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Die Deckhengstumfrage zum Jahreswechsel

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 699 vom Freitag, 17.12.2021

Die Deckhengst-Umfrage zum Jahreswechsel: Die Vollblut-Agenten Holger Faust und Stephan Vogt (oben v.l.n.r.) Crispin Mowbray, Rüdiger Alles, Ronald Rauscher (Mitte) sowie Philipp Graf von Stauffenberg und Beatrix Mülhens-Klemm und Peter Brauer für Panorama Bloodstock. Nicht im Bild zu sehen sind Tom Goff und Richard Venn.@Turf-Times/GaloppfotoDie Deckhengst-Umfrage zum Jahreswechsel: Die Vollblut-Agenten Holger Faust und Stephan Vogt (oben v.l.n.r.) Crispin Mowbray, Rüdiger Alles, Ronald Rauscher (Mitte) sowie Philipp Graf von Stauffenberg und Beatrix Mülhens-Klemm und Peter Brauer für Panorama Bloodstock. Nicht im Bild zu sehen sind Tom Goff und Richard Venn.@Turf-Times/GaloppfotoWie in den vergangen Jahren hat Turf Times kurz vor Weihnachten in der Berater- und Vollblut-Agentenszene nach den Präferenzen für die Decksaison 2021 in Europa gefragt. Wir haben im Wesentlichen die Damen und Herren kontaktiert, die sich auch im vergangenen Jahr freundlicherweise die Zeit genommen haben, uns zu antworten.

Die Fragen waren folgende: 

1. Ihr Favorit in Europa?

2. Ein Geheimtipp oder ein „vergessener“ Hengst.

3. Ihre Wahl in Deutschland

4. Je ein „value for money“, in Deutschland, in England/Irland, in Frankreich.

5. Ein interessanter Debütant in Europa 

 

Rüdiger Alles (IVA Alles)

1. Sea the Stars (v. Cape Cross), der Halbbruder von Weltchampion Galileo, der leider nicht mehr lebt. Beide Weltklassehengste wurden von einem persönlichen Freund (Mick Kinane) geritten, der auch viele Weltklassepferde für Coolmore und den Aga Khan geritten hat. Sein Kommentar: „Sea the Stars war ganz klar das beste Pferd, das ich je geritten habe.“

2. Meine Wahl hier – nach wie vor – Teofilo, der seit vielen Jahren in der Spitzengruppe der erfolgreichen Deckhengste in Europa vertreten ist.

3. Ganz klar Soldier Hollow („the one and only“), als Rennpferd „game, genuine and consistent!“. Diese Eigenschaften vererbt er an seine Nachkommen! Championdeckhengst!

4. In Deutschland: Reliable Man, Vertreter der erstklassigen Mill Reef-Shirley Heights-Hengstlinie.

In England: Oasis Dream (seit Jahren beständig erfolgreich in Europa).

In Irland: Australia (Hengst mit sehr guten Erfolgen).

In Frankreich: Kendargent (der „Dauerbrenner“ in Frankreich).

5. Muss der Neu-Import Japan (v. Galileo) sein? Ein Hengst mit seinen Rennleistungen wurde noch nie nach Deutschland importiert.

Internationaler Agent in Iffezheim: Tom Goff schaut sich auf der BBAG Jährlingsauktion ein Pferd des Gestüts Fährhof an. ©galoppfoto.deInternationaler Agent in Iffezheim: Tom Goff schaut sich auf der BBAG Jährlingsauktion ein Pferd des Gestüts Fährhof an. ©galoppfoto.de

Tom Goff (Blandford Bloodstock)

1. Sea the Stars – er ist eine absolute Legende.

2. Teofilo ist ein sehr guter Deckhengst, der oft übersehen wird.

3. Soldier Hollow

4. In Deutschland: Amaron

In Frankreich: Kendargent

In England: Ardad

In Irland: Footstepsinthesand

5. Starman – ein hervorragend aussehender Hengst mit enormer Schnelligkeit und Klasse. Ein aufregender Neuling.

 

Crispin de Moubray

1. Man kann nicht an Frankel vorbeigehen. Natürlich hat er hervorragende Stuten bekommen, aber er hat auch herausragende Nachkommen mit ihnen gezeugt. Es ist auch sehr erfreulich zu sehen, dass ein Hengst mit klassischen Steher-Genen an der Spitze der Statistik steht.

