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Wiesenpfad - der Deckhengst der Stunde

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 281 vom Donnerstag, 05.09.2013

Deckhengst der Stunde: Wiesenpfad im Sommer 2013 im Gestüt Trona. Foto: Dominik MoserDeckhengst der Stunde: Wiesenpfad im Sommer 2013 im Gestüt Trona. Foto: Dominik Moser

Wenn in diesen Tagen in Australien die ersten Shuttle-Hengste aus England und Irland ihrer Tätigkeit nachgehen, dann genießt er die letzten Sommertage im Gestüt Trona in Schneverdingen auf der Koppel. Dort hat ihn Dominik Moser am Mittwoch fotografiert: Wiesenpfad, fraglos der Hengst der Stunde in der deutschen Vollblutzucht. Und im Gegensatz zu manch anderem Vererber hierzulande war er auch im Frühjahr nicht gerade voll beschäftigt. Sieben Stuten hat er gedeckt, kommerziell völlig unbedeutend.

Wiesenpfads erster Starter überhaupt: Abendwind mit Alexander Pietsch und Besitzerin Gisela Remmert nach dem Sieg im Zukunfts-Rennen. www.galoppfoto.de - Sarah BauerWiesenpfads erster Starter überhaupt: Abendwind mit Alexander Pietsch und Besitzerin Gisela Remmert nach dem Sieg im Zukunfts-Rennen. www.galoppfoto.de - Sarah Bauer

Aber was in den letzten Tagen in Iffezheim passiert ist, das ist schon ungewöhnlich. Am Mittwoch gewann Abendwind, sein erster Starter, sein erster Sieger überhaupt, mit dem Zukunfts-Rennen eine der wichtigsten Zweijährigen-Prüfungen des Landes. Und 48 Stunden später wurde aus seinem zweiten Jahrgang Salwina die Salestopperin der BBAG-Jährlingsauktion, einer der teuersten Jährlinge, der jemals in Iffezheim zugeschlagen wurde. "Es hat sich gelohnt, Wiesenpfad zu vertrauen", war der Tenor der Familien Harzheim und Remmert, die hinter dem Hengst stehen.

Wiesenpfads Tochter Salwina (a.d. Saldentigerin) avancierte bei der BBAG-Jährlingsauktion zur Topsellerin: Die Schwester der Diana-Siegerin Salomina brachte €390.000 und wurde über Narvick International nach Japan verkauft. www.galoppfoto.de - Frank SorgeWiesenpfads Tochter Salwina (a.d. Saldentigerin) avancierte bei der BBAG-Jährlingsauktion zur Topsellerin: Die Schwester der Diana-Siegerin Salomina brachte €390.000 und wurde über Narvick International nach Japan verkauft. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Wohl war, was sich exemplarisch an beiden Nachkommen festmachen lässt. Abendwinds Mutter Adela war eine durchschnittliche Rennstute, die bei wenigen Starts dreijährig für Christian von der Recke drei Rennen gewann. Abendwind ist ihr fünfter Nachkomme, zu erwähnen ist zuvor nur Alpha (Electric Beat), die immerhin listenplatziert gelaufen ist. Adelas Vater Tannenkönig (Fairy King) war ein durchschnittlicher Vererber, doch Harro Remmert hatte sich daran erinnert, dass er einst Auenliebe (Pentathlon) trainiert hatte, die gewann 1986 im Alter von drei Jahren zwei 1000-m-Rennen in Ostende. Das liegt schon ein paar Tage zurück und Adela nur anzupachten, um bei einer Paarung mit Wiesenpfad mehr Schnelligkeit in die Linie zu bekommen, ist schon gewagt genug. Zudem war Auenliebe, die vierte Mutter von Abendwind, keine bedeutende Zuchtstute. Über ihre Tochter Adonara (Acatenango) kam es zu Adora (Danehill), die kein einziges Black Type vererbte - die Väter der Mütter konnten sich sehen lassen, die Nachkommen sind allenfalls mit dem Prädikat "nützlich" zu versehen. Aber wegen Auenliebe wurde Adela ein Jahr gepachtet, das Ergebnis war Abendwind, der allerdings auf das Zuchtkonto des Gestüts Trona geht.

