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Waldlied führt starke Stuten-Auktion an

Waldlied am Dienstag im Ring in Newmarket. Foto: Tattersalls

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 697 vom Freitag, 03.12.2021

Es war eine Stute aus der Waldrun-Familie, die am Dienstag für den Höhepunkt der viertägigen Tattersalls December Mare Sale sorgte, alles andere als unerwartet. Bei 2,2 Millionen gns. fiel der Hammer, als die sechs Jahre alte Waldlied (New Approach) in den Ring kam, doch wird sie in ihre angestammte Box im Newsells Park Stud zurückkehren.

Vor einem guten halben Jahr hatte der englische Unternehmer Graham Smith-Bernal das Gestüt in der Grafschaft Hertfordshire erworben, mit einem Großteil der dort stehenden Vollblüter, doch gab es jetzt entstandene Partnerschaften aufzulösen. Wie bei Waldlied, der Siegerin im Prix Malleret (Gr. II), Schwester des „Arc“-Siegers Waldgeist (Galileo). Sie gehörte Newsells zusammen mit dem Gestüt Ammerland. Ihr Erstling ist ein Kingman-Jährlingshengst, im Fohlenalter ist eine Siyouni-Stute – sie wird noch in Partnerschaft mit Ammerland gehalten -, jetzt kam sie erneut tragend von Kingman in den Ring. Es war klar, dass beide Seiten interessiert waren, die Stute zu behalten, Dietrich von Boetticher hatte seinen Abgesandten Crispin de Moubray am Ring, der auch lange mithielt. Das Gebot von 2,2 Millionen, das die Agentin Jill Lamb im Auftrag von Smith-Bernal abgab, wollte er aber nicht mehr kontern.

Der neue Newsells Park-Eigner berichtete anschließend, dass es bei Waldlied einen neuen Anteilseigner geben würde, doch wollte er das nicht näher spezifizieren. Die Mutter Waldlerche (Monsun), eine Tochter von Newsells‘ „foundation mare“ Waldmark (Mark of Esteem), gehört ihm inzwischen zu 100 Prozent.

Newsells Park war auch Consignor der zweitteuersten Stute der Auktion, der vier Jahre alten Cayenne Pepper (Australia), Siegerin in den Blandford Stakes (Gr. II) und den Flame of Tara Stakes (Gr. III), mehrfach auf Gr. I-Ebene platziert, so als Zweite in den Irish Oaks (Gr. I). Ihre dritte Mutter ist die Schlenderhanerin Allegretta (Lombard). Sarah Kelly war die Verkäuferin, neuer Besitzer ist Coolmore. Tom Magnier, Chef der Dependance in Australien, bekam bei zwei Millionen gns. den Zuschlag, doch wird die Neuerwerbung in Europa bleiben und von Wootton Bassett gedeckt.

Das gilt auch für Sunday Times (Holy Roman Emperor), bei der Toms Bruder Michael Vincent Magnier den Kaufzettel unterzeichnete, er lautete auf 1,8 Millionen gns. Die zwölf Jahre alte Stute, ein einstiger 10.000gns.-Kauf, später Gr. III-Siegerin, vor allem aber Mutter der Breeders‘ Cup Juvenile Fillies Turf (Gr. I)-Siegerin Newspaperofrecord (Lope de Vega), ist erneut von Lope de Vega tragend. Der seit dem Frühjahr in Coolmore aktive Wootton Basett, der sie im Frühjahr decken soll, wird mit guten Partnerinnen also bestens versorgt. Im Ring war auch Sunday Times‘ vier Jahre alte Tochter Daily Times (Gleneagles) aus dem Besitz von Allan Belshaw, sie erlöste tragend von Lope de Vega 800.000gns., wird in die USA gehen.

Einmal wurde es am Dienstag noch siebenstelligen, als die zwei Jahre alte Flotus (Starspangledbanner) in den Ring kam. Katsumi Yoshida legte eine Million gns. für die Listensiegerin an, die auch Zweite in den Cheveley Park Stakes (Gr. I) war. Über ihre nähere Zukunft ist noch nichts entschieden.

Ein Video zu den Zuschlägen am Dienstag sehen wir hier

https://www.tattersalls.com/videos/479

 

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Bemerkenswerte Verkaufserfolge konnte Nick Bradley verzeichnen. Der ehemalige Lehrer und professionelle Wetter ist inzwischen der Chef von mehreren prosperierenden Syndikaten mit dem Schwerpunkt auf Stuten. Drei davon kamen bei Tattersalls in den Ring: Dandalla (Dandy Man), in Irland für 22.000 Euro gekauft, Siegerin in den Duchess of Cambridge Stakes (Gr. II), brachte von der Northern Farm 750.000 gns., Fev Rover (Gutaifan), ein 20.000 Pfund-Jährling, erfolgreich im Prix du Calvados (Gr. II), ging für 695.000gns. an Tracy Farmer in die USA, und Mystery Angel (Kodi Bear), ein 22.000gns.-Breeze Up-Kauf, Zweite in den Epsom Oaks (Gr. I), wechselte für 500.000gns. an die japanische Oiwake Farm. Bradley berichtete, dass er in den vergangenen Wochen rund drei Dutzend Jährlingsstuten gekauft habe, sie werden auf diverse Trainer verteilt. 

Einen hohen Preis erzielte auch Just Beautiful (Pride of Dubai), vor wenigen Wochen Siegerin in den Sceptre Stakes. Von Trainer Ivan Furtado als Jährling für 8.000 gns. gekauft, ging sie jetzt für 625.000gns. an die BBA Ireland und wird zukünftig von Paddy Twomey trainiert. Die Dreijährige ist die ein Jahr jüngere Schwester des klassischen Siegers Fearless King (Kingman), der vergangene Woche in seine neue Wirkungsstätte, das Gestüt Helenenhof eingezogen ist.  

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Käufe aus deutscher Sicht wurden nur sehr spärlich getätigt. Das Gestüt Brümmerhof ersteigerte am Montag die noch nicht gelaufene, zwei Jahre alte Do the Trick (Mount Nelson), deren Mutter, die Prix de Meautry (Gr. II)-Siegerin Do The Honours (Highest Honour) in erster und zweiter Generation eine ganze Reihe von Black Type-Sieger gebracht hat. So ist sie u.a. zweite Mutter des Melbourne Cup (Gr. I)-Siegers Cross Counter (Teofilo). Auch weiter hinten handelt es sich um ein starkes internationales Pedigree. Etwas später wurde über Meridian Bloodstock die vier Jahre alte Kalakaua (Gleneagles) für 105.000gns. gekauft. Die von Havana Gold tragende Schwester der Gr.-Sieger Rekindling (High Chaparral) und Golden Sword (High Chaparral) hat auch Julissima (Beat Hollow) im Pedigree, eine bereits höchst erfolgreiche Zuchtstute auf dem Brümmerhof. 

Litex Commerce setzte die Zahl seiner nahezu kompletten Verkäufe fort, wobei zwei Gr. I-Siegerinnen zu vergleichsweise zivilen Preisen abgegeben wurden. Temida (Oratorio), erfolgreich u.a. im Großen Preis von Bayern (Gr.I), Mutter der zweifachen Gr. III-Siegerin Tabera (Gleneagles), ging für 62.000gns. an Oceanic Bloodstock, die Henkel-Preis der Diana (Gr. I)-Siegerin Penelopa (Giant’s Causeway) wechselte für 115.000gns. an Blandford Bloodstock. Lajoscha (Pivotal), tragend von Gleneagles, rechte Schwester des Listensiegers Lajoscha, ging für 57.000 gns. an Tina Rau. Tragend von Sotsass wurde die für Andreas Suborics listenplatziert gelaufene Ancona (Amaron) für 75.000gns. an die Agentur Kern Lillingstone verkauft.

Andreas Putsch vom Haras de Saint-Pair bekam bei 250.000gns. den Zuschlag bei der fünf Jahre alten Axana (Soldier Hollow), die für das Team Valor vom Haras d’Etreham angeboten wurde. Für Trainer Andreas Wöhler hat sie in Lingfield, Hamburg und Köln drei Gr. III-Rennen gewinnen können, war klassisch platziert. Ebenfalls über Etreham wurde Bernd Dietels Es la Vida (Soldier Hollow) verkauft, die bislang von Francis-Henri Graffard trainierte Dreijährige erlöste 400.000gns., sie ging an die JS Company, ein japanisches Unternehmen. Die vom Gestüt Görlsdorf gezogene, für Darius Racing klassisch platzierte Malakeh (Harbour Watch) kam über den Umweg USA wieder nach Europa, in Newmarket wurde die im Etreham-Kontingent für 110.000 gns. tragend von Hello Youmzain Dermot Farrington zugeschlagen. Hingegen gab Görlsdorf die von Sea the Moon tragende Gr. III-Siegerin Prakasa (Areion) bei 72.000gns. nicht ab.

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Der starke Dienstag konnte aber nicht darüber hinweg täuschen, dass es an den anderen Tagen teilweise im mittleren und unteren Bereich sehr mühsam war. Trotzdem wurden noch reelle Preise erzielt. Am Montag etwa zahlte Katsumi Yoshida 450.000gns. für eine von Highland Reel tragende Fastnet Rock-Schwester der vierfachen Gr. I-Siegerin Peeping Fawn (Danehill). Und am Mittwoch war die drei Jahre alte Godolphin-Stute Bespangled (Dubawi) die Salestopperin. Sie stammt aus der direkten Linie der Wild Romance (Alkalde), die in mehreren Generationen in Röttgen und Fährhof große Erfolge hatte. Für 330.000gns. ging sie an das Elwick Stud.

Am Ende wurden 787 Pferde für 62,4 Millionen gns. verkauft, 79.498gns. war der Schnitt pro Zuschlag. Im vergangenen Jahr gab es aus Corona-Gründen ein kaum vergleichbares Ergebnis, die Durchschnittszahlen davor waren über dem diesjährigen Schnitt (2019: 86.513gns, 2018: 83.396gns.). Der Rekord von 2017, als der Schnitt pro Zuschlag bei 101.208gns. lag, erscheint im Moment ohnehin unerreichbar. Coolmore trat offiziell nur bei zwei Millionen-Käufen auf, der Name Godolphin fehlte komplett in der Liste, Shadwell ist aktuell nur Verkäufer.

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