TurfTimes:
Ausgabe 797 vom Freitag, 08.12.2023
Großer Preis von Baden 2012. Sieben Pferde am Start, als erstes betritt gegen 16.45 Uhr eine Stute den Führring. Beifall brandet auf, die Leute klatschen, selten, ja nie gesehen. Vor einem Rennen, nicht danach. Die Vierjährige scheint zu merken, dass die Begeisterung ihr gilt, sie schaut nach rechts und links, selbstbewußt, eine Königin des Turfs. Ihr Name:Danedream.
Welch ein Unterschied zu der Zweijährigen, die sich rund zweieinhalb Jahre zuvor erstmals einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert hat. Nahezu an gleicher Stelle, wenige hundert Meter entfernt, in der Auktionshalle der BBAG in Iffezheim. Das war damals eine eher schwierige Versteigerung, denn sie fand ohne Anbindung an einen Renntag statt. Der Internationale Club war in schweres Wasser geraten, ein neuer Betreiber für die Rennen in Iffezheim war noch nicht startbereit, ein Frühjahrs-Meeting fand nicht statt. Auktioniert wurde trotzdem, auch Danedream erschien im Ring. Damals noch eine unscheinbare Stute, für den Züchter, das Gestüt Brümmerhof im Training bei Peter Schiergen. Filip Minarik ritt sie beim Breeze Up, er versuchte anschließend noch einen tschechischen Besitzer dazu zu bewegen, sie zu kaufen. Im Ring wurde sie nicht einmal zugeschlagen, sie ging dann wenige Minuten später für einen minimalen fünfstelligen Betrag in den Besitz des Gestüts Burg Eberstein der Familie Volz über.
Der Rest ist Geschichte. Debütsieg schon im Juni im elsässischen Wissembourg mit Stephane Breux - wer den ersten Danedream-Siegjockey weiß, gewinnt jedes Quiz - im Sattel, Listenplatzierungen, ein dritter Rang in der “Winterkönigin”. Die Dreijährigen-Saison war irgendwie von Nachnennungen geprägt, denn eine derartige Steigerung, wie sie sie hinlegte, hatte ihr kaum jemand zugetraut. In Italien ging es los, Sieg in den dortigen Oaks, dann die Gruppe I-Siege in Berlin-Hoppegarten und Baden-Baden. Anschließend kam Teruya Yoshida als Mitbesitzer an Bord, hilfreich insbesondere bei der teuren Nachnennung für den Prix de l’Arc de Triomphe. Ob Helmut und Heiko Volz das auch ohne den neuen Partner riskiert hätten? Das Rennen noch einmal im O-Ton von Equidia:
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Wer sich das heute anschaut, kann es eigentlich immer noch kaum glauben, wie souverän Danedream damals in noch heute gültiger Rekordzeit gewann. Es war ein Sieg, der für einige Menschen lebensverändernd war. Für die Besitzer, den Trainer, aber auch für Jockey Andrasch Starke, der damals schon etwas an der Zukunft seines Berufslebens gezweifelt hatte. Doch der “Arc”-Sieg hat ihn noch einmal auf ein ganz anderes Level gehoben. Und auch der deutsche Rennsport und die Zucht, die in Europa immer etwas unter dem Radar agierten, wurden plötzlich wieder ernst genommen.
Danedream lief dann noch im Japan Cup, wo sie sich als Sechste respektabel schlug. Vierjährig ging ihre Reise weiter. Sie siegte im Frühjahr in Baden-Baden, scheiterte in Saint-Cloud am Rennverlauf, doch in Ascot gelang ihr in einem spektakulären Finish gegen Nathaniel noch ein großer Coup, der Sieg in den King George VI and Queen Elizabeth Stakes.
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Die ältere Dame, die auf diesem bemerkenswerten Video bei der Siegerehrung zu sehen ist, weilt bedauerlicherweise nicht mehr unter uns. Queen Elizabeth soll sich aber, wen wundert es, sehr fachkundig gezeigt haben. Ein Jahr später sollte sie dann erneut einem deutschen Team die Ehrenpreise übergeben, denn dann gewann Christoph Berglars Novellist.
Für Danedream gab es nur noch einen weiteren Start, den erwähnten in Baden-Baden. Wenige Tage vor der geplanten Titelverteidigung in Longchamp wurde wegen eines aufgetretenen Virus die Kölner Rennbahn abgeriegelt. Die Rennlaufbahn von Danedream war beendet.
Wie vertraglich vereinbart, übernahm sie Yoshida in seine Zucht, doch so ganz so glücklich wie auf der Rennbahn agierte sie da nicht. Immerhin ist sie in zweiter Generation einer Gr. I-platzierten Stute, ihr Bruder Illinois (Galileo) könnte bei Aidan O’Brien eine klassische Hoffnung für 2024 sein. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Danedream bereits im August eingegangen. Was bleibt, ist die Erinnerung an ein grandioses Rennpferd.