2. Make Believe hat immerhin schon Mishriff auf der Bahn, aber es nicht zu übersehen, dass zwölf Prozent seiner Nachkommen ein GAG von mehr als 89kg haben. Er hat 2021 sein bisher größtes Buch gedeckt und ist eine seltene Gelegenheit eines „proven stallions“ zu einer günstigen Decktaxe.

3. Reliable Man hat weltweit erfolgreiche Nachkommen, auch in Hong Kong, zurück in Röttgen wird sein Rekord noch besser werden.

4. In Deutschland: Tai Chi.

In Frankreich: Kendargent hatte ein sehr gutes Jahr und es ist es wert, zu ihm in der Hoffnung auf ein Stutfohlen zu gehen, da er ein so guter Mutterstutenvererber ist, dies erst mit einer relativ kleinen Zahl an Nachkommen.

In England/Irland: Durch den Brexit bekommen GB-Deckhengste für dortige Züchter mehr Chancen. Mohaather hat im ersten Jahr 146 Stuten gedeckt, ist von vielen verschiedenen Züchtern gebucht worden. Shadwell hat sich mehr und mehr geöffnet, die Deckhengste werden davon profitieren. Umso mehr, da die Decktaxe von Mohaather im zweiten Jahr gesenkt wurde.

5. Victor Ludorum war ein ausgezeichneter Zweijähriger und auch ein guter Dreijähriger. Er ist ein sehr gut aussehender Hengst und hat einen interessanten Kaldoun-Bezug auf der Mutterseite. Ein Hengst, den man jedes Jahr buchen kann, bis das Gegenteil bewiesen ist.

 

Panorama Bloodstock (Beatrix Mülhens-Klemm & Peter Brauer)

1. Wenn man die „üblichen Verdächtigen“ Dubawi, Frankel, Kingman usw. mal außen vor lässt, nennen wir hier SiyouniWootton Bassett und auf jeden Fall Sea the Moon, der bewiesen hat, dass er erstens gut vererbt und zweitens zu den deutschen Stuten passt.

2. Noch nicht so sichtbar, aber kein Geheimtipp mehr: The Grey Gatsby, er kann ansehnliche Erfolge bei den Zweijährigen vorweisen bei anfangs eher mittelmäßiger Unterstützung. Wer Lust hat, sollte sich mal das Video von seinem Sieg in den Irish Champion Stakes 2014 ansehen. Er blieb zu lange im Rennstall, da hatte man seine besten Leistungen schon vergessen. Schade ist, dass der grandiose In Swoop keine Chance in der Zucht von Flachpferden bekommt. Einige deutsche Züchter werden ihn hoffentlich trotzdem berücksichtigen!

3. Protectionist (6.500€), Reliable Man (6.500€) und Isfahan (9.500€) haben auf Anhieb eine Reihe von Blacktypesiegern produziert und bedürfen keiner weiteren Erklärung.

4. In Deutschland: Tai Chi, als Vater eines Gr.1-Siegers (Nancho) für 4.500€.

In England: Oasis Dream, wenn auch schon 21 Jahre alt, kostete früher 80.000 GBP und ist jetzt für 20.000 GBP zu haben. Er ist aktuell Vater des Topzweijährigen Native Trail (schon zweifacher G1-Sieger).

In Irland: Waldgeist, der mit 15.000€ nach wie vor sehr günstig ist.

In Frankreich: Vielleicht Intello (8.000€), der mit Intellogent (G1), Waldbiene (G2) und auch Pao Alto (G3) bewiesen hat, dass er zu deutschen Stuten passt! Dazu kommt als Empfehlung noch die Winterkönigin Noble Heidi, die allerdings in Frankreich gezogen ist.

5. St. Marks Basilica war ein tolles Rennpferd mit einer ebensolchen Abstammung, aber vor allem: Japan, so einen Hengstdebutanten hatten wir in Deutschland noch nicht!

