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Deckhengste 2017 - Die Umfrage

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 449 vom Donnerstag, 22.12.2016

Wie in den vergangenen Jahren hat Turf Times für die letzte Ausgabe des Jahres wieder eine Umfrage unter deutschen und ausländischen Agenten durchgeführt, in dem es um die Präferenzen für die Decksaison 2017 geht. Der eine oder andere, der etwas knapper geantwortet hat, ist durch Abwesenheit vom Schreibtisch entschuldigt. Philipp Graf von Stauffenberg etwa erwischten wir im Urlaub am anderen Ende der Welt - da blieb natürlich wenig Zeit für längere Erklärungen!

Die Fragen gegenüber dem Vorjahr sind unverändert geblieben.

1 - Die Decktaxe spielt keine Rolle - welcher Deckhengst in Europa ist Ihre Wahl?

2 - Ein Geheimtipp oder ein "vergessener" Hengst?

3 - Ihre Wahl in Deutschland?

4 - Je ein "value for money"-Hengst: In Deutschland | In England/Irland | In Frankreich?

5 - Ein interessanter Debutant - europaweit?

 

Rüdiger Alles (IVA)

1 – Galileo. Er ist ein „Jahrhundert-Vererber“, der die internationale Szene seit knapp 15 Jahren beherrscht. Mittlerweile kann er in einem Atemzug mit dem legendären Northern Dancer genannt werden. Eine Anmerkung sei gestattet. Kaum zu glauben, aber wahr: Der damalige Trainer der Großmutter Allegretta (Sir Michael Stoute, d.R.) hat Schlenderhan abgeraten, die Stute in die heimische Herde zu übernehmen. Der Rest ist Geschichte: Urban Sea, Galileo, Sea The Stars etc.

P.S. Vielleicht ist Adlerflug, der die gleiche Mutterlinie vertritt, ein „kleiner Galileo“?

 

2 – Power. Denn dieser Oasis Dream-Sohn ist mit seinem ersten Jahrgang hervorragend eingeschlagen und 2017 zu einer fairen Decktaxe von 8.000 Euro zu buchen.

 

3 – Soldier Hollow, der Champion-Deckhengst 2016. Die Trainer schätzen die Soldier Hollow-Produkte sehr. Seine Nachkommen sind alle „klar im Kopf“, machen alles mit, haben Klasse und sind „tough, game and genuine.“

 

4 – Lord of England (€7.500) in Deutschland, in England New Approach, der 30.000 Pfund Decktaxe kostet. In Irland wähle ich Footstepsinthesand (€10.000) und in Frankreich Kendargent (€22.000).

 

5 – Ich nenne zwei Derbysieger, die in Irland debutieren. Den Dubawi-Sohn Harzand, der das Epsom Derby und das Irish Derby gewonnen hat und 15.000 Euro kostet, sowie den Dubawi-Sohn New Bay, Sieger im Prix du Jockey-Club, für ihn wird eine Decktaxe von 20.000 Euro verlangt.

 

Holger Faust (HFTB Agency)

 

1 - Es ist ja seit Jahren ein Duell zwischen Dubawi und Galileo. 2015 empfand ich als Dubawi-Jahr, 2016 geht für mich an Galileo. Sea The Stars steht deutlich unter diesen beiden, im nächsten Jahr werden wir sehen, ob Frankel dort ganz oben mitmischen kann und ob seine Nachkommen auch auf den langen Strecken zurecht kommen werden.

 

2 - Mastercraftsman hatte kein gutes Jahr, im Auktionsring sind seine Nachkommen nie richtig angenommen worden, somit ist er derzeit "out" oder eben "vergessen". Es würde mich aber nicht wundern, wenn es im nächsten Jahr wieder gute Erfolge von seinen Produkten geben wird.

Als "Geheimtipp" nenne ich jetzt mal Pastorius, die Jährlinge sind gut und schauen auch frühreif aus, wir sind ja nun einmal in Deutschland und hier denke ich kann Pastorius, trotz der Konkurrenz von Dabirsim und Maxios, die man ja wirklich nicht als "Geheimtipp" nennen kann, bestimmt erfolgreich sein.

 

3 - Die Tellerwäscher-Karriere von Areion ist schon einzigartig und muss auch hier an dieser Stelle wieder einmal gewürdigt werden.

Das zu deutschen Stuten gut passende In The Wings-Blut sollte man beim Topsteher-Produzent Adlerflug finden, der ein fantastisches Jahr hatte oder beim bereits genannten Pastorius, der zudem noch "value for money" ist.

Für mich war das Jahr aber ganz klar das Jahr von Lord of England, zwei klassische Sieger, damit ist alles gesagt.

