Aufgalopp 627: Zum Phänomen Wetten in Corona-Zeiten

Am Mittwoch endete in Happy Valley die Saison 2019/2020 in Hong Kong. Mit dem drittbesten Wettumsatz in der Geschichte des dortigen Galopprennsports. Das ist schon eine erstaunliche Nachricht, denn seit März fanden die Rennen dort praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. In Japan, wo seit dem 29. Februar die Tore der Bahnen geschlossen waren, brachte die erste Jahreshälfte eine Umsatzsteigerung bei den Rennen der Japan Racing Association von 1,53 Prozent. Am 28. Juni wurden in Hanshin rund um ein Gr. I-Rennen etwa 164 Millionen Euro gewettet. Es war aber kein Mensch auf der Bahn. In Keeneland schloss das fünftägige Juli-Meeting vor leeren Rängen gerade mit einem Umsatz von erstaunlichen 63 Millionen Dollar. Alles kam von außen. Die Derbytage in Hamburg endeten mit einem Wettumsatz, der die Verantwortlichen des Renn-Clubs „angenehm überraschte“. Er war erstaunlich gut. Die PMU vermeldet aktuell keinerlei Rückgänge, auch wenn nicht einmal alle Annahmestellen geöffnet sind. Letzten Sonntag wurden allein in Frankreich im Hamburger Derby 850.000 Euro gewettet, Rekord für ein Rennen in Deutschland.

Was ist da eigentlich los?

Die Pferdewette hat, insbesondere in Deutschland, im Moment auf dem Sportwettenmarkt ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. Die Fußball-EM ist ausgefallen, in ein paar europäischen Ligen wird noch gespielt, doch so wirklich interessiert das niemanden. Zudem sind die Freizeitmöglichkeiten eingeschränkt, Urlaube sind gestrichen. Auf die Rennbahn kann man so recht auch noch nicht gehen, man bleibt daheim. Und wettet am Rechner, wo auch weniger Ablenkung lauert als etwa auf der Bahn. Natürlich gibt es noch andere Gründe für die derzeit erfreulichen Umsätze, wozu hierzulande insbesondere das offensive Vermittlungsverhalten der Internet-Buchmacher gehört. Doch scheint die Pferdewette momentan wieder an Akzeptanz zu gewinnen. Und das weltweit.