Vorbereitung Melbourne Cup V

Noch fünf Tage und dann ist es nach vielen Wochen der Vorbereitung und aufwendiger Logistik endlich soweit und Protectionist wird seine Box im Melbourne Cup beziehen. Welche es genau sein wird, erfahren wir Samstagabend.

Heute hat er erstmal seine Abschlussarbeit absolviert und das, was der Trainer sah, hat ihm sehr gut gefallen. Der Hengst zeigt sich auf der Bahn konzentriert, galoppiert gelassen, pustet schnell ab und macht insgesamt einen sehr gesammelten Eindruck. In seiner Box ist er allerdings ein echter Rüpel und lässt seinen ganzen Übermut freudig an Jose Silverio aus, der sich mitunter recht energisch gegen ihn zur Wehr setzen muss.

Als einer der Security-Leute vor ein paar Tagen morgens um 4Uhr bei Lisa Krüllmann anrief, sie müsse sofort in den Stall kommen, Protectionist wäre lose, befürchtete sie im ersten Moment natürlich Schlimmes aber als sie ein paar Minuten später dort ankam, traf sie auf der Stallgasse auf ein mit sich selbst äußerst zufriedenes Pferd, das scheinbar gerade viel Spaß hatte und die entstandene Aufregung nicht so ganz verstehen konnte. Wieder in seiner Box verstaut, wollte man natürlich wissen, wie es zu diesem Ausflug kommen konnte und dank der Videoüberwachung war die Sache schnell geklärt. Sehr ausdauernd und akribisch hatte Protectionist so lange das Schloss bearbeitet bis es endlich aufging, die Tür genau so weit auf geöffnet, dass er bequem durchpasste und dann seine seine Box verlassen. Zuerst stattete er seinen drei Stallgenossen einen Besuch ab, machte sich genüßlich am Heu zu schaffen, ordnete die Späneballen neu, zog Nuntius' Decken von der Halterung um sie ein paar Mal über die Gasse zu schleifen und ließ sich dabei auch nicht von Blitzen, die den ganzen Stall erhellten und einem fürchterlichen Gewitter, das just in diesem Moment runterging, aus der Ruhe bringen. Nun hat er noch ein zusätzliches Schloss an seiner Tür und um dieses zu öffnen, bräuchte er David Copperfield.

Alles in allem ist Protectionist Australien bisher gut bekommen, er sieht wirklich bestechend aus und während einige seiner Kollegen schon Haare schieben, glänzt er immer noch wie eine Speckschwarte.

Die verantwortlichen Leute von Victoria Racing kümmern sich nicht nur rührig um die ausländischen Gäste, es wird auch sonst alles vorbildlich gehandhabt. Heute wurden nach der Stallzeit alle Beteiligten nach Flemington auf die Rennbahn gebracht um sie schon mit den dortigen Gegebenheiten und den Abläufen vor und nach dem Rennen vertraut zu machen. Ebenfalls heute waren etwas mehr als 200 Gäste aus der Medienbranche geladen um sie bei einem deftigen Frühstück mit den ausländischen Trainern bekannt zu machen. Das Fernsehen war vor Ort, es gab zig Interviews und jeder Starter wurde ausführlich vorgestellt. Die Tagesszeitungen sind jeden Tag voll mit den Berichten, es werden Fotos, Videos und Trainingszeiten getwittert, Radiosender schalten Spots, an jeder Straßenecke hängen riesige Plakate, in den Auslagen der Geschäfte sind extra "Racing outfits" ausgestellt und man hat wirklich den Eindruck, ganz Australien würde nur noch auf den Melbourne Cup warten. So wie wir!