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Zu Besuch bei dem Pferd, das fliegen kann und keine Vögel mag ...

Autor: 

Frauke Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 734 vom Freitag, 02.09.2022

Der Superstar des deutschen Turfs hat einen speziellen Charakter: Torquator Tasso mit seinem Trainer Marcel Weiß, mal will er auf den Arm, mal sucht er nach Möhren und die Zügel schmecken sicher auch gut ... ©Dequia - Frauke DeliusDer Superstar des deutschen Turfs hat einen speziellen Charakter: Torquator Tasso mit seinem Trainer Marcel Weiß, mal will er auf den Arm, mal sucht er nach Möhren und die Zügel schmecken sicher auch gut ... ©Dequia - Frauke DeliusFür so ein Pferd steht man gerne auch mal richtig früh auf, auch wenn man nicht böse ist, wenn es erst heißt, daß er um 5:30 Uhr raus geht, und es dann eine Stunde später wird. So gibt zwar keine Sonnenaufgangsbilder mit Torquator Tasso, dafür zeigt er uns seine Morgengymnastik und schaut dann mit strohverhangenem Blick verschlafen rüber, wer da so rumsteht. „Hast Du Möhren mit“, scheint er zu fragen. „Ok., nein, dann lass mich noch ein bißchen weiterdösen.“ Solange bis Miguel Lopez, sein Arbeitsreiter, der auch Jockey ist und ihn allerbestens kennt, die Boxentür öffnet, um ihn für die Morgenarbeit fertig zu machen. „Natürlich hat der sein eigenes Zeug“, heißt es, „er ist ja auch etwas ganz Besonderes“. Und Möhren gibt es auch. Reichlich „Tassolino“ wie er im Diana-Stall in Mülheim genannt wird, hat sein Personal gut im Griff, immer wieder werden Möhren nachgereicht, damit er sich keine anderen Dinge einfallen läßt. „Er hat auch einen ganz speziellen Charakter“, heißt es, das werden wir auch an diesem Tag auch noch live erleben. 

Antrittsbesuch bei Torquator Tasso 2020 in Mülheim: Schon als Derbyzweiter ein Star, keiner konnte ahnen, was danach noch kommen würde ... ©Dequia - Frauke DeliusAntrittsbesuch bei Torquator Tasso 2020 in Mülheim: Schon als Derbyzweiter ein Star, keiner konnte ahnen, was danach noch kommen würde ... ©Dequia - Frauke DeliusEs ist nicht der erste Besuch beim Superstar des deutschen Turfs, wir war schon einige Male da. Der erste Besuch war direkt nach seinem 2. Platz im IDEE 151. Deutschen Derby als erste Pressevertreter überhaupt, nachdem Marcel Weiß als langjähriger Assistent schon zu den Zeiten von Uwe Ostmann am 1. November 2019 den Diana-Stall von Jens Hirschberger übernommen hatte. Damals im Juli 2020 konnte man ahnen, dass dieser Adlerflug-Sohn ein gutes Pferd ist, und es kommt etwas von dieser "Weißt-Du-noch-Stimmung" auf, denn niemand konnte damals ahnen, was danach alles noch passieren würde Erst recht nicht der Trainer, der eher der ruhige, überlegte Typ ist. Und jetzt steht er vor der Box und schwärmt davon, wie glücklich er sei, so ein Pferd trainieren zu dürfen, „das hat man als Trainer wahrscheinlich nur einmal im Leben“. 

Beim Trainer, der so lange warten musste, bis er selber die Verantwortung übernehmen durfte, war es gleich das zweite Pferd, das er überhaupt auf einer Rennbahn gesattelt hat. Das war am 09. Mai 2020 in einem Maidenrennen in Mülheim Ein Debüt, das ja auch ein Jahresdebüt war, das nicht ganz so glorreich ausfiel, aber daran hat sich Marcel Weiß bei Torquator Tasso mittlerweile gewöhnt. Aber der Reihe nach. „Den habe ich als zweijährigen noch selber geritten“, heißt es, „anfangs ist er nicht besonders auffällig gewesen“. Aber spätestens dreijährig änderte sich das. Torquator Tasso fand diesen besonderen Gang, den man im Galopprennsport „Turn of Foot“ nennt, was bedeutet, dass ein Pferd im schnellen Galopp noch einmal extrem beschleunigen kann. „Sie haben da ein Pferd, das fliegen kann, das hat mir unser früherer Trainer Uwe Ostmann erzählt“, erinnert sich Peter-Michael Endres, der den Adlerflug-Sohn auf Empfehlung von dessen Nachfolger Jens Hirschberger als Jährling auf der Herbst-Auktion der BBAG gekauft hat. Die  24.000 Euro, die er damals bezahlt hat, waren natürlich im Nachhinein ein echtes Schnäppchen. Aber das weiß man ja auch erst immer hinterher. 

