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Warten auf den Start. Porträt Leon Wolff

Warten auf den Start. Porträt Leon Wolff

Autor: 

Karina Strübbe

TurfTimes: 

Ausgabe 619 vom Freitag, 22.05.2020

Zum Zusehen verdammt sind zurzeit alle Amateurrennreiter im Rennsport, denn das Konzept des Dachverbandes zur Durchführung von "Geisterrennen" beruht unter anderem auf der Argumentation der Ausübung des Berufs. Also keine Rennen für Amateure. Das gilt auch für Noch-Amateurrennreiter Leon Wolff, der im Sommer seine Ausbildung am Rennstall Asterblüte beginnt. Dabei hatte das Jahr 2020 für Leon Wolff ganz hervorragend begonnen. Zehn Mal stieg er zwischen Januar und März in den Sattel, zwei Rennen konnte er gewinnen. Umso schwerer ist die Situation, nicht an Rennen teilnehmen zu dürfen, jetzt. „Es ist aktuell schwer nachzuvollziehen, dass in fast jeder anderen Sportart der Amateursport wieder erlaubt ist und im Galopprennsport leider nicht. Da es bekanntlich sowieso an Nachwuchs fehlt und dieser zum größten Teil aus dem Amateur-Rennsport kommt, ist es für mich schwer zu begreifen", sagt er. Für ihn und alle anderen Amateure bleibt zu hoffen, dass nach der ersten Phase des Neustarts, in der die Berufsausübung im Fokus stand, auch Nicht-Profis wieder in den Rennsattel steigen dürfen.

Emotionen: Leeon Wolff nach seinem ersten Sieg mit Sunbright im Januar in Dortmund. www.galoppfoto.de - Stephanie GruttmannEmotionen: Leeon Wolff nach seinem ersten Sieg mit Sunbright im Januar in Dortmund. www.galoppfoto.de - Stephanie GruttmannBesonders hart für Leon Wolff war das Zusehen am letzten Sonntag, Denn in Köln lief mit der Stute Sunbright das Pferd, mit dem er seine beiden Siege erringen konnte. Fünf Mal saß Leon Wolff in diesem Jahr im Sattel von Sunbright. Sonntag durfte er nicht, stattdessen saß mit Marco Casamento ein Berufsreiter im Sattel. „Das ist besonders schwer für mich, weil ich das Vertrauen des Trainers hätte und die Form auf Sand gerne ebenfalls auf Gras bestätigen würde.“

Doch aufgeschoben ist zum Glück nicht aufgehoben. Leon Wolff ist einer der wenigen jungen Männer im Rennsport und kann 49 Kilo reiten, eine Rarität in heutigen Zeiten. Für ihn ist Jockey der Traumberuf, die Ausbildung ist für ihn die logische Konsequenz. Bevor es im August losgeht, steht noch der Schulabschluss für den Sechzehnjährigen an. „Es ist genau das, was ich schon immer machen wollte.“ Zielstrebig ist Leon Wolff, der auch vor dem ersten Galopp auf einem Rennpferd schon im Reitsport aktiv war und in den Disziplinen Dressur und Western aktiv war. Doch seine wahre Leidenschaft hat Leon Wolff beim Rennsport gefunden. „Seitdem ich das erste Mal einen Kanter auf der Kölner Rennbahn erleben durfte, konnte ich mir nichts mehr anderes vorstellen“, sagt er. Dass der deutsche Galopprennsport gerade nicht die rosigsten Zeiten erlebt, kann ihn nicht aufhalten: „Egal wie es aktuell im Rennsport aussieht, ich hoffe es werden auch wieder bessere Zeiten kommen.“ Für Leon Wolff ist es nicht nur die logische, sondern auch die richtige Entscheidung.

Ole Colonia und Leon Wolff bei der Morgenarbeit. Foto: privatOle Colonia und Leon Wolff bei der Morgenarbeit. Foto: privatViel Zeit für andere Hobbys bleibt da kaum, bereits jetzt reitet er regelmäßig in der Arbeit bei Peter Schiergen und auch bei Caroline Fuchs. Seit April 2019 besitzt Leon Wolff die Lizenz als Amateurrennreiter, konnte die Prüfung als einer der beiden Besten abschließen. Im Oktober durfte er dann das erste Mal im Rennen in den Sattel steigen und das gleich in Baden-Baden. Mit Caroline Fuchs‘ Glorious Warrior ging es gleich über 2400 Meter ran. Wegen nicht funktionstüchtiger Startmaschine gab es dann auch noch Flaggenstart. Als Riesenaußenseiter landeten die beiden zwar unter ferner liefen, doch wurde Frank Fuhrmann auf den jungen Reiter aufmerksam. Mit Ole Colonia passierte Leon Wolff zwar Anfang Januar als Erster den Zielpfosten, doch wurde dieser eigentlich erste Sieg später aufgrund einer positiven Dopingprobe des Pferdes aberkannt. Doch bereits der nächste Ritt zwei Wochen bescherte Leon Wolff dann den tatsächlich ersten Karrieretreffer.

Nun heißt es für Leon Wolff, sich noch etwas in Geduld zu üben, auch wenn das Zusehenmüssen schwer fällt. Sunbright belegte am Sonntag übrigens Platz zwei, eine Halslänge hinter dem Sieger.

