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Rekorde, Rekorde: Es passte bei Arqana in Deauville

Der Siyouni-Bruder von Sottsass. Foto: Zuzanna Lupa/Arqana

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 732 vom Freitag, 19.08.2022

Es war ein mehr als gelungener Start in die Saison 2022 der europäischen Jährlingsauktionen: Arqana schrieb bei seiner wichtigsten Versteigerung des Jahres, der einmal mehr in eine neue Form gegossenen August-Auktion in Deauville, am vergangenen Wochenende hervorragende Zahlen. 246 Jährlinge wurden für mehr als 51 Millionen Euro verkauft, was ein Plus von sieben Millionen Euro gegenüber der bisherigen Bestmarke aus dem Jahre 2019 darstellt. Der Schnitt pro Zuschlag lag bei 210.256 Euro, wobei erstmals überhaupt eine „2“ vorne stand. Sehen lassen konnte sich auch die offizielle Verkaufsrate von 83,51%, auch wenn es sich vielleicht nicht bei jedem Zuschlag um einen reellen Transfer gehandelt hat. Doch ist das weltweit so. Ein Vergleich zum Vorjahr ist eher nicht zulässig, da damals noch unter gewissen Corona-Restriktionen auktioniert werden musste.

Deauville mag eine gehobene „Boutique“-Auktion sein, der August ist für europäische Jährlinge sicher auch ein frühes Datum, von den Verkäufern stets mit Skepsis gesehen. Aber Umfeld und Atmosphäre werden insbesondere von Käufern aus Übersee sehr geschätzt, das Angebot stimmte auch. Erstmals wurde diese Premium-Auktion an drei Tagen ohne eine Art „Book 2“ durchgeführt. Das folgt dann am 8. und 9. September mit einer neu geschaffenen Vente de Yearlings de Septembre, bei der vornehmlich die französische Klientel angesprochen werden soll.

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Acht verschiedene Deckhengste stellten die zehn teuersten Lots, wobei Siyouni herausstand. 17 seiner Nachkommen wurden zu einem Schnitt von 462.941 Euro verkauft, darunter waren zwei der vier siebenstellig zugeschlagenen Jährlinge. Erwartungsgemäß war Ecurie des Monceaux mit 32 für 12,68 Millionen Euro verkauften Jährlinge der beste Anbieter. Eine sehr gute Auktion hatte auch Andreas Putsch‘ Haras de Saint Pair, das sieben Lots zu einem Schnitt von 411.429 Euro verkaufte. Der teuerste Verkauf war ein 800.000-Euro teurer Kingman-Sohn aus einer Schwester von Almanzor, der demnächst von William Haggas für ein Konsortium um Fawzi Nass aus Bahrain trainiert werden soll. Die „Top Ten“-Lots gingen an Käufer aus Japan, Dubai, den USA, Großbritannien, Abu Dhabi, Frankreich und Irland. Godolphin war mit sechs Käufen für 5,55 Millionen Euro der größte Investor, was in der Branche mit großer Erleichterung aufgenommen wurde. Denn Scheich Mohammed hatte sich in jüngster Zeit auf den Rennbahnen rar gemacht, zudem war die Einstellung der rennsportlichen Aktivitäten in Irland auch nicht unbedingt ein ermunterndes Zeichen.

Ein Darley-Hengst war es auch, der die Liste der gefragten „freshman sires“ anführte. Sieben der von Blue Point verkauften Nachkommen aus dessen erstem Jahrgang erzielten einen Schnitt von 232.857 Euro. Zwei „Magna Grecias“ wurden für einen Schnitt von 112.500 Euro verkauft.   

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Viermal fiel der Hammer im siebenstelligen Bereich. Den Höchstpreis von 2,1 Millionen Euro erzielte der rechte Bruder des Prix de l’Arc de Triomphe (Gr. I)- Siegers und Coolmore-Deckhengstes Sottsass  (Siyouni). Angeboten vom Ecurie des Monceaux ist er auch Bruder der erstklassigen Stuten Sistercharlie (Myboycharlie) und My Sister Nat (Acclamation). Den Zuschlag bekam gegen David Redvers und Scheich Fahad Al Thani als Unterbieter Yoshito Yahagi, dreimal Trainer-Champion in Japan, der dann auch gleich den Wunsch äußerte, seine Neuerwerbung möge doch freundlicherweise das Japanische Derby gewinnen. Den Klienten für den Salestopper mochte Yahagi nicht nennen, doch handelt es sich nach Spekulationen von Fachkollegen um Susumu Fujita, 49, CEO von Cyberagent, einem Unternehmen für digitale Werbung. Der Sottsass-Bruder wird jedoch nicht alleine den Weg nach Japan antreten, denn Yahagi ersteigerte für 560.000 Euro auch noch einen Kingman-Sohn der Waldjagd (Observatory), einen von der Domaine de l‘Etang angebotenen Bruder von Stall Grafenbergs Gr. II-Siegerin Waldbiene (Intello).

Glatte zwei Millionen Euro kostete ein Dubawi-Hengst aus der Prix Minerve (Gr. III)-Siegerin Golden Valentine (Dalakhani), die im Aufgebot des Ecurie des Monceaux stand. Godolphin in Person von Anthony Stroud war der Käufer bei dem Hengst, dessen zweite Mutter eine Schwester der großen Goldikova ist.

