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"Wetten, dass"-Aktion und ein Leserbrief

 Prof. Dr. Gerhard Walter Sybrecht mit der von ihm gezüchtet Ida Alata und Lukas Delozier nach ihrem Sieg in Hamburg 2019. www.galoppfoto.de - Sabine Brose

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 616 vom Freitag, 01.05.2020

Christian SundermannLars-Wilhelm Baumgarten und Guido Schmitt haben bei Facebook vor wenigen Tagen einen Aufruf gestartet: Nach dem Vorbild der „Wetten dass…?“-Saalwette möchten sie 100 Menschen finden, die in jedem der Rennen ohne Zuschauer bis zum 15. Juni jeweils 50 Euro auf Sieg wetten.

Im Aufruf heißt es: „Wir drei wollen Flagge zeigen und gehen selbst voran, indem wir dieses Versprechen hiermit abgeben! Damit wir die Wette gewinnen, rufen wir möglichst viele Rennsportfreunde auf, sich uns anzuschließen – allein oder gerne auch in Tippgemeinschaften. Die Rennvereine werden durch unsere Aktion nicht reich. Aber durch Eure Unterstützung wird ihnen die Veranstaltung von Rennen ohne Bahnbesucher deutlich erleichtert - und nur durch Rennen haben unsere Aktiven, die Trainer und Rennreiter, das Stallpersonal und die Besitzer und Züchter überhaupt eine Chance auf Einnahmen, um die Versorgung unserer wunderbaren Pferde auch weiterhin zu ermöglichen.“

Etwas über siebzig Einzelpersonen und Teams haben bis zum Donnerstag ihre Teilnahme signalisiert. Dazu erreichte uns folgender Leserbrief von Prof. Dr. Gerhard Sybrecht aus Isernhagen:

 Mit Interesse lese ich die Mail  von „Deutscher Galopp“ vom 28.4.20 mit der Aufforderung, mich an dieser Aktion zu beteiligen. Der Rennsport soll in diesen unsicheren und schweren Zeiten in der Corona Krise davon profitieren um überleben zu können.

 Es überrascht zunächst, wie viele Teilnehmer  sich schon gemeldet haben, denn der finanzielle Einsatz von 11,5 kEuro ist angesichts der wirtschaftlichen Lage keine quantite negligable besonders für die vielen Menschen, die augenblicklich in großer Gefahr sich für die Gesundheit der vielen aktuellen und potentiellen Infizierten einsetzen, zu denen auch die Menschen mit so großer Wirtschaftskraft gehören.

Vielleicht spielt aber bei der Unterstützerzahl ein gruppendynamischer Effekt eine wesentliche Rolle, denn wer wollte sich angesichts der Entzugssymptome fehlender Rennveranstaltungen lumpen lassen und als Spielverderber gebrandmarkt werden.

Beim Wort Spielverderber drängt sich natürlich die Frage auf, ob mit einem solchen Spiel (das ist es seiner Natur nach) die realen Existenzgefahren der deutschen Vollblutzucht mit ihren Rennveranstaltungen gebannt werden können.

Man kann die Hoffnung teilen, dass die momentanen monetären Gefahren für die Organisation Deutscher Galopp und die Rennvereine durch die Aktion verringert werden, aber die wirkliche Gefahr, dass die breite Öffentlichkeit an einem Sport , der sich mit nicht uneigennützigen Großwettern am Leben erhält, kein Interesse mehr hat und das Faszinosum Pferderennen negativ besetzt wird , erscheint durchaus realistisch.

Jeder sieht, wie schnell der alles dominierende Fußball in der Öffentlichkeit an Kredit und Vertrauen verloren hat, angesichts der obszönen Profigehälter und der Abgehobenheit des Profifußballs.

 Vor diesem Hintergrund geht es meiner Ansicht nach in erster Linie im Überlebenskampf für Vollblutzucht und Rennen darum, den Adel der Vollblutpferde  sichtbar zu halten und die positive emotionale Besetzung  in allen Aspekten zu pflegen.

Dieses kann in erster Linie durch attraktive Rennveranstaltungen (auch ohne Zuschauer, wenn ein Hygienekonzept das erfordert) gelingen, bei der größtmögliches Interesse durch mediale Präsenz erreicht wird.

Besonders attraktiv sind in dieser Hinsicht die Rennen für 2 - und 3 -jährige Pferde, besonders die Blacktype-Rennen, diese sollten oberste Priorität haben.

 Angesichts der offensichtlichen Finanzkraft der Initiatoren und Teilnehmer am  „Wetten dass …“ Spiel sollte es doch möglich sein, diese Rennen zu sponsern und die Renntage dadurch zu sichern. Gerne beteilige ich mich mit den mir zur Verfügung stehenden begrenzten Mitteln, diesen Ansatz zu realisieren.

 Zusammengefasst warne ich also davor, der breiten Öffentlichkeit eine solche Wettaktion vorzustellen, die ja sogar zwingend erforderlich macht auf die Gefahren der Spielsucht hinzuweisen, um wenigstens politisch korrekt zu erscheinen.

 Mein Impetus ist die Aufforderung an alle  Mitspieler: Übernehmen Sie Rennen und wetten Sie inkognito zum Wohle der Vollblüter.

Gaudeamus Equis !

Gerhard W. Sybrecht


sybrecht

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