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Post aus Prag - Die Zazou-Story geht weiter

Jardin Michelet gewinnt unter Adam Florian die 2000 Guineas in Prag. www.galoppfoto.de - Petr Guth

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 768 vom Freitag, 19.05.2023

Mehr als zwei Monate nach dem rätselhaften Verschwinden von Zazou (Shamardal) aus dem Deckhengst-Stall im nordböhmischen Darhorse Stud gibt es wieder Neues vom Gruppe 1-Sieger aus Fährhofer Zucht zu berichten. Sein Besitzer Ramsan Kadyrow, der allerdings wegen den nach der Krim-Annexion verhängten internationalen Sanktionen schon seit acht Jahren mit seinen europäischen Pferden gesperrt ist, sorgte am Montag mit einem Telegram-Post für Aufsehen. Der Tschetschenische Präsident behauptet, dass er den Hengst für 18 000 Dollar von einer dritten Seite gekauft hatte und das sich Zazou inzwischen auf dem Weg nach Russland befindet. Seine „Entführung“ aus Tschechien wurde laut Kadyrow vom ukrainischen Geheimdienst mit der Unterstützung der einheimischen Polizei durchgefürt. Er lieferte allerdings keine Beweise für seine Behauptungen und postete nur ein älteres gemeinsames Bild mit Zazou noch aus seiner aktiven Zeit. Die tschechische Polizei und das Außenministerium zeigten sich wenig beeindruckt. „Wir kommentieren keine russische Propaganda,“ sagte ein Sprecher des Ministeriums. Die Polizeifahndung läuft zwar weiter, aber wie erwartet ohne größeren Erfolg.

Wesentlich weniger Publizität als die Kadyrow-Story hatte in den letzten Tagen das tschechische 2000 Guineas, das als Conseq Velká jarní cena (1600 m, ca. 23.000 Euro) in Prag gelaufen wurde. In einem der interessantesten Jahrgänge des Rennens seit längerer Zeit wurden mehrere Pferde, die in den vergangenen Monaten vor allem in Frankreich unterwegs waren, favorisiert. Am Ende setzte sich aber das billigste Pferd im Starterfeld durch. Der nur für 1.000 Euro erworbene Jardin Michelet (Kingfisher) behielt auch im dritten Start seiner Karriere seine weiße Weste und bleibt mit 80 kg auf dem ersten Platz des Dreijähigen-Handicaps. Der von Zdenek Seménka in Mähren für den Stall Cardboard trainierte Hengst musste allerdings zum erstenmal sein ganzes Können zeigen, um die nachgenannte Agha (Zelzal) um einen Hals zu schlagen. Für den siegreichen Jockey Adam Florian, der einst auch in Deutschland tätig war, war es der Karrieretreffer Nummer 100. Dritter wurde Bellator (Havana Grey) vor dem gesteigerten Biriatou (Wings Of Eagles). Der vom Stall Parthenaue gezüchtete Favorit Devil In Pink (Footstepsinthesand) wurde auf den letzten Metern müde und musste sich mit dem fünften Platz zufrieden geben.

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Das Hauptziel von Jardin Michelet ist nun das Tschechische Derby, das Stehvermögen sollte laut seinem Stall kein Problem seit. Allerdings gibt es derzeit mehrere interessante Dreijährige auf längeren Distanzen und der aufregendste heißt Breakmoment (Saxon Warrior). Der Schützling von Ingrid Janácková Koplíková traf sich mit Jardin Michelet bereits im April und wurde nur um eine halbe Länge geschlagen, wobei es sein Debüt auf der Rennbahn war. Am Sonntag gewann er ohne große Mühe das Dr. Otakar Frankenberger-Memorial (2200 m, ca. 5.700 Euro), das erste bedeutende Vorbereitungsrennen für das Derby. Mit Hugo Besnier im Sattel setzte er sich um 1 3/4 Längen von seinem Trainingskollegen L' Enfant Terrible (Kodiac), dahinter wurde Stormy Awakening (Storm The Stars) Dritter.

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Am vergangenen Samstag gingen auch die polnischen Frühjahrsklassiker in Warschau über die Bühne und in beiden Fällen handelte es sich um eine klare Angelegenheit. In den 2000 Guineas, Nagroda Westminster Rulera (1600 m, ca. 17.400 Euro), canterte der von Krzysztof Ziemianski trainierte Clyde (Territories) mit Stefano Mura zu einem hochüberlegenen 7-Längen-Sieg. Hinter dem Hengst des Stalles Carramba belegten Senlis (Dariyan) und Westminster Grey (Outstrip) die weiteren Plätze.

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Unter den Stuten im Nagroda Westminster Wiosenna (1600 m, ca. 17.400 Euro) hatte die von Tomás Lukásek für Trainer Maciej Jodlowski gerittene Marigold Blossom (Footstepsinthesand) aus dem Stall Dozbud 2 keine große Mühe, Migliore Speranza (Churchill) und Donnia (Holy Roman Emperor) in Schach zu halten.

 

Martin Cáp, Prag

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