Godolphin war auch beim drittteuersten Jährling der Auktion der Name, der auf dem Kaufzettel stand. Es war ein vom Gestüt Ammerland angebotener Shamardal-Hengst aus der Lady Frankel (Frankel), Schwester von Lope de Vega (Shamardal), selbst Siegerin im Prix de Lieurey und Dritte im Prix de l’Opéra (Gr. I). Bis zu 1,6 Millionen Euro musste Anthony Stroud gehen, um den Zuschlag für diesen in Bayern groß gewordenen Hengst zu bekommen, Yoshito Yahagi war der Unterbieter. Der junge Hengst stammt aus dem letzten Jahrgang von Shamardal, „er hat das Pedigree eines Deckhengstes“, merkte Stroud an.

Ammerland bietet erwartungsgemäß in diesem Sommer das Gros seiner Jährlinge an, fünf kommen auch nach Baden-Baden. In Deauville wurde noch eine Kingman-Stute aus der Baltic Duchesse (Lope de Vega) für 350.000 Euro Crispin de Moubray zugeschlagen, zudem wurden Nachkommen von Lope de Vega, Camelot und Waldgeist verkauft, es gab aber auch zwei Rückkäufe.  

In die USA geht der vierte sechsstellige Zuschlag, die teuerste Stute der Auktion. Die Siyouni-Tochter der Listensiegerin Aviatress hat einen amerikanischen Background, tauchen doch im Papier zahlreiche Blacktype-Sieger in Übersee aus. So war es kein Wunder, dass die Agentur Solis/Litt für 1,4 Millionen Euro den Zuschlag bekam. Alexis Solis unterschrieb den Kaufzettel im Auftrag der Familie Roth, die an der Mutter beteiligt ist. Nancy Roth erklärte, dass noch nicht entschieden sei, ob die Siyouni-Stute in Frankreich bleibt oder in die Staaten geht.  

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Natürlich waren fast alle großen Mitspieler am Ring. Coolmore trat zusammen mit der White Birch Farm von Peter Brant bei zwei Jährlingen als Käufer auf, darunter war ein Siyouni-Hengst aus der Listensiegerin Sapa Inca (Galileo) für 580.000 Euro, mehrfach unterschrieb Michael Vincent Magnier separat, bei einem Galileo-Sohn für 650.000 Euro und bei einer Wootton Bassett-Stute für 550.000 Euro, dann gab es noch einem Kauf mit der Broadhurst Agency. Peter Brant war aber auch auf eigene Rechnung unterwegs, etwa für 460.000 Euro bei einer Gleneagles-Schwester zum aktuellen Grand Prix de Paris (Gr. I)-Sieger Onesto (Frankel).

Al Shaqab Racing war allein über Mandore International bei sechs Jährlingen für 935.000 Euro der letzte Bieter, der China Horse Club ersteigerte drei Jährlinge für 840.000 Euro. Juddmonte erwarb zwei Pferde, Yulong war bei einem Jährling dabei.

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Aus deutscher Sicht gab es zumindest drei Käufe, für zwei zeichnete Eckhard Sauren zuständig, der mit Trainer Henk Grewe vor Ort war. 150.000 Euro zahlte er für einen Siyouni-Bruder zu drei Blacktype-Pferden, darunter Aviatress (Shamardal), deren Siyouni-Tochter, wie erwähnt, wiederum etwas später bei der Auktion mit einem Zuschlag von 1,4 Millionen Euro zu den Salestoppern wurde. Minimal teurer war für 160.000 Euro ein Lope de Vega-Sohn aus der Familie der Prix de l’Arc de Triomphe (Gr. I)-Siegerin Solemia (Poliglote). Die nicht gelaufene Mutter, eine Dansili-Tochter, ist Schwester von Silasol (Monsun), Siegerin im Prix Marcel Boussac (Gr. I) und im Prix Saint-Alary (Gr. I).

Panorama Bloodstock ging bis zu 145.000 Euro, um sich im Auftrag des Stalles Grafenberg eine Siyouni-Stute aus der Marketeer (Oasis Dream) zu sichern. Mit einem starken internationalen Blacktype-Pedigree im Hintergrund ist sie eine Schwester von Merkur (Kingman), der in den Grafenberg-Farben für Trainer Waldemar Hickst unlängst in Clairefontaine erfolgreich debütiert hatte, eine Nennung für das Zukunfts-Rennen (Gr. III) in Baden-Baden hat.

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Der einzige Adlerflug-Nachkomme auf der Auktion, eine Stute aus der Sylvestra (Lope de Vega), ging für 360.000 Euro an den Agenten Richard Knight. Das Gestüt Ammerland hatte die nicht gelaufene Mutter, eine Schwester der Gr.-Sieger Savanne (Rock of Gibraltar) und Sevenna Star (Redoute’s Choice) 2010 tragend von Adlerflug für 110.000 Euro an eine Züchtergemeinschaft verkauft. Ihr Jährling wird in Frankreich bleiben.

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Drei Jährlinge hatte Philipp von Stauffenberg nach Deauville geschickt. Ein Frankel-Sohn aus der Familie des mehrfachen Gr. I-Siegers Erupt (Dubawi) ging für 225.000 Euro an den Agenten Marco Bozzi, Paul Harley erwarb für 200.000 Euro einen Dark Angel-Sohn mit einigen prominenten Shadwell-Namen im Papier. Beide Jährlinge waren als Fohlen für geringere Beträge erworben worden.  

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