 

4 - Isfahan in Deutschland. Champion-Zweijähriger, Derbysieger und Champion-Dreijähriger für 4.000 Euro und dann auch noch Live Foal.

Auch möchte ich noch Tai Chi erneut nennen, mit guten Stuten, traue ich ihm auch gute Produkte zu und Blacktime-Stuten haben ja bekanntlich einen Freisprung zu dem Hengst.

In England: Outstrip, nannte ich glaube ich schon letztes Jahr, 5.000 Pfund für Frühreife und Speed von Exceed and Excel.

In Irland: Auch hier bleibe ich, wie im letzten Jahr, bei Kingston Hill. Er wird vielleicht nicht die absolute Frühreife vererben, war aber ein Klassepferd und er ist für einen Coolmore-Hengst mit der Rennleistung sehr günstig.

In Frankreich, wie ebenfalls von mir schon hier bei dieser jährlichen Umfrage öfters erwähnt, ganz klar Dabirsim. Ich habe keine Anteile oder Shares an dem Hengst, sehe es also neutraler als mancher jetzt wohl denkt. Aber ein Sunday Silence-Enkel mit dieser Rennleistung, dieser Frühreife und diesem Speed muss eigentlich funktionieren. Man sollte jetzt für 9.000 Euro buchen, 2018 wird er wohl teurer werden.

 

5 - Aus deutscher Sicht betrachtet: Ich sage jetzt Isfahan, auch wenn jetzt der ein oder andere die Augen rollt. Es gab Angebote den Hengst zu verkaufen, aber ich habe dem Besitzer empfohlen es nicht zu machen.

Wenn Isfahan so gut wie sein Vater Lord of England wird, dann ist er doch schon ganz nah an einem Championat dran und ich traue ihm das zu.

Europaweit möchte ich The Last Lion sagen, 10 Starts als Zweijähriger(!), ich habe jedes Rennen live am TV oder Rechner verfolgt und war beeindruckt. Ich werde mich sehr für seine Nachkommen interessieren.

 

Crispin de Moubray

 

1 – Lope de Vega – 24 % seiner Fohlen haben ein (internationales) Rating von über 95. Das ist ein bemerkenswerter Rekord für einen Hengst, der ohne größte Erwartungen ins Gestüt eingerückt ist.

 

2 – Tamayuz, denn bei ihm muss man bedenken, dass er im Schnitt in seiner Tätigkeit als Deckhengst nur 61 Stuten pro Jahr gedeckt hat. „Nur“, weil das für England/Irland keine besonders große Zahl ist. Er bringt jedoch konstant überdurchschnittliche Pferde, allein 2016 hatte er neun Nachkommen mit einem Rating von 100 und mehr.

 

3 – Adlerflug. Bei ihm bin ich sicher, dass es noch besser werden wird.

 

4 – In Deutschland nenne ich Jukebox Jury. Er hat mit seinen Nachkommen einen sehr guten Start hingelegt und liegt unverändert in einem sehr interessanten Preisbereich.

Planteur ist meine Wahl in Frankreich. Er war ein erstklassiges, hartes Rennpferd hat in seinen ersten drei Jahren im Gestüt dreihundert Stuten gedeckt. Für 4.000 Euro sollte er echter „value“ sein. Und in England/Irland ist New Approach zu erwähnen. Er war zweijährig ungeschlagen und dreijährig Derbysieger, seine Decktaxe beträgt jetzt 30.000 Pfund. Das sollte man ausnutzen.

 

5 – New Bay in Irland. Er hatte dreijährig eine bemerkenswerte Gesamtleistung und es lohnt sich, noch einmal seinen „stretch run“ in der Poule d’Essai des Poulains anzuschauen. Dann erkennt man, welche Klasse er als Rennpferd besessen hat. 

 

Panorama Bloodstock (Beatrix Mülhens-Klemm/Peter Brauer)

 

1 - Wenn wir unterstellen, dass nicht nur die Decktaxe, sondern auch das „Bekommen“ keine Schwierigkeit darstellt, sind natürlich Frankel, Dubawi, Galileo und Sea the Stars die Superstars. Jeden davon würden wir mit Begeisterung nehmen.

 

2 - Heutzutage kann man so etwas nicht mehr beantworten, ohne zuerst das Zuchtziel abzuklären: Die Fixierung auf die 2400 Meter-Derbydistanz gibt es in England/Irland schon lange nicht mehr, in Frankreich hat man das Derby – umstritten - sogar auf 2100 Meter gekürzt und in Deutschland schließlich decken nur sechs Hamburger Derbysieger, fünf davon zu Preisen zwischen 500 und 6.500 Euro. Coolmore besitzt nicht weniger als fünf Epsom Derby-Sieger: Drei davon haben eine Decktaxe zwischen 8.000 und 35.000 € und einer (Pour Moi) wird von Australien aus zur europäischen Decksaison diesmal nicht einmal nach Hause geholt. Dagegen werden Sprinter und Nur-Zweijährige allenthalben zu oft erstaunlichen Kursen aufgestellt, während von den guten Monsun-Söhnen einer nach dem anderen in die Hindernispferdezucht gewandert ist. In der Ausrichtung vieler Züchter hat sich eine Menge verändert.