Ein Risiko ging das Gestüt Bona auch mit Saldentigerin (Tiger Hill) ein. Die einst als Jährling von Wittekindshof gekaufte Stute ist eines der Kronjuwelen in der Zucht des Gestüts Bona, sie ist Gr. III-Siegerin und war Zweite im Preis von Europa (Gr. I). Fairerweise muss angemerkt werden, dass zum Zeitpunkt der Bedeckung mit Wiesenpfad, also im Frühjahr 2011, ihre Qualitäten auch als Mutterstute noch nicht offensichtlich waren. Ihr Erstling kam nicht an den Start, Salut (Lomitas) war gerade einmal dreijährig und die vorjährige Henkel-Preis der Diana (Gr. I)-Siegerin Salomina (Lomitas) zu jenem Zeitpunkt erst wenige Monate im Rennstall von Peter Schiergen.

Salwina als Fohlen mit ihrer Mutter Saldentigerin. Foto: privatSalwina als Fohlen mit ihrer Mutter Saldentigerin. Foto: privat

Exakt zwanzig Nachkommen hat Wiesenpfad bisher. Bei dieser Zahl ist ihr Schicksal natürlich problemlos zu recherchieren. Acht lebende Fohlen gab es im ersten Jahr. Abendwind kennen wir inzwischen. Island Storm, aus der Iaskre gezogen vom Gestüt Simmenach, steht für Heide Harzheim bei Waldemar Hickst. In diesen Farben könnte auch Pamina antreten, die Irmgard Münten und Ines Raabe gezogen haben, eine Halbschwester des guten Palermo (Kalatos), sie wird von Peter Schiergen trainiert. Im Besitz des Schweizer Stalles Chevalex ist Alpwiese, eine Tochter der Anissina (Second Set), von deren vier anderen Nachkommen bisher keines die Rennbahn betreten hat, eine echte Herausforderung für den Vater. Von den übrigen vier jetzt Zweijährigen von Wiesenpfad sind zwei noch im Gestüt, zwei andere sind in Polen bzw. Tschechien, mutmaßlich im Training.

2011 kamen neun "Wiesenpfade" zur Welt, Bona hatte neben Salwina noch Bergwind (a. d. Beirut) und Zaria (a. d. Zypern), beide stehen wie der von Wolfgang Bartel u.a. gezogene Lavaduo (a. d. Lavender Blue) in Erftmühle. Dr. Werner Spangler und das Gestüt Buschhof haben je eine Stute, die Züchterin Anne Römer einen Hengst. Das Gestüt Trona besitzt zwei Jährlinge, ein naher Verwandter zu Abendwind namens Atreju wird bei der BBAG-Herbstauktion in den Ring kommen.

Gar nur drei Köpfe umfasst der Jahrgang 2013, drei Stuten, darunter eine Tochter der Sahara, eine Schwester von Salwina. Und in diesem Jahr hat Wiesenpfad sieben Stuten gedeckt, sechs sind tragend. Ausgelastet sind andere.

Stammt aus der berühmten Ravensberger "W"-Familie: Der Deckhengst Wiesenpfad. Foto: Dominik MoserStammt aus der berühmten Ravensberger "W"-Familie: Der Deckhengst Wiesenpfad. Foto: Dominik MoserDabei, es sollte noch einmal erwähnt werden, stammt der jetzt Zehnjährige aus einer der besten Familien des deutschen Turfs, hat bei 19 Starts neun Rennen gewonnen, sechs davon auf Gruppe-Ebene. Trotzdem haben fremde Züchter um ihn bisher einen großen Bogen gemacht. "Die Decktaxe bleibt unverändert", heißt es. Die lag bisher offiziell bei 2.500 Euro, doch liegen wir bestimmt nicht falsch, wenn bei einem gewissen Verhandlungsgeschick bislang auch weniger möglich gewesen wäre. Mal abwarten, was im kommenden Frühjahr passiert.     

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