 

Richard Venn

1. Siyouni scheint die ihm zugeführten Stuten „upzugraden“, es ist positiv zu sehen, dass die Pivotal-Linie weiter lebt.

2. Man sollte Muhaarar weiter beobachten, er wird nicht lange vergessen sein.

3. Soldier Hollow hat unverändert die Krone auf!

4. In Deutschland: Es sieht so aus, als ob Isfahan weiter stark im Aufwind ist.

In Frankreich: Cloth of Stars hatte einige sehr gute Verkäufe bei den Auktionen, er könnte etwas werden.

In England/Irland: Die Stimme geht an Oasis Dream, der trotz seines Alters fähig ist, sehr gute Pferde zu bringen, wie man dieses Jahr gesehen hat.

5. Victor Ludorum scheint eine interessante Ergänzung im Portfolio des Haras du Logis zu sein.

 

Philipp Graf von Stauffenberg

1. Frankel bekommt zwar alle Chancen, aber er nutzt sie auch über die Maßen gut.

2. Ist nicht wirklich ein Geheimtipp, aber ich erwarte von Starspangledbanner noch eine ganze Menge.

3. Japan. Sehr gute Rennleistung, tolles Pedigree, tolles Exterieur – es ist nicht nur die Initiative einen solchen Hengst nach Deutschland zu holen unterstützenswert, sondern er birgt einfach sehr viel Hoffnung in dem, was er mitbringt.

4. In Deutschland: Isfahan, hat zwar wenige Starter, aber mit dem Derbysieger und einer der besten Stuten des Jahrgangs 2018 überzeugt.

In England/Irland: Gleneagles, tat sich wie die meisten Söhne von Galileo in Coolmore anfangs sehr schwer, aber er  ist besser als sein Ruf.

In Frankreich: Lawman, für seine relativ geringe Decktaxe ist er immer wieder für ein Spitzenpferd gut.

5. St Mark's Basilica ist wohl von der Rennleistung und dem Pedigree der beste Debutant in Europa in einem eher schwachen Konvolut von neu aufgestellten Hengsten

 

Holger Faust (HFTB Racing Agency)

1. Ich möchte es nicht auf einen reduzieren. Fakt ist, Galileo ist verstorben und nun streiten sich Dubawi, Sea the Stars und Frankel um dessen Krone. Alle drei Hengste sind Spitze in Europa.

2. Jeder Deckhengst braucht Unterstützung. Quantitativ aber vor allem auch qualitativ. The Grey Gatsby ist ein guter Hengst, mit einem Jahrgang auf der Bahn würde ich ihn noch als „Geheimtipp“ sehen. Ein „vergessener Hengst“ war Kendargent mit nur 8.000 oder 9.000 Euro Decktaxe in 2021, für nächstes Jahr wurde die Decktaxe mehr als verdoppelt und zwar zu Recht.

3. Ich möchte hier erst einmal Adlerflug noch einmal loben, ich war immer sehr kritisch ihm gegenüber, mit der Performance von In Swoop und Torquator Tasso im nach wie vor größten Rennen der Welt, steht er fast schon auf einer Stufe (der höchsten) mit Monsun und Monsun war eigentlich der GOAT (greatest of all times) in Deutschland. Nachdem Adlerflug verstorben ist, ist Isfahan die neue Nummer 1 in Deutschland. 24 Pferde im Training - Derbysieger - Diana Zweite - Oaks Dritte, das sind doch Fakten, die einen von der Qualität von Adlerflug und Monsun träumen lassen.

4. In Deutschland: Isfahan, Champion First Season Sire , Champion Second Crop Sire und Vize Champion Stallion für 9.500 Euro. Es gibt Debutanten (First Season Sire) in Deutschland die die gleiche Decktaxe kosten oder sogar teurer sind.

In Frankreich: Cloth of Stars, ich glaube, er könnte sehr gut werden, derzeit 7.000 Euro ist nicht viel.

