Drucken Redaktion Startseite

Post aus Prag - Sprinter, Steepler und eine Absage

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 513 vom Freitag, 13.04.2018

Es gibt verschiedene Wege, wie man die Saison beginnen kann und jedes Rennsportland hat da seine eigene Tradition. In Prag zum Beispiel startet man seit den 20er Jahren mit dem 1200 Meter langen Gomba Handicap, das nach dem besten Sprinter Österreich-Ungarns benannt ist. Bratislava schreibt lange Jahre die Steeplechase Frühjahrspreis von Petrzalka als Hauptrennen des erstes Renntages aus, eine Art Erinnerung an die Zeiten, als sich die slowakische Rennbahn mehr auf Hindernisrennen spezialisierte.

Beide Renntage gingen am vergangenen Sonntag vor einem zahlreichen Publikum über die Bühne. Im Kontrast dazu startete die inzwischen ziemlich verdünnte Rennsaison in Wien mit einer weiteren Hiobsbotschaft. Am Montag genau um 12:02 wurde vom ÖRV-Wien Freudenau eine Absage des auf den 16. September geplanten Renntages in der Freudenau verschickt. Wie es heißt: aus wirtschaftlichen Gründen und trotz unterzeichneten Verträgen. Nachdem sich die Veranstalter im Herbst wegen der Wiederbelebung der Kultrennbahn mächtig feiern ließen, ist es für die ganze Region mehr als bitter. Mit Ausnahme des auf September geplanten Austrian Derby in Ebreichsdorf bleibt somit vom Rennsport in Österreich so gut wie nichts übrig.

Der Mann des Tages in Prag war der 17-jährige Nachwuchsreiter David Liska. Seit seinem letztjährigen Sieg im tschechischen St. Leger mit Nagano Gold (Sixties Icon) ist er zu den meistbeschäftigten Reitern des Landes aufgestiegen und ist praktisch der erste Mann am Stall von Václav Luka im südböhmischen Bosovice. Am letzten Wochenende hat er fünf  Rennen gewonnen, vier davon am Sonntag in Prag. „Er hat seit dem letzten Jahr wieder einen großen Schritt nach vorne gemacht. Er ist enorm motiviert und hat bereits in diesem Alter das gewisse Etwas. Ein ähnliches Potential habe ich vor ihm nur bei Bauyrzhan Murzabayev und Václav Janácek gesehen,“ meint Luka.

Im Hauptrennen landete Liska allerdings mit dem Favoriten Nine Ou Four (Medicean) im geschlagenen Feld. Der Sieg im Gomba handicap (1200 m, ca. 5.300 Euro) ging an den Titelverteidiger Master Of Gold (Gold Away), der eigentlich kein richtiger Sprinter ist. Trainer Greg Wroblewski brachte ihn aber ähnlich wie vor einem Jahr in Topform heraus und der 7-jährige Wallach konnte mit dem polnischen Champion Szczepan Mazur noch vor der Ziellinie die stark laufenden Henrytheaeroplane (Henrythenavigator) und Sign Of The Zodiac (Clodovil) abfangen. Dem im Gestüt Küssaburg geborenen Hello Hobby (Intense Focus) fehlten vom fünften Platz 3 1/4 Längen auf den Sieger. Unter den sieglosen Dreijährigen zeigte sich dem vom Gestüt Etzean gezogene Forever Dry (Jukebox Jury) die klassische Hoffnung von Trainer Josef Vána. Letztendlich fand aber der Schimmel die 1800 Meter zu kurz und belegte unter der jungen Reiterin Simona Laubeová den dritten Rang.

Einen Tag früher öffnete auch die nordböhmische Rennbahn Most ihre Pforten. Alle sechs Rennen wurden von Pferden einheimischer Zucht gewonnen, vorwiegend von Owner-Breedern wie Rabbit Trhový Stepánov oder Darhorse. Einen Züchtertreffer landete aber auch der bei Trainer Pavel Tuma tätige Jockey Jakub Pavlícek, der seinen selbstgezogenen Kissi Sturm (Rosensturm) sogar selbst zum Sieg steuerte. Der Ritt des Wochenendes kam allerdings in einem Ausgleich V für Amateurreiter zustande. Noch am Vormittag nahm die Tierärztin Ivana Machacová am Prager Halbmarathon teil und schaffte es in der Zeit 1:39,10 ins Ziel. Danach fuhr sie nach Most, kam während der Rennen an und stieg in der letzten Tagesprüfung in den Sattel von Armanno (Tiger Café). Die Gegner machten es der Amazone nicht leicht, schließlich machte sie aber ihren Sieg nach dem Richterspruch „Kampf Hals – Hals“ perfekt.

In Bratislava holte sich einen großen Hindernissieg mehr der Trainer Jaroslav Brecka. Als Favoritin der Steeplechase 45. Jarná cena Petrzalky (3800 m, 2800 Euro) ging zwar seine Meny Bay (Footstepsinthesand) auf den Start, am Ende setzte sich aber ihre Trainingskollegin und Vorjahressiegerin Rain Magna (Magnus) aus dem Stall KCL Slovakia unter Jan Kratochvíl durch. Zweiter wurde Trip To Sydney (Sunday Break), ein Halbbruder des Gruppesiegers Trip To Rhodos, vor Summer Hill (Lidohill). Im Dreijährigen-Rennen über 1600 Meter machte der von Zuzana Kubovicová trainierte Risk (No Risk At All) aus dem Stall Mostry Senica auf sich aufmerksam. Mit Jirí Palík lief er allen davon und feierte einen Sieg im Stil „hochüberlegen 7“ vor dem von Gestüt Helenenhof gezogenen Anduril (Distant Music) und Poklad (Tempeltänzer).

Martin Cáp, Prag

Verwandte Artikel:

Block: Adsense 728 x 90
Google AdSense 728x90