Fakten Leon Wolff
Geboren:

17.12.2003 in Köln

Rennreiter seit:Ende 2019
Stall (Arbeitgeber):

Rennstall Asterblüte und Caro Fuchs

1. SiegMein erster offizieller Sieg war mit Sunbright in Dortmund am 27.01.2020
Wie viele Siege haben Sie insgesamt?:

Zwei Siege aktuell, einer wurde mir leider aberkannt.

Größte Erfolge:

Für mich ist jedes Rennen ein kleiner Erfolg.

Was ist Ihr niedrigstes Reitgewicht?    

49 kg

 

15 Fragen an Leon Wolff
Was verbindet Sie mit dem Rennsport und wie fing alles an?

"Ich bin seit 3,5 Jahren mit dem Rennsport verbunden. Seitdem ich das erste Mal einen Kanter auf der Kölner Rennbahn erleben durfte, konnte ich mir nichts mehr anderes vorstellen."

Wie sieht Ihre persönliche Bilanz aus, welche Höhen und Tiefen gab es?

"Meine Höhepunkte waren definitiv meine ersten Siege im Rennsattel. Anfang 2019 erhielte ich die Chance ins Quartier von Peter Schiergen zu wechseln und dort mein Lehrvertrag zu unterschreiben. Tiefpunkte habe ich zum Glück noch nicht erlebt."

Welches große Ziel haben Sie im Rennsport?

"Meine Ziele im Rennsport sind eigentlich recht bescheiden. Ich möchte nach meiner Ausbildung gut vom Rennreiten leben können und natürlich gesund bleiben." Der zweite Sieg unter Dach und Fach. Leon Wolff strahlt im Sattel von Sunbright. Foto: Stephanie GruttmannDer zweite Sieg unter Dach und Fach. Leon Wolff strahlt im Sattel von Sunbright. Foto: Stephanie Gruttmann

Worin liegt für Sie der Reiz Ihres Berufs?

"Der Reiz an diesem Beruf ist, dass ich jeden Tag das machen darf, was mir am liebsten ist."

Was mögen Sie an Ihrem Beruf eher nicht?

"Eigentlich nichts, es wäre jedoch schön wen die Arbeit ein paar Stunden später anfangen würde." 

Wer sind Ihre Vorbilder und warum?

"Ein konkretes Vorbild habe ich nicht. ich nehme mir von jedem das Beste und versuche es für mich umzusetzen. Viel gelernt habe ich jedoch von Alex Pietsch, was die Ruhe im Rennen angeht und um einen kühlen Kopf zu bewahren."

Haben Sie ein Lieblingspferd und wenn ja, warum gerade dieses?

"Aktuell habe ich ein Lieblingspferd, und zwar La Cintura. Sie ist eine zweijährige Stute bei Peter Schiergen, die ich fast jeden Morgen reiten darf. Ich bin sehr gespannt auf ihre Laufbahn und denke, dass in ihr ein sehr gutes Pferd steckt. Sie macht keine Probleme und sie zeigt jeden Morgen, was sie für ein großes Kämpferherz hat."

Welche Rolle spielt der Tierschutzgedanke bei Ihnen?

"Der Tierschutzgedanke hat bei mir einen großen Stellenwert. Ich achte zu jeder Zeit darauf, dass es dem Pferd gut geht und es Spaß dabei hat, was es gerade macht."

Welches ist Ihre Lieblingsrennbahn?

"Meine Lieblingsbahn in Deutschland ist definitiv Baden-Baden. Dort durfte ich auch meinen ersten Ritt absolvieren."

Ein freier Tag – was tun Sie?

"An einem freien Tag bin ich gerne an der frischen Luft und treffe mich mit Freunden. Ebenfalls freue ich mich natürlich auch, einmal auszuschlafen."

Wo/wie entspannen Sie?

"Am besten im Bett, allerdings wohnen wir sehr schön und ich genieße einen Tag zu Hause."

Was ist Ihr Lieblingsessen?

"Salat mit Putenbrust."

Auf was können Sie nicht verzichten?

"Ich könnte mir ein Leben ohne Reiten nur sehr schwer vorstellen." Im Stall Asterblüte beginnt Leon Wolff im August die Ausbildung, hier sitzt er auf Foxboro in der Arbeit. Foto: privatIm Stall Asterblüte beginnt Leon Wolff im August die Ausbildung, hier sitzt er auf Foxboro in der Arbeit. Foto: privat

Sie haben drei Wünsche frei, was wünschen Sie sich?

"Gesundheit für meine Familie und mich, von meinem zukünftigen Job gut leben zu können und meine Lieblingsstute La Cintura bei ihrem ersten Start erfolgreich als Sieger ins Ziel zu bringen."

Wie sähe bei Ihnen eine Werbebotschaft pro Rennsport aus, die sich an Leute richten soll, die keine Ahnung davon haben?

"Kommt auf die Rennbahn, erlebt das Feeling vom Galopprennsport und, wenn möglich, verschafft euch einen Blick hinter die Kulissen (Tag der Rennställe), denn ihr werdet begeistert sein."

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