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Post aus Prag - 120 Besitzer holen sich die "Pardubitzer"

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 590 vom Freitag, 18.10.2019

Es war eine Werbung für den Rennsport, wie es sie so in Tschechien wahrscheinlich noch nie gegeben hatte. Etwa 30 000 Menschen auf der Pardubitzer Rennbahn und 2 Millionen Fernsehzuschauer waren dabei, als der 9-jährige Theophilos (Elusive City) mit Josef Bartos der 120-köpfigen Besitzergemeinschaft „Dostihový klub iSport – Vána“ den Sieg in der 129. Großen Pardubitzer (6900 m, ca. 195.000 Euro) bescherte.  Für Bartos war es der dritte Erfolg im größten tschechischen Hindernisrennen und Josef Vána feierte bereits seinen elften Trainersieg. Zweiter wurde Stretton (House Rules) vor dem Außenseiter Chicname de Cotte (Nickname), Mazhilis (Country Reel) und dem von Susanne und Jürgen Kleibömer gezüchteten Ange Guardian (Banyumanik). Der Engländer Rathlin Rose (Bonbon Rose) aus dem Training von David Pipe sicherte sich mit dem 6. Platz noch einen Geldrang, insgesamt kamen 12 von den 20 Starter ins Ziel. 

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Alles in allem war es ein gelungener Jahrgang, auch wenn mit einigen Zwischenfällen. Ein misslungener Startversuch beeinflusste negativ den Anfang des Rennens, da der Tempomacher Bridgeur (Vendangeur) hinten blieb und die ausländischen Jockeys auf der Spitze gingen die ersten Sprünge zu langsam an. Das führte zu vier Stürzen auf dem Taxis-Graben. Die Sprünge von Mahony (Look Honey) und Ribelino (Truth Or Dare) waren zu kurz, auch der in Frankreich erworbene Beau Rochelais (Goldneyev) kam zu Fall. Pech hatte der Vorjahressieger Tzigane du Berlais (Poliglote), der mit Jan Faltejsek zwar das berühmteste Hindernis des Rennens ohne Probleme meisterte, konnte aber danach dem fallenden Ribelino nicht ausweichen.

Erst danach schaffte es Bridgeur an die Spitze zu kommen und sein erfahrener Jockey Jaroslav Myska sorgte um ein vernünftiges Tempo. Nach dem 25. Hindernis sah es nach einer offenen Partie aus, im Schlussbogen kam dann der entscheidende Vorstoß von Bartos auf Theophilos. Der spätere Sieger hatte dann noch Anfangs der Zielgerade eine kleine Krise und die stark endenden Stretton und Chicname de Cotte kamen an ihn noch einmal heran, aber der stark reitende Bartos konnte noch die letzten Reserven seines Pferdes herausholen und setzte sich um 1 1/4 Längen durch.

Theophilos verbrachte den ersten Teil seiner Rennkarriere im Stall Asterblüte und schaffte in der Obhut von Peter Schiergen einige gute Resultate für den Stall Pida in Frankreich, wo er bis auf die Marke 38,5 kam. 2015 wechselte er in den Besitz von Josef Vána, für den er zuerst eine Ausgleich V-Steeplechase auf der Regionalbahn Kolesa gewann. Er zeigte sich damals als ein kompliziertes Pferd, dass einmal in Meran aus dem Führring sprang und zwischen den Zuschauern landete, aber Vána sah schon damals in Theophilos Potenzial. Als dann Journalisten aus der Tageszeitung Sport mit der Idee eines Rennklubs für breite Öffentlichkeit kamen, verpachtete Vána seinen Wallach an die neu gegründete Truppe. Der Rennklub um den frischen Sieger der großen Pardubitzer ist stets offen für neue Mitglieder, der Jahresbeitrag bewegt sich um ca. 80 Euro.

Schon früh gewann Theophilos auch das eine oder andere bessere Rennen in Lysá nad Labem und sogar Pardubitz, das Fernziel war immer ein Start in der Großen Pardubitzer. 2018 musste er im letzten Moment wegen gesundheitlichen Problemen gestrichen werden. In der aktuellen Saison zeigte er seine steigende Form mit einem hochüberlegenen Sieg um 5 Längen im Peruán-Preis, wegen dem Mangel an geeigneten Reitern schickte ihn Vána erst in die letzte Qualifikation im September, wo er unter Bartos den zweiten Platz belegte. Für den Stalljockey war danach Theophilos erste Wahl, auch wenn bis Sonntag nicht klar war, ob er mit der 6900 Meter langen Strecke klar kommt, da er früher als Spezialist für kurze Steeplechases galt.

Als Kontrast zur gelungenen Großen Pardubitzer war diesmal das Rahmenprogramm schwach, im zweiten Höhepunkt des Tages Elbe-Preis liefen nur 5 Pferde und ähnlich war es auch in einigen anderen Rennen. Im Moldau-Preis über 4500 Meter festigte sein Renommee eines aufstrebenden Stars der 5-jährige Evzen (So You Think), der sicher um 3 Längen den fünften Sieg im sechsten Hindernisstart feierte. Die aus der Stauffenberger Zucht stammende Silk (Hernando) holte sich in leichter Manier das 4200 Meter lange Stutenrennen Lata Brandisová Preis und der vom Gestüt Wieselborner Hof gezüchtete Mr Spex (Tai Chi) glänzte im Jan Kaspar-Memorial (4400 m).

Martin Cáp, Prag

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