Wer weiterhin auf der Derbylinie ist, für den sind der einstige Weltchampion Manduro (7.000 €) und Ruler of the World (8.000 €) zwei von etlichen günstig erscheinenden Angeboten.

Bei der anderen Fraktion ist der Topzweijährige und Spitzenmeiler Rock of Gibraltar für 9.000 € nur deshalb ein so korrektes Angebot, weil ihm noch immer der große „Rausgucker“ unter seinen Nachkommen fehlt. Allerdings stehen seine Nachkommen zum Teil längere Distanzen als er selbst.

 

3 - Das Angebot war seit ca. 50 Jahren nicht mehr so klein wie jetzt. Qualität ist aber da. Der Hype um Soldier Hollow ist ganz verständlich. Maxios wird mit Stuten, Auktionskäufen sowie Werbung professionell und massiv unterstützt. Beim Vermarkten der Nachkommen wird das eine Hilfe sein. Jukebox Jury gefällt uns im mittleren Preisbereich sehr gut. Areion ist ein bewundernswerter „Selfmademan“, ähnlich Tertullian. Die beiden sind aber keine „Market Mover“ auf den Auktionen. Was Hengste ohne geprüfte Nachkommen angeht, sind wir mit Spekulationen zurückhaltend.

 

4 - In Deutschland:  "Value for money" bedeutet ein günstiges Preis/Leistungs-Verhältnis. Das scheint uns, neben etlichen anderen, bei Jukebox Jury gegeben zu sein.

In England/Irland: Das Angebot an interessanten Hengsten ist in beiden Ländern gewaltig groß. Eine Auswirkung des Brexit ist das für uns deutlich verbilligte Britische Pfund. Wir bekommen in England jetzt mehr für unser Geld. Was früher zu teuer war, ist ein bißchen erschwinglicher geworden. Wer Mut zu jungen Hengsten hat, für den kann der Shamardal-Sohn Mukhadram (7.000 Pfund) etwas sein. Er ist aber schwer zu bekommen. Einer, der uns in Irland auffällt, ist Canford Cliffs für jetzt noch 10.000 €.

In Frankreich: Von den dortigen Hengsten finden wir manche überteuert und manche andere mäßig spannend. Unter den hochpreisigen gefällt uns Intello. Treves Vater Motivator könnte die aufgerufenen 10.000 € wert sein. Zu Manduro siehe oben. In der unteren Preislage verblüfft Saddex (3.000 €), der mit wenig Stuten allerhand gebracht hat.

 

5 - In diesem Jahr gibt es weniger aufregende Zugänge als in den letzten Jahren. Am prominentesten ist The Gurkha, 25.000 € sind aber eine Stange Geld. Dass mit Protectionist ein überlegener Melbourne Cup-Sieger mit guter Abstammung, Frühreife und imponierender Gesamtleistung in Deutschland und für 6.500 € debutiert, ist eine Sensation.

 

Tina Rau

 

1 - Angesichts der Tatsache, dass Galileo, Dubawi und Shamardal dieser Tage selbst für zahlungsstarke Kunden quasi unerreichbar sind (da limitiert/privat): Frankel und das, obwohl ich anfangs angesichts der sehr hohen Stutenqualität seines ersten Buches ein wenig skeptisch war, ob er die hohen, in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen kann... 

2 - Mastercraftsman. Er hat mit seinem ersten Jahrgang exzellente Ergebnisse erzielt. Trotzdem war/ist er im Jährlingsmarkt  „kalt“, was wohl der Tatsache geschuldet ist, dass es seinen Nachkommen oft ein wenig an  „Chic“ mangelt..., weswegen Züchter vermutlich in den folgenden Jahren relativ zurückhaltend waren, bis seine Nachkommen dann auf der Bahn überzeugen konnten!
Ich glaube, dass er nicht lange für den reduzierten Deckpreis (25.000 €) zu haben sein wird - und ihm mit den Deck-Jahrgängen 2014 und vor allem 2015 (also nach The Grey Gatsby, Amazing Maria etc.) eine Renaissance ins Haus steht. Wer also 2017 deckt und 2018/2019 einen Jährling zu verkaufen hat (da sind die 2014/2015 Deckjahrgänge im besten Alter), dürfte gut lachen haben.