Torquator Tasso schreibt Turf-Geschichte 

Die beiden Adlerflug-Söhne im Derby 2020 auf den Plätze 1 und 2: In Swoop (Ronan Thomas) ist für das Gestüt Schlenderhan der Sieger vor Torquator Tasso (Jack Mitchell). Es blieb bei diesem einen Aufeinandertreffen, weil In Swoop seine Rennkarriere verletzungsbedingt frühzeitig beenden musste.. ©galoppfoto - Sabine BroseDie beiden Adlerflug-Söhne im Derby 2020 auf den Plätze 1 und 2: In Swoop (Ronan Thomas) ist für das Gestüt Schlenderhan der Sieger vor Torquator Tasso (Jack Mitchell). Es blieb bei diesem einen Aufeinandertreffen, weil In Swoop seine Rennkarriere verletzungsbedingt frühzeitig beenden musste.. ©galoppfoto - Sabine BroseDenn war für eine Geschichte hat dieses Pferd geschrieben, was für eine Karriere schon jetzt hingelegt? Aus der kleinen Zucht des Niederländers Paul H. Vandeberg, der sein Geld früher als Metzger verdient hat. Die Mutter Tijuana (Toylsome) hatte er vom Gestüt Schlenderhan zunächst für kleines Geld gepachtet und später ganz übernommen, weil ihr eigenes sportliches Können mehr als überschaubar war und keiner und die Glaskugel geschaut, hat in der man ihr Potential als Mutterstute hätte erahnen können. Ähnlich war es bei seinem Vater Adlerflug. Der hatte gerade noch gut 30 Nachkommen in dem Jahr, in dem Torquator Tasso zur Welt kam. Es war der letzte Jahrgang, der noch im Gestüt Harzburg gezeugt wurde, zu dem auch In Swoop gehört, der im Derby 2020 für das Gestüt Schlenderhan noch vor Torquator Tasso war. Erst danach kam Adlerflug nach Schlenderhan, was die leider viel zu kurze Karriere als Deckhengst auch dank der Werbung seiner beiden vermutlich besten Nachkommen wieder richtig beflügelte. Leider ist Adlerflug im letzten Jahr viel zu früh mit 17 Jahren verstorben, drei seiner Söhne - In Swoop in Irland, Ito im Gestüt Erftmühle und Iquitos im Gestüt Graditz - sind schon als Deckhengste aktiv, im nächsten soll auch Torquator Tasso folgen, im Gestüt seiner Besitzer Ein Pferd, das fliegen kann ...: 2021 gewann Torquator Tasso mit René Piechulek den Großen Preis von Baden, jetzt tritt er zum dritten Mal, diesmal mit Frankie Dettori. Es wird nach jetzigem Stand sein letzter Rennbahn-Auftritt in Deutschland sein. ©galoppfoto - Sabine BroseEin Pferd, das fliegen kann ...: 2021 gewann Torquator Tasso mit René Piechulek den Großen Preis von Baden, jetzt tritt er zum dritten Mal, diesmal mit Frankie Dettori. Es wird nach jetzigem Stand sein letzter Rennbahn-Auftritt in Deutschland sein. ©galoppfoto - Sabine Brosein Auenquelle

Und auf einmal fühlt sich das doch ein bißchen anders an als sonst. Ein bißchen Wehmut liegt in der Luft. Denn am Sonntag läuft Torquator Tasso als Titelverteidiger im 152. Wettstar Großen Preis von Baden, Gr. I. Das wird sein letzter Rennbahn-Auftritt in Deutschland sein. Vier Wochen später, am 02. Oktober, „so ist jedenfalls der Plan“, meint der Trainer, geht es zum Prix de l’Arc de Triomphe in Paris-Longchamp, wo er, als letztes großes Ziel und Traum der deutschen Galoppfans, seinen Sensationserfolg vom letzten Jahr doch bitte wiederholen möge. Dann wäre Schluß mit der Rennkarriere, jedenfalls wenn es nach Marcel Weiß ginge, „dann kann er seine Karriere als Deckhengst im Gestüt Auenquelle starten, aber das entscheiden die Besitzer.“ Denn ein Start im Japan-Cup wäre noch ein Option, eine japanische Delegation war schon im Frühjahr am Stall, um Torquator Tasso die Aufwartung zu machen. 

