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Post aus Prag - Lokotrans holt sich die 2000 Guineas

Das Team um den klassischen Sieger San Sebastian. Foto: offiziell - Tomás Holcbecher

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 817 vom Freitag, 17.05.2024

Mit einer Überraschung endeten die tschechischen 2000 Guineas – Conseq Velká jarní cena (1600 m, ca. 22.300 Euro) am vergangenen Sonntag in Prag. Eigentlich war alles für einen weiteren klassischen Sieg der dieses Jahr so dominanten Ingrid Janácková Koplíková vorprogrammiert. Die Erfolgstrainerin aus Lysá nad Labem, die in der aktuellen Saison bereits die Sieger der 1000 Guineas und der slowakischen 2000 Guineas sattelte, stellte die Hälfte des zehnköpfigen Feldes inklusive des eindeutigen Siegers des Vorbereitungsrennens Showpower (Showcasing) und drei französischen Hengsten, die ihr tschechisches Debüt gaben. Der Rest des Feldes sollte Außenseiter- und Statistenrollen übernehmen, doch am Ende war alles ganz anders.

Mit großem Speed setzte sich bei seinem Jahresdebüt und drittem Start der Karriere der Schimmel San Sebastian (The Grey Gatsby) mit Martin Laube durch. Der Schützling von Lubos Urbánek hatte im Ziel zwei Längen Vorsprung und gab somit seine Visitenkarte für das Tschechische Derby ab, in das er im März nachgenannt wurde. Hinter San Sebastian belegten die von Janácková Koplíková trainierten Hengste die Plätze zwei bis fünf in der Reihenfolge Zabyak (Dabirsim), Sun Project (Kendargent), Showpower (Showcasing) und Black Gangster (City Light).

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Für den Stall Lokotrans des im Wagonenbau tätigen Besitzers Karel Jalový war es ein zweifacher Erfolg, denn der Hengst stammt aus seiner eigenen Zucht. Die Mutter Santa Padrona (Muhtathir) ist eine zweifache Siegerin auf den Distanzen 2000 und 2400 Meter. San Sebastian selbst begeisterte bereits im letzten Jahr mit seinem siegreichen Debüt im bedeutenden Zweijährigen-Rennen Gerschuv memoriál, danach wurde er noch Dritter im Preis des Winterfavoriten. Ohne ein aktuelles Rennen in den Beinen wurde er am Sonntag auch im Hinblick auf die Dominanz der Pferde aus Lysá nad Labem unterschätzt, Trainer Lubos Urbánek zeigte aber schon mehrmals, dass seine Dreijährige bereits beim ersten Jahresstart voll auf dem Posten sind. Nun soll San Sebastian direkt ins Derby geben, ein Plan, den Lokotrans bereits mit seinem letzten 2000 Guineas Sieger Sir Sun (Power) realisierte. Für Jalový geht somit ein aufregendes Kapitel in der Geschichte seines Stalles weiter. Nachdem er eine große Trainingszentrale in Újezd unweit von Brünn für seine Pferde baute, hatte er vor wenigen Tagen ein Gestüt in der Normandie gekauft und will in Zukunft seine Zucht wesentlich ausbauen. 

Im Prager Rahmenprogramm wurde auch das erste bedeutende Derby-Trial, Dr. Otakar Frankenberger-Memorial (2200 m, ca. 6.100 Euro) gelaufen. Auch hier gab es einen „grünen“ Sieger mit Potential. Der in den Farben des Stalles Drag Consulting laufende Hengst Cheeky Boy (Holy Roman Emperor), vorher bereits Dritter in einem besseren Rennen in Bratislava, kam unter seinem Trainer Michal Demo in den letzten 150 Meter mit einem großen Schlussakkord und fing noch um einen Kopf den Favoriten Pirlo (Amaron) aus der Zucht der Familie Matusche ab.

Mit weiteren 2 1/4 Längen Abstand folgte auf dem dritten Platz die vom Gestüt Ohlerweiherhof gezüchtete Niamey (Bramelot). Die Stute im Besitz einer der populärsten Krimi-Autorinnen Tschechiens Michaela Klevisová hatte sich seit ihrem April-Debüt mächtig verbessert und scheint ein interessantes Pferd für längere Distanzen zu sein. Der Halbbruder der Derby-Siegerin Queen of Beaufay Prometheus (Ectot) blieb auf dem vierten Rang etwas hinter den Erwartungen. (Rennfilm: https://www.youtube.com/watch?v=qvWb9zCu-gA) 

Die Serie der Frühjahrsklassiker in der Region nimmt an diesem Wochende im Warschauer Sluzewiec weiter, wo die polnischen 1000 und 2000 Guineas gelaufen werden, ihren Schluss. Das einzige Land, dass keine klassischen Rennen für dreijährige Pferde veranstaltet, bleibt nach wie vor Österreich, wo es schon mehrere Jahre keinen regelmäßigen Rennbetrieb in der Galoppsparte gibt, 2023 fiel auch das Derby am letzten vorhandenen Renntag aus. Das wird auch in dieser Saison nicht anders sein, allerdings wurde in diesen Tagen die Ausschreibung des „Donau Derby“ (2400 m, 20 000 Euro) als eine Art Nachfolgerennens, das am 4. August in Budapest in Zusammenarbeit zwischen Kincsem National Ltd. und dem Direktorium für Galopprennsport und Vollblutzucht in Österreich stattfinden wird, verkündet. Im Rahmen des Renntages soll auch ein Preis des Jockey Club für Österreich für dreijährige Stuten über 2000 Meter stattfinden.

Martin Cáp, Prag

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