3. - Soldier Hollow. Geprüft, hervorragende Ergebnisse sowohl im Auktionsring als auch auf der Bahn - und ein Hengst der 'klein' angefangen hat und sich nicht nur hochgearbeitet, sondern immer auch noch gesteigert hat.

4 - In Deutschland: Lord of England. Wie auch die letzten Jahre schon;

In England/Irland: Tamayuz. Das „volle Paket“:  Pedigree, Physis, Perfomance. Und vor allem auch hervorragende Statistiken! Für 8.000 Euro ein absolutes Schnäppchen!

In Frankreich: Ich hätte nie gedacht, dass mir das eines Tages aus der Feder rutscht, aber: Myboycharlie - der dieses Jahr in Europa allein mit drei Gruppe-Siegern und zwei Listensiegern glänzen konnte, und noch dazu ein paar Gr.-Platzierungen vorweisen konnte. Decktaxe 2017: 4.500 Euro.

 

5 – Da habe ich mal für das Jahr 2017 etwas unterteilt:  Erste Dreijährige: Jukebox Jury, erste Zweijährige: Intello, erste Jährlinge: Olympic Glory, erste Fohlen: Muharaar, erste Bedeckungen: Night Wish.

 

Ronald Rauscher

 

1 - Galileo - sagenhafte Saison, 1,2,3 im Arc, das Maß aller Dinge, Ratio Stakes-Sieger zu Fohlen, weiterhin Spitze.

2 - Ruler of the World unter dem Radar mit einigen gut aussehenden Fohlen aus dem ersten Jahrgang und selbst mit sehr gutem Pedigree, Duke of Marmelade aufgewertet nach Südafrika Export. Mayson:  solider Start, Steigerung zu erwarten, sehr kommerziell als Sohn von Invincible Spirit.

3 - Protectionist: Speed, Härte und Stehvermögen in brillanter Form, das, was die deutsche Zucht ausmacht. Und das zu einem Top Preis/Leistungsverhältnis. 

4 -  Deutschland: Soldier Hollow (25.000 €) mit 15 Blacktype-Pferden inkl. zwei Gr 1-Siegern. Die starken Jahrgänge stehen noch in den Startlöchern und die besseren Stuten kommen zum Teil erst jetzt auf seine Liste.

GB/IRE: Toronado (12.500 Pfund) Überragender Meiler, Fohlen sind sehr attraktiv.

Frankreich: Rajsaman (8.000 €) Sehr guter Start mit seinem ersten Jahrgang, gemanagt von dem Team des erfolgreichen Le Havre.

5 -  New Bay (20.000 €) Hervorragendes Rennpferd von 1.600 bis 2.400 m. Aus der sire producing family von Oasis Dream, Kingman und Beat Hollow.

 

Philipp Graf von Stauffenberg

 

1 - Nach wie vor Galileo

 

2 – Da nenne in Nayef und Shirocco.

 

3 – Ein Quintett: Adlerflug, Lord of England, Maxios, Soldier Hollow und Tertullian.

 

4 – In Deutschland Lord of England, in England Casamento, in Irland Holy Roman Emperor und in Irland Sinndar.

5 – Der zweifache Derbysieger Harzand.

 

Richard Venn

 

1 – Ich glaube, dass Frankel einen so außergewöhnlichen Start in seine Karriere hingelegt hat, dass man ihn bei dieser Frage nicht übergehen kann. Ich bin gespannt, wie seine Dreijährigen 2017 abschneiden. Er könnte zu dem aufregendsten Deckhengst auf der Welt werden!

 

2 – Camacho, der in Irland steht. Er ist in den letzten Jahren stärker unterstützt worden, man sollte seine Nachkommen im Auge behalten.

 

3 – Soldier Hollow hat sich seine Position in Deutschland verdient und wird inzwischen im Rest von Europa als erstklassiger Vererber anerkannt.

 

4 – In Deutschland nehme ich Pastorius. Seine ersten Nachkommen waren sehr attraktive Individuen und ich bin auf den Zweijährigen-Jahrgang sehr gespannt.

In Frankreich ist Manduro meine Wahl. Er ist ein exzellenter „value“, erfreut sich großer Popularität und hat eine Vielzahl von Siegern auf der Bahn.

Paco Boy ist Vater eines klassischen Siegers aus seinem zweiten Jahrgang, seine Decktaxe beträgt 6.500 Pfund, dafür sollte er ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis bieten.

 

5 -  Twilight Son habe ich während seiner gesamten Rennkarriere genau verfolgt. Ich bin sicher, dass er schnelle und frühreife Zweijährige bringen wird.

 

 

 

 

 

 

 

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