Torquator Tasso mit seinem fast ständigen Betreuer Miguel Lopez im Diana-Stall in Mülheim: "Ich war leider acht Monate verletzt, da konnte ich ihn nicht reiten, ansonsten bin ich seit 3 Jahren täglich in der Arbeit mit ihm zusammen. Er ist ziemlich frech, aber wenn er anfängt zu galoppieren, dann fühlt sich das ganz anders an als bei anderen Pferden. Sehr viel leichter. Er ist etwas ganz Besonderes." ©Dequia - Frauke DeliusTorquator Tasso mit seinem fast ständigen Betreuer Miguel Lopez im Diana-Stall in Mülheim: "Ich war leider acht Monate verletzt, da konnte ich ihn nicht reiten, ansonsten bin ich seit 3 Jahren täglich in der Arbeit mit ihm zusammen. Er ist ziemlich frech, aber wenn er anfängt zu galoppieren, dann fühlt sich das ganz anders an als bei anderen Pferden. Sehr viel leichter. Er ist etwas ganz Besonderes." ©Dequia - Frauke DeliusAuch im Training immer motiviert

Mittlerweile steht der jetzt fünfjährige Fuchshengst blitzblank geputzt und gesattelt in seiner Box und man merkt ihm an, dass er Bock hat, auf das, was jetzt kommt. „Der ist zwar nicht einfach zu reiten“, meint Miguel Lopez, „aber wenn der anfängt zu galoppieren, dann fühlt sich das großartig an. Einfach viel leichter als bei anderen Pferden.“ In den Rennen sitzen andere Jockeys im Sattel, aber Miguel Lopez, der selbst schon 215 Sieger geritten hat, ist stolz darauf mit zum Torquator Tasso-Team zu gehören. Auch Marcel Weiß, nach seiner persönlichen Leistung mit dem Pferd befragt, das ihn in seinen ersten drei Trainerjahren überhaupt so erfolgreich begleitet, in drei Saisons herausragende Leistungen gezeigt hat, gesund geblieben ist und mit fünf Jahren am Sonntag seinen nun schon dritten Großen Preis von Baden bestreitet, was alles andere als selbstverständlich ist, wehrt zu viel der guten Worte ab: „Der ganze Stall hat mit zu diesem Erfolg beigetragen“, betont auch der Trainer, „jeder hat da seinen Anteil.“ Und überhaupt sei er dankbar für dieses Pferd und wie das alles gelaufen ist. 

Es ist nicht ganz einfach, den langen Schritten des 46-jährigen gebürtigen Berliners zu folgen, der den Traum von einer Jockeykarriere der Größe wegen schnell ad acta legen musste. Marcel Weiß hat einen eng getakteten Zeitplan, bei dem ihm besonders wichtig ist, dass die Pferde so viel Bewegung wie möglich haben. Einige kommen gleich frühmorgens noch vor der eigentlichen Arbeit in die Führmaschine, nach der Arbeit kommt nicht das ganze Lot auf einmal nachhause, sondern in kleinen 2 oder 3-er Gruppen nacheinander zum Abspritzen, „damit sie nicht rumstehen und warten, da ist es besser, sie reiten noch im Schritt ein, zwei Runden auf dem Trabring. Jeden Reiter wirft er in der Box persönlich in den Sattel, hat jedes Pferd morgens mindestens dreimal gesehen, bevor es auf die Rennbahn kommt. 25 bis 30 Kilometer hat er so selber an jedem Tag auf dem Tacho, zu Fuß versteht sich. Seine Lehre hat Marcel Weiß bei Martin Rölke in Hoppegarten gemacht, bevor er in den Diana-Stall kam war er bei Heinz Jentzsch, dem erfolgreichsten deutschen Trainer aller Zeiten. Erfahrung ist also reichlich vorhanden, Marcel Weiß scheint dazu auch noch die Geduld mit zu bringen, die es für das Training der schnellen, aber eben auch anspruchsvollen und manchmal auch trotz ihrer 500 und mehr Kilo fragilen Vierbeiner braucht. 

