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Ein Zoppenbroicher Gr. II-Sieger in Frankreich

Now we can "mit der Nase im Wind" als Järhling auf der Koppel des Gestüts Zoppenbroich. www.gestuet-zoppenbroich.de

Autor: 

Frauke Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 268 vom Dienstag, 04.06.2013

„Was für ein schönes Ding“, die Begeisterung von Alexandra Bresges-Jung über den Gr. II-Erfolg des Zoppenbroichers Now we can im Grand Prix de Chantilly (beim Klick auf den Renntitel gibt es weitere Infos inkl. Video) ist groß. Die ehemalige Leiterin des Traditionsgestüts gerät richtig ins Schwärmen über die Rennkarriere des vierjährigen Martillo-Sohnes aus der Notre Dame, der ihrem ehemaligen Schwager Winfried Engelbrecht-Bresges gehört und in Frankreich bei Nicolas Clement trainiert wird: „Der hat im Course F angefangen und ist jetzt Gruppesieger, hat fünf Rennen in Folge gewonnen, ein toller Durchmarsch. Da hat der Trainer viel richtig gemacht. Der größte Erfolg für Zoppenbroich seit Askar Tau.“

Letzterer, ein Montjeu-Sohn aus der Autriche hatte 2009 zwei Gr. II-Rennen in England gewonnen. Ansonsten war es eher still um das Gestüt Zoppenbroich geworden, in dem mit Athenagoras, Königsstuhl, Orofino und Ordos vier Derbysieger groß wurden, das aber vom Ruhm vergangener Jahre alleine nicht überleben konnte. Vor wenigen Monaten erst war das endgültige Aus der Zuchtstätte in Mönchengladbach bekanntgegeben worden. Ein solcher Erfolg löst bei aller Wehmut natürlich dennoch besondere Freude und Stolz aus, zumal noch im kleinen Rahmen unter dem Namen Gestüt Zoppenbroich weitergezüchtet wird und Alex Bresges-Jung zu Now we Can und seiner ganzen Familie eine ganz besondere Beziehung hat.

Schon die Namensgebung ist eine schöne Geschichte. „Als James Broughton vom Barton Stud anrief, um die Geburt des Fohlens zu verkünden“, habe ich gerade die Vereidigung von Barack Obama als Präsident der Vereinigten Staaten im Fernsehen gesehen, und da viele Fohlen aus der Notre Dame mit ‚Now’ beginnen, war der Name ‚Now we can’ sofort gesetzt“,  erinnert sich Alex Bresges-Jung. Und der Name war von Anfang an passend: „Schon als Jährling stand er über dem Jahrgang“, erinnert sich Bresges-Jung, „Thomas Grote, der Gestütsmeister, und ich waren uns schnell einig, dass wir den nicht zur Auktion geben wollten, weil wir den herausragend gut fanden und befürchteten, dass er als Martillo-Sohn vielleicht unterschätzt werden würde.“ Der damals in Zoppenbroich stationierte Deckhengst, der in den Farben des Gestüts Höny-Hof sechsmaliger Gr. II-Sieger wurde, u.a. im klassischen Mehl-Mülhens-Rennen und zweimal im Prix du Muguet, hatte nach zwei Jahren in Frankreich keinen einfachen Start in Deutschland und fand wenig Unterstützung. Mittlerweile ist er seit 2011 wieder in Frankreich stationiert, im Haras des Fontaines, das in der Nähe zur spanischen Grenze liegt. „Now we can ist Martillos  erster Gruppesieger“, so Bresges-Jung, „es freut mich, dass er nun auch so große Spuren in Zoppenbroich hinterlassen hat.“

Auf der Koppel fiel Now we can aber auch anderen als Jährling ins Auge, zum Beispiel einem Jockey wie Andreas Suborics auf Zoppenbroich-Besuch, der nach seinem schweren Unfall und lange vor dem Comeback mit dem Gedanken spielte, Agent werden zu wollen. „Gib mir ein bisschen Zeit, für den finde ich jemanden“, so lautete die Ansage. Zwei Wochen später kam Winfried Engelbrecht-Bresges, mittlerweile vielbeschäftigter CEO des Hong Kong Jockey-Clubs und ehemals verheiratet mit der Bresges-Tochter Astrid und Vater dreier gemeinsamer Kinder, zu einer Familienfeier. „Natürlich hat er sich bei solchen Gelegenheiten auch auf dem Gestüt umgeschaut“, heißt es, „aber Interesse hatte er höchstens mal an einer Stute aus der Autriche. Aber als er an der Hengstkoppel vorbeikam, fragte er auf einmal ‚Was ist das denn?’ und meinte den Martillo…“ Normalerweise habe ihr Ex-Schwager einen sehr hohen Anspruch, wenn es um Pferde gehe, eher so "in Richtung Galileo", betont Alex Bresges-Jung, „aber Now we can hat er auch erkannt, den wollte er haben“. Die Einschränkung, dass das Pferd eigentlich schon geclaimt sei, habe er nicht gelten lassen: „Da war Suborics zu langsam, jetzt ist es meiner!“ Und Familie sei eben Familie … Mit den Bedingungen, dass das Pferd in Frankreich trainiert werden soll, habe sie gut leben können, zumal Crispin de Moubray als Berater von Engelbrecht-Bresges auch ihr persönlicher Freund ist.

Der präsentierte sich  bei der Siegerehrung in Chantilly so auch in einem neckischen blauen Hut, der als Geschenk von France Galop eigentlich für den siegreichen Besitzer gedacht war, „da bedauere ich es doch, dass Winfried nicht selbst vor Ort war“, flaxt Alex Bresges-Jung bei solchen Bildern.

Die Mutter Notre Dame ist mittlerweile im Schlossgut Itlingen bei Philipp Graf von Stauffenberg und hat dort gerade Nachwuchs von Lawman bekommen, „es war mir wichtig, dass wir sie weiterhin begleiten und besuchen können“, beetont Bresges-Jung, „sie ist das Lieblingspferd meines Sohnes Jannis und wir können sie dort immer besuchen!“ Auch die listenplatziert gelaufene Lomitas-Tochter Now Again ist im Rahmen der Gestütsauflösung in bekannte Hände gegangen, ist jetzt im Elevage Haras de Bourgeauville, „das gehört meiner Freundin Amelie Ehrnrooth“, so Bresges-Jung. Deren Tochter Nemesis von Dashing Blade ist zweijährig im Training von Erika Mäder für den Stall Nemesis, an dem auch Alex Bresges-Jung einen kleinen Anteil hat. In eigenem Besitz ist dann noch die Three Valley-Tochter Nobility („Eigentlich war Notre Dame zu Selkirk gebucht, doch der fiel damals aus") – auch sie ist im Training bei Erika Mäder, ist bisher zweimal gelaufen. Das Pferd der Stunde heißt jedoch Now we can. Sie habe das Rennen bei Equidia gesehen und schon im Führring gesehen, dass Now we can sehr gut aussah: „Eigentlich ist das ein sehr schweres Pferd, aber er schien mir leichter geworden zu sein, der Trainer muss eine gute Arbeit mit ihm gemacht - haben“, meint Bresges-Jung und freut sich, „dass wir jetzt weiterträumen können: Das Pferd hat eine Nennung für den Prix de l’Arc de Triomphe und vorher noch für den Großen Preis von Berlin. Wir sind sehr gespannt!“

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