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Wechselbäder der Gefühle für die Shaqira-Besitzer am Auktionsring

Shaqiras Boxenschild von der Deauville-Auktion. Foto: Wolfgang Figge

Autor: 

Gastkolumne

TurfTimes: 

Ausgabe 245 vom Donnerstag, 13.12.2012

Mit der Lot-Nummer 25 ging am Eröffnungstag der Deauville-Auktion auch Shaqira (Redoute's Choice) in den Ring und wurde für 160.000 € an Belmont Bloodstock nach Australien verkauft, s. auch die Berichterstattung zur Auktion Rekordumsatz in Deauville. Die vielköpfige Besitzergemeinschaft des Munich Syndicates ging dabei durch Wechselbäder der Gefühle, den Shaqira - oder Waka Waka, wie sie in Anlehnung an den Top-Hit der fast gleichnamigen Sängerin Shakira liebevoll genannt wird - war nicht irgendein Pferd, sondern hatte vielen "kleinen" Besitzern einen großen Traum erfüllt. Auf der Facebook-Seite des Munich Syndicates (Link funktioniert nur für eingetragen Facebook-User) haben wir diese Geschichte gefunden, die wir mit dem Einverständnis der Autoren und (jetzt ehemaligen) Mitbesitzern Michael Luxenburger und Harald Schneider veröffentlichen.

Shaqira bei ihrem größten Erfolg: Dem Treffer auf Listenparkett im Nereide-Rennen mit Andrea Schneider: www.turfstock.com - Lajos-Eric BaloghShaqira bei ihrem größten Erfolg: Dem Treffer auf Listenparkett im Nereide-Rennen mit Andrea Schneider: www.turfstock.com - Lajos-Eric Balogh

Es ist ja nicht so, dass wir eine Auto verkauft haben ....

von Michael Luxenburger und Harald Schneider

Wir haben Shaqira verkauft - ein ganz besonderes Lebenwesen, das uns anvertraut war, ein edles Rennnpferd, das in unseren Farben gelaufen ist, das uns stolz und glücklich gemacht hat, das viel Geld verdient hat - und mit dem wir bei jedem Start auch mitgezittert haben. Hält das geschraubte Bein? Ist sie wirklich so gut, wie es Trainer Wolfgang Figge schon nach den ersten Trainingsgalopps prophezeit hatte? Und wir wussten auch, als sie immer besser und besser wurde und schließlich mit dem Nereide-Rennen auch ein Listenrennen überlegen gewann: Diese Stute wird uns zu groß. Ein weiteres Jahr im Rennstall wäre zu riskant, um mit ihr zu züchten, fehlen uns Name und Mittel. Shaqira ist etwas für die big guns. Ein solcher wird jetzt in Australien mit ihr züchten. Und die Geschichte geht dort weiter, wie sie bei uns begann - nur ein bißchen anders. Hier wuchs Shaqira noch ein zweites Mal ein Winterfell, als sie aus dem schon warmen England kam und es im März in München so kalt war. In Australien wird sie es bald verlieren - bei 32 Grad trägt man keinen Pelz . . .
Emotionen pur: Michael Luxenburger und Andrea Schneider nach ihrem ersten Listentreffer mit Shaqira: www.turfstock.com - Lajos-Eric BaloghEmotionen pur: Michael Luxenburger und Andrea Schneider nach ihrem ersten Listentreffer mit Shaqira: www.turfstock.com - Lajos-Eric BaloghUnser Racing Manager Harald Schneider war mit seiner Frau Andrea, die Shaqira so großartig geritten hat, Trainer Wolfgang Figge, der schnell den richtigen Schlüssel zu unserer Stute gefunden hat, und Physio Toni Flach, der unsere Lady meisterhaft immer locker gehalten hat, in Paris bei der Arqana-Auktion dabei. Im folgenden sein Bericht über die aufregenden Tage, die sehr gut widergeben, welche Spannung, welche Emotionen mit Shaqiras Finale für das Munich Syndicate verbunden waren.

"Das Interesse an Shaqira am Besichtigungstag und auch noch am Samstagvormittag war sehr groß. Ich habe nicht mitgezählt, aber gefühlte 50 Mal musste sie Andrea aus ihrer Box holen. Es war abzusehen, dass das meiste Interesse an ihr von "Down Under" kommt. Es wurde ein Tierarzt geschickt, der Shaqira gescoped (Endoskopie der Atemwege) hat. Für nächsten Morgen um 8 Uhr wurde eine Termin zum Röntgen ausgemacht. Da dieser Tierarzt aus Newmarket auf uns einen äußerst fähigen Eindruck machte, waren wir mit allem einverstanden. Doch wo lag das Limit dieser potentiellen Käufer? Darüber konnten Andrea, Pferde-Physio Toni Flach, Trainer Wolfgang Figge und ich am Freitagabend nur spekulieren. Schön war es, dass fast alle Leute, die Shaqira begutachteten, von ihr begeistert waren.
Aus dem Röntgen um 8 wurde 10.30 Uhr. Aber alles lief in der Box von Shaqira sehr professionell und in aller Ruhe ab. Es war faszinierend, mit welch großartiger Technik diese Fachtierärzte ausgestattet sind. Pünktlich um 11 Uhr war das erste Pferd in der Auktionshalle. Als es dann auch schon bald mit "Waka Waka" Richtung Auktionshalle ging, dachte sie wohl, herausgeputzt vom Allerfeinsten, dass es zum Rennen geht und muss sich in Bestform präsentieren. Von der Schmusemaus, die alle lieb haben, zur Bestie in ein paar Minuten - auch das ist Shaqira.
Die Abschiedstränen müssen noch trocknen - Andrea Schneider und Shaqira bei der Arqana-Auktion. Foto Wolfgang FiggeDie Abschiedstränen müssen noch trocknen - Andrea Schneider und Shaqira bei der Arqana-Auktion. Foto Wolfgang FiggeEs war noch etwa eine Viertelstunde bis zu Shaqiras Auftritt im Auktions-Ring, und Andrea konnte sie im Parade-Ring kaum noch bändigen. So gingen wir dann wieder aus dem Ring raus noch ein paar Minuten etwas Abseits, wo es ruhiger war auf und ab. Ein Mitarbeiter von Arqana kam zu mir und sagte, er hätte einen prominenten Käufer an der Hand, der aber nur bietet, wenn er im Nachhinein eine gynäkologische Untersuchung gemacht wird und er bei unbefriedigendem Befund den Kauf wieder rückgängig machen kann. Okay, auch dieses Wagnis gehen wir ein. Jetzt noch ein, zwei Runden wiederum im Parade-Ring, um dann gleich in die Wartebox vor dem Auktions-Ring zu gelangen.
Von da an ging alles Schlag auf Schlag, gegen Ende schaukelten sich zwei Interessenten aus Australien gegenseitig hoch, bis