Im dritten Trainer-Jahr der 50. Sieg, doch was für Siege ...

King George and Queen Elizabeth Stakes in Ascot: Hinter dem Sieger Pyledriver landet Torquator Tasso mit René Piechulek in den Farben des Gestüts Auenquelle auf einem herausragenden 2. Platz. ©galoppfoto - Jimmy ClarkKing George and Queen Elizabeth Stakes in Ascot: Hinter dem Sieger Pyledriver landet Torquator Tasso mit René Piechulek in den Farben des Gestüts Auenquelle auf einem herausragenden 2. Platz. ©galoppfoto - Jimmy ClarkMittlerweile hat sich das 2. Lot mit Torquator Tasso aber auch dem Belmont Gold Cup-Sieger Loft (Adlerflug) in der Reithalle versammelt. Kaum zu glauben, dass Marcel Weiß vor kurzen mit seinen erst 50. Sieger hatte, zu dem sich mittlerweile zwei weitere dazugesellt haben. „Ja, das habe ich mit Schrecken auch auf meiner Instagram-Seite gelesen“, gibt er launig zu Protokoll, denn um da selbst zu schreiben, fehlt die Zeit. Das übernimmt Julia Römich, die auch die internationale Presse bedient, die seit Torquator Tasso und Loft immer öfter nachfragt. Denn von diesen 52 Siegen sind unglaubliche 10 Gruppensiege: Fünf lieferte Torquator Tasso, davon drei auf Gr. I-Parkett, zwei Loft, zwei Reine d’amour und einen, den ersten, Virginia Joy. Dazu kommen noch etliche Gruppeplatzierungen und Listensiege, zuletzt von Torquator Tasso als sensationeller Zweiter in den King George and Queen Elizabeth Stakes, Gr. I. in Ascot. In der Reithalle geht der prominente Fuchs an Position zwei, Loft, der braune Wallach, mit dem der Melbourne Cup anvisiert wird, ist ist an drittletzter Stelle. So geht einige Runden im Schritt, der Trainer steht in der Mitte, schaut sich jedes Pferd an.

Nächste Station Trabring. Trainer sind multitaskingfähig, können Interviews geben, Pferde beobachten und zwischendurch noch telefonieren. Natürlich darf die Frage nach dem Jockey im Großen Preis nicht fehlen. René Piechulek, der Jockey, mit dem Torquator Tasso sowohl zum Sieg im letztjährigen Großen Preis von Baden und dann zum Arc-Sieg „geflogen“ ist, kann ihn am Sonntag nicht reiten. Weil er fest als Stalljockey für den Stall Salzburg engagiert ist, dessen Mendocino (Adlerflug) Gegner von Torquator Tasso in Baden-Baden ist und mit dem sein Besitzer Hans-Gerd Wernicke ebenfalls Arc-Pläne hat. „Das  ist sehr, sehr schade für uns, denn die beiden passen unglaublich gut zueinander“, heißt es dazu von Marcel Weiß, „aber das wurde ja schon Anfang des Jahres so kommuniziert und damit muss man leben. Die Situation hätte schon früher eintreten können. Wir haben schon aus Spaß geflachst, wer ihn anstelle von Rene dann reiten soll, und sind auf Frankie Dettori gekommen. Die Besitzer hatten dieselbe Idee, jetzt kommt es tatsächlich so, dass ich Dettori die Order gebe.“ Auf die Frage, was das jetzt für den Arc heißt, gibt es nur die Antwort: „Das entscheiden die Besitzer. Mehr kann ich dazu nicht sagen.“ Ergänzend lässt sich wohl sagen, dass es wohl auch entscheidend darauf Das Wunder von Longchamp: Torquator Tasso gewinnt den 100. Prix de l'Arc de Triomphe mit René Piechulek. ©galoppfoto - Frank SorgeDas Wunder von Longchamp: Torquator Tasso gewinnt den 100. Prix de l'Arc de Triomphe mit René Piechulek. ©galoppfoto - Frank Sorgeankommt, wie die Pferde in Baden-Baden laufen und wer am Ende auch in Longchamp in die Startboxen einrücken wird. 

Das Torquator Tasso-Team auf einer Traumreise nach dem Sieg im Arc: Torquator Tasso mit René Piechulek, Besitzer Peter.Michael Endres und Trainer Marcel Weiss auf dem Geläuf in Longchamp. ©galoppfoto - Frank SorgeDas Torquator Tasso-Team auf einer Traumreise nach dem Sieg im Arc: Torquator Tasso mit René Piechulek, Besitzer Peter.Michael Endres und Trainer Marcel Weiss auf dem Geläuf in Longchamp. ©galoppfoto - Frank SorgeDas alles wird in den nächsten fünf Wochen passieren. Dann wird Torquator Tassos Rennkarriere vorbei sein. Auf einmal geht alles so schnell. Aber Marcel Weiß will nicht daran denken, sondern konzentriert sich erstmal nur auf die nächsten beiden großen Ziele. „Klar ist der Druck jetzt ein ganz anderer als im letzten Jahr“, räumt er ein, „wir Prinzessin Anne überreicht die Ehrenpreise: Der Besitzer Peter-Michael Endres und die Betreuerin Katja Heckmann nach dem Torquator Tasso Sieg im 100. Prix de l'Arc de Triomphe. ©galoppfoto - Frank SorgePrinzessin Anne überreicht die Ehrenpreise: Der Besitzer Peter-Michael Endres und die Betreuerin Katja Heckmann nach dem Torquator Tasso Sieg im 100. Prix de l'Arc de Triomphe. ©galoppfoto - Frank Sorgesind ja nicht mit der Erwartung in den Arc gegangen, dass wir den gewinnen können“, aber dann breitete Torquator Tasso mit seinem Piloten Rene Piechulek seine Adlerflügel aus und gewann das Ding zum Kurs von 72:1. Ein Traumritt und eine Traumreise währenddessen und danach für alle Beteiligten und alle deutschen Galoppfans. Im Ausland dagegen wurden sich verwundert die Augen gerieben, was für ein deutsches Galopprennpferd ihren Superstars da den Schneid abgekauft hat? Es konnte nur der weiche Boden sein, der dem Adlerflug-Sohn in die Karten gespielt hat, so lautete der Tenor vor allem in der englischen Presse. Torquator Tasso ging in die Winterpause. 

Dann kam sein Saison-Debüt beim Frühjahrs-Meeting in Baden-Baden. Die Fans waren gekommen, um „Tassolino“ zu feiern, der aber im Großen Preis der Badischen Wirtschaft, Gr. II, eine flügellahme Vorstellung gab, was auch in der internationalen Presse seinen Widerhall fand. Denn das war weit, weit entfernt von dem Torquator Tasso, der noch im Oktober zuvor im 100. Prix de l’Arc de Triomphe brilliert hatte. Es gab nicht wenige, die sich gefragt haben, ob der Traumreise mit Torquator Tasso jetzt zu Ende ist. Das hat den Trainer schon getroffen, der seinen Schützling allerdings so gut kennt, wie kein anderer. Aber es brauchte den Beweis. 

Im Großen Hansa-Preis wieder im Flug-Modus 

Den "Reset-Knop" gefunden und den Titel verteidigt: Torquator Tasso mit René Piechulek, Nora Blasczyk, Katja Heckmann, Trainer Marcel Weiss und Miguel Lopez (von links) nach dem Sieg im Großen Hansa-Preis, Gr. II. ©galoppfoto - Peter HeinzmannDen "Reset-Knop" gefunden und den Titel verteidigt: Torquator Tasso mit René Piechulek, Nora Blasczyk, Katja Heckmann, Trainer Marcel Weiss und Miguel Lopez (von links) nach dem Sieg im Großen Hansa-Preis, Gr. II. ©galoppfoto - Peter HeinzmannIn Hamburg fand das Dream-Team Torquator Tasso und René Piechulek wie schon im Vorjahr im Großen Hansa-Preis, Gr. II, wieder den „Reset-Knopf“. Eingangs der Zielgerade rauschten die beiden nach außen und wurden schneller und schneller und „Tassolino“ begann wieder zu fliegen. „Danach war uns klar, dass wir das Abenteuer Ascot wagen konnten“, heißt es in der Nachschau, „der Auftritt dort war ein echter WOW-Moment für mich“. Es war kein Sieg, aber ein herausragender Zweiter Platz als zweitlängster Außenseiter mit acht Längen Abstand zu den vermeintlichen Cracks im Feld, darunter dem irischen Derbysieger. „Damit hat Torquator Tasso auf internationalem Parkett bewiesen, dass der Arc keine Eintagsfliege war“, so Marcel Weiß, „Torquator Tasso kann jeden Boden, auf weichem Boden ist er nur besonders gut!“ 