In Irland: Ghaiyyath , 25.000 Euro klingt zwar viel, ist aber für England/Irland nicht zu teuer. Wenn er der neue Dubawi oder der neue Night of Thunder wird, wäre er derzeit ein Schnäppchen.

In England: Masar, ein Derbysieger für nur 14.000 Pfund, natürlich ist für ihn die Unterstützung von Godolphin wichtig, wenn er sie bekommt, kostet er bald mehr.

5. St Mark's Basilica, ich glaube, hätte er sich nicht verletzt, dann hätte man ihm auch die nächsten 10 Starts noch zujubeln können. Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, ich sehe bei Coolmore derzeit keinen Hengst der in die gigantischen Fußstapfen von Galileo treten kann und mit Dubawi, Frankel, Sea The Stars sind nun andere in der Champions League erstmals besser besetzt, also braucht Coolmore auch einen wenigstens ansatzweise so guten Deckhengst wie Galileo es war und St. Mark‘s Basilica könnte es werden.

 

Ronald Rauscher

1. Frankel — Er hatte eine hervorragende Saison weltweit (auch in der südlichen Hemisphäre) auf verschiedenen Distanzen und er war auch in allen Altersgruppen erfolgreich.

2. New Bay — Der Hengst in Europa mit dem besten Durchschnitt der Anzahl von Siegern zu gelaufenen Pferde. Onwards und Upwards mit ihm und deshalb auch der Sprung in der Decktaxe auf 37.500 €. Das Pedigree besticht mit vier Deckhengsten unter der dritten Mutter u.a. Kingman und Oasis Dream. 

3. Protectionist — Mit dem ersten Jahrgang in Deutschland zwei Gruppesieger und dann zwei sehr versprechende zweijährige Sieger, die auf das Derby zusteuern. Weiterhin value for money mit gutem Auktionsergebnis ( bis 100.000 € BBAG Jährlingsauktion ) seiner Nachkommen. Amazing Grace undcLambo bleiben weiterhin inTraining.

4. In Deutschland weiterhin Soldier Hollow mit einem tollen Jahr in Europa. 13 individuelle Stakes Sieger bringen ihn in dieser Sparte in die europäische Spitze. Da steht er in der Statistik über Hengsten wie Australia, Wootton Bassett,Shamardal, um nur einige prominente Namen zu nennen.

In GB/IRE fällt meine Wahl auf Gleneagles, der zu einer sehr niedrigen Decktaxe eine hervorragende Alternative zu deutlich überteuerten Hengsten liefert.

In Frankreich springe ich mit auf den Zarak-Zug und denke, der wird weiterhin Fahrt aufnehmen. Dubawi wird ein immer stärkerer Einfluss als Vater von Deckhengsten.

5. St Mark's Basilica sicherlich eine herausragende Erscheinung, wie auch Palace Pier. Beide Hengste starten mit höchsten Meriten und werden allerbeste Unterstützung erhalten. In Deutschland sicherlich der Neuzugang in Etzean mit Japan.

 

Stephan Vogt

1. Da Galileo leider verstorben ist muss die Antwort Dubawi sein. Sollte es aber in einer bezahlbaren Region sein, denke ich, ist es der Dubawi-Sohn New Bay. 56% WNRS/RNRS und im ersten Jahrgang schon einen Gruppe 1-Sieger.

2. Ich weiß nicht ob er ganz vergessen ist, aber durch die Standortwechsel vielleicht nicht mehr ganz aktuell ist Reliable Man. Er bringt tolle Pferde für eine solide Decktaxe.

3. Ich glaube die Antwort ist aktuell einfach.Isfahan. Derby-Sieger. Diana-Zweite. All das bei relativ durchschnittlicher Stutenqualität. Das ist schon sehr beindruckend.

4. Ich denke, dass es in Deutschland Reliable Man oder Isfahan ist.

In England gibt es relative viele Hengst die gut performen und nicht viel kosten. Um einen Hengst zu nennen: Time Test. Sea the Moon gehört auch noch in die Kategorie „value for money“. Seine Produkte verkaufen sich international richtig gut.  

Für Frankreich wird es schon schwerer. Ich mag die Produkte von Al Wukair und The Grey Gatsby.

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