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Post aus Prag: Über den polnischen Triple Crown-Sieger

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 383 vom Donnerstag, 03.09.2015

Unser Kollege Martin Cap wird ab sofort in seiner Kolumne "Post aus Prag" regelmässig über die Geschehnisse des Rennsports in Tschechien und den Nachbarländern berichten - natürlich unter besonderer Berücksichtigung der Pferde aus deutscher Zucht. Sein erster diesbezüglicher Bericht bschäftigt sich vor allem mit dem Sieger der Dreifachen Krone in Polen.

Wenn man in manchen Ländern über die Triple Crown spricht, kann man es gleich als Synonym für „Durststrecke“ oder „kleine Ewigkeit“ benutzen. Man denke nur an die 37 Jahre zwischen Affirmed und American Pharoah in den USA, oder an Königsstuhl, der noch immer der einzige Sieger der deutschen Triple Crown ist. Es gibt aber auch ganz umgekehrte Beispiele. Polen hat am letzten Sonntag bereits den 12. Triple Crown-Sieger gefeiert, als der aktuelle Star Va Bank (Archipenko) mit Jockey Wiaczeslaw Szymczuk den St. Leger gewonnen hatte und somit auch nach seinem siebten Start ungeschlagen blieb. „Das ist das beste Geschänk, dass ich mir zu meinem 50-jährigen Jubiläum auf der Warschauer Rennbahn wünschen konnte,“ freute sich der Trainer Maciej Janikowski, der mit Czerkies bereits vor 41 Jahren seinen ersten Triple Crown-Sieger im Stall hatte.

Nachdem Va Bank in den Farben von Janusz Piotr Zienkiewicz und Balabeck Abdrajhmanov, die sehr an die alten Scheich Mohammed-Farben erinnern, ohne große Mühe das Polnische Derby und den Frühjahrsklassiker Nagroda Rulera gewonnen hatte, fanden sich am Sonntag gerade nur fünf Gegner, die gegen ihn antreten wollten. Da das Polnische St. Leger auch für ältere Pferde offen ist, war unter ihnen auch der 7-jährige Silvaner (Lomitas), der nach dieser Saison in die Zucht wechseln soll. Der in Fährhof geborene Hengst sorgte für ein flottes Tempo für seinen Stallkollegen Tantal, aber der Favorit war bereits am Ende der Gegengerade auf der Lauer. Tantal versuchte 900 Meter vor dem Ziel mit dem entscheidenden Angriff zu kommen, aber da hatte er bereits Va Bank hinter sich.

Szymczuk musste sich gar nicht im Sattel rühren, um seinen einzigen Gegner passieren zu können. 200 Meter vor dem Ziel versuchte er sich umschauen, sah aber niemanden und musste gar nicht mehr reiten. Im Ziel hatte Va Bank mehr als 4 Längen Vorsprung und blieb mit der Zeit 2:54,3 Minuten nur knapp über dem Bahnrekord. Tantal wurde zweiter vor Espadon, Silvaner fiel am Ende auf den letzten Platz zurück. Va Bank war über die Tattersalls-Jährlingsauktion in Irland für 4.500 Euro nach Polen gekommen.

Auch die Tschechen können sich nicht über wenige Triple Crown-Sieger beklagen. Bisher hatten sie sieben, drei davon stellte der rekordverdächtige Trainer Frantisek Holcák. Im Prager St. Leger können zwar nur dreijährige Pferde laufen, aber bis 2017 haben Zutritt auch Wallache, und das Starterfeld war wie gewohnt sehr bunt. Sein Glück versuchte zum Beispiel ein Hürdensieger aus dem polnischen Wroclaw. Das Rennen sollte eine leichte Beute des diesjährigen tschechischen und slowakischen Derbysieger Touch Of Genius (Galileo) aus dem Stall des Fußballmanagers Josef Dufek und Training von Josef Vána sein. Wieder einmal fand sich aber kein Tempomacher und die Situation nutzte geschickt der tschechische und spanische Jockeychampion Václav Janácek auf Sanok (Jape) aus. Er machte ein sehr langsames Rennen, zog sich im Schlußbogen zurück und kam dann in der Zielgerade noch einmal mit einem gewaltigen Finnish. Touch Of Genius suchte bis zum Ende den richtigen Schwung und es reichte schließlich nur zum Rang drei hinter Sanok und der Oaks-Siegerin Amga River (Dylan Thomas).

Passend zum letzten Sonntag hatte auch dieser klassische Sieger einen polnischen Background. Der im Gestüt Golejewko geborene Sanok wird bei Prag von Greg Wroblewski trainiert, der schon mehrere Jahre in Tschechien tätig ist und hier vor allem mit der dreimaligen Siegerin der Großer Pardubitzer Orphee des Blans große Erfolge feierte. Auch der Besitzer Karel Zatloukal hat sich bisher mehr in Hindernisrennen engagiert, unter seinen Farben lief der Pardubitzer Sieger Maskul.

Martin Cap

Rennfilme:

Polnisches St. Leger - Klick zum Video

Tschechisches St. Leger - Klick zum Video

 

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