Es geht in Richtung Rennbahn. Torquator Tasso absolviert seinen Galopp und der Trainer ist zufrieden, wie seit zwei Jahren schon: „Seit er drei ist, hat er nie eine schlechte Arbeit abgeliefert. Auf der Rennbahn ist er in seinem Element.“ Eine Einschränkung gibt es: „Wir haben uns daran gewöhnen müssen, dass das anscheinend beim Saison-Debüt nicht funktioniert“. Ein Pferd eben mit einem speziellen Charakter. Auf dem Weg zum Stall zurück kommt ein Vogel vorbeigeflogen, eine Situation, die ein Pferd mit fünf Jahren eigentlich kennen sollte. Alles bleibt cool im Lot bis auf Torquator Tasso, der steigt auf die Hinterbeine, dreht sich im Kreis und zeigt dem Federvieh da oben in der Luft, was ein echter Vollbluthengst ist. Eine Situation, die schon kribbelig ist, doch der Trainer kennt das schon: „Sowas erleben wir mit dem öfter, aber Miguel meistert diese Situationen allerbesten, er kennt ihn eben.“ Trotzdem spürt man ein wenig die Angst, wie bei jedem Pferd, das doch immer etwas passieren kann. Gesund bleiben, das ist das Allerwichtigste

Alles, was jetzt noch kommt, ist ein Geschenk. 

Doch dann ist Torquator Tasso wieder das liebste Pferd der Welt. Als Miguel Lopez aus dem Sattel springt, übernimmt kurz der Trainer und „Tassolino“ wirkt so, als ob er am liebsten auf den Arm genommen werden möchte. Dann sucht er nach Möhren und nimmt dann doch die Zügel, um daran herumzuknabbern. Nach dem Abspritzen führt ihn Miguel Lopez zurück in seine Box. Die Beine werden kurz trockengerieben und ab geht’s an die Futterkrippe. Alles Routine, wie es ein Rennpferd kennt und braucht. Mittagsschläfchen inklusive. Natürlich kommt auch der Trainer nochmal, um zu schauen, ob alles in Ordnung ist. Torquator Tasso kommt sofort an,  „Du alter Räuber“, so wird er liebevoll tituliert. Er läßt sich die Nüstern kraulen und natürlich werden noch ein paar Möhren nachgeschoben, „davon kriegt er so etwa 2 Kilo am Tag, wir haben einen sehr guten Lieferanten“, so der Trainer, „aber die bekommen alle anderen Pferde natürlich auch. Auf die Nachfrage „alle wirklich zwei Kilo“, lautet die Antwort: „Na ja, vielleicht nicht ganz …“ 

Das alles wird nur noch wenige Wochen so sein. Dann heißt es Abschied nehmen aus dem Rennstall. Wird er fehlen? „Natürlich“, gibt Marcel Weiß zu, „aber jetzt konzentrieren wir uns erstmal auf die beiden großen Aufgaben, die noch vor uns liegen. Wobei ich sagen muss, dass Torquator Tasso nichts mehr beweisen muss. Alles, was jetzt noch kommt, ist ein Geschenk!“

Und danach soll im Gestüt Auenquelle die Karriere als Deckhengst starten. Ein Glücksfall für die deutsche Vollblutzucht und eine Herausforderung für die Gestütsmitarbeiter. „Der benimmt sich immer noch wie ein junger Hengst“, meint sein Trainer. „Er ist eben ein bißchen frech“, sagt Miguel Lopez. Er ist eben Torquator Tasso.                                                                         Frauke Delius

Hier geht es zum kompletten Profil von Torquator Tasso mit allen Rennen, Infos und vielen Fotos: Klick!

Alle Starter mit Formen im 152.  Wettstar Grosser Preis von Baden: Klick!

Im aktuellen RaceBets-Podcast, der am Freitag erscheint, gibt es Vdeos und aktuelle Interviews zu Torquator Tasso mit Trainer Marcel Weiß und Miguel Lopez: Klick!

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