahr 2005. In diesem Jahr eine sehr offenen Angelegenheit, der Favorit steht fast 50:10, und First Lieutenant, der immerhin als dritter Favorit notiert, könnte im Gold Cup antreten (Besitzer Gigginstown Stud hat hier aber mit Last Instalment wohl ein heißeres Eisen im Feuer). Fragezeichen stehen hinter vielen Startern, Favorit Al Ferof ist immerhin dreifacher Kursieger, kommt aber in dieser Saison aus einer Verletzungspause, hat in dieser Saison mehr verloren als gewonnen. Allerdings wollte ihn Besitzer John Hales  so gerne im Gold Cup sehen, so dass die letzten beiden Rennen einfach zu weit waren,  nun hat Hales verstanden, dass  auch Al Ferof keinen Gold Cup gewinnen wird; ein Traum,  den schon der legendäre One Man und der so eisenharte Neptunes Collonges ihm, Hales, nicht erfüllen konnten. Dynaste vertritt den Stall von David Pipe, der immer große Erwartungen an ihn hatte, die der schicke Schimmel immer nur in Ansätzen erfüllt. In dieser Saison lief kaum etwas zusammen, und er muss sich durchaus rehabilitieren. Benefficient gewann vor Jahresfrist hier die Jewson, wo er u.a. Dynaste schlug, und fand zu dieser Form zurück, als er in Leopardstown über erweiterte zwei Meilen ein hochklassig  besetztes Grade 1-Rennen gewann. Er hat auch eine Nennung für die Champion Chase, für die er ähnlich kurz notiert. Trainer Tony Martin wird sich hier erst ganz spät in die Karten gucken lassen und hätte sicher gerne wieder Bryan Cooper an Bord, der aber ja nun Stalljockey für Gigginstown Stud ist. Ein Pferd für Verwegene könnte erneut Baily Green sein, im letzen Jahr als großer Außenseiter Zweiter zu Simonsig in der Arkle Chase. Seitdem lief nicht mehr viel zusammen für den einstmaligen Seriensieger, aber wenn Trainer Mouse Morris noch einmal den Schlüssel zu diesem Pferd findet, ist vieles möglich. Offen wie ein Scheunentor, viele der hier genannten Pferde haben nach wie vor diverse Optionen. Oscar Whisky ist nach Klasse wohl das mit Abstand beste Pferd, er ist auch mehrfacher Kurssieger, allerdings noch nie beim Festival. Als relativ spätberufener Chaser (er ist nun neun und dies ist seine erste Saison über die großen Sprünge) war er allerdings dort bisher in der Champion- oder der World Hurdle unterwegs. Dies könnte daher auf dieser Bühne eine leichtere Aufgabe sein, aber natürlich nicht ohne Prüfsteine. Taquin du Seuil (Jonjo O'Neill) war einmal vor, einmal hinter Oscar Whisky, mit AP McCoy wird er sicher seine Fans haben. Wer immer aus dem Mullins-Aufgebot hier letztendlich an den Start kommt, wird sicher automatisch einer der Favoriten, auch Paul Nicholls hat in diesem Rennen noch diverse Optionen, sein Wonderful Charm notiert im Moment als Favorit.

In der Byrne Plate (Grade 3 Handicap Chase, 2m4f) soll dem Vernehmen nach Hunt Ball antreten, in den letzten Jahren einem der Shooting Stars der Szene. Damals noch bei Keiran Burke im Training, legte der Wallach in der Saison 2011/12 seine Serie von 7 Siegen aufs Parkett und gewann auch beim 2012er Festival. Berühmter wurde nur sein damaliger Besitzer Anthony Knott, ein Farmer, dessen ansteckender Enthusiasmus zuerst die Fans begeistere, der dann aber in Exzentrische abglitt, durch einen Helikopterflug in einem Sperrgebiet für Schlagzeilen sorgte und 2013 gar eine Strafe zahlen musste, da Hunt Ball in Cheltenham mit einem Logo des Buchmachers „Paddy Power“ im Fell an den Start ging, Trainer Keiran Burke bestätigte später, dass nur sein energisches Eingreifen verhindert hatte, dass Hunt Ball komplett grün angemalt starten würde. Im nachfolgenden Streit zwischen Besitzer und Trainer schmiss ersterer alles hin und verkaufte Hunt Ball an ein Syndikat von Besitzern, die ihn nach Amerika exportierten, wo allerdings gar nichts zusammenlief. Nun zurück in England, hat Hunt Ball Quartier bei Nicky Henderson bezogen und war bisher einmal – zufriedenstellend – am Start. In der Byrne Plate unbedingt Colour Squadron (Philip Hobbs) beachten.

Noch zwei Nennungen hat Dunguib. Der Wallach gewann 2009 (!) den Champion Bumper, schien das neue Wunderpferd. Zwei weitere Starts beim Festival brachten dann leider an dieser Stätte keine weiteren Erfolge, 2011 schien nach einer Verletzung das Karriereende da zu sein. Doch im Januar diesen Jahres meldete sich der Wallach nach drei Jahren fast schon sensationell zurück und hat inzwischen beim zweiten Start sogar gewonnen, immerhin ein Grade 2-Rennen. Trainer Philip Fenton hat allerdings im Moment mit einem drohenden Verfahren wegen unerlaubter Mittel zu kämpfen, in seinem Stall wurden Steroide gefunden; auch sein Gold Cup Starter Last Instalment kam mit bemerkenswerten Erfolgen aus einer langen Verletzungspause. Die Anklagepunkte liegen allerdings zwei Jahre zurück und wurden gelinde gesagt verschleppt, beide Pferde wurden nach ihren Siegen untersucht und negativ getestet. Fentons Stall soll vor Cheltenham nun auch speziell von der BHA (British Horseracing Authority) kontrolliert werden. 

Wo immer er startet, sollte man  immer auch ein Auge auf Cause of Causes haben. Der Wallach wurde und wird von seinem überaus cleveren Trainer Gordon Elliot mehr als gezielt für Cheltenham vorbereitet und hat noch diverse Nennungen;  klein, ist der Wallach ein eisenharter Kämpfer, der im Rennen der Wahl des Trainers eine erste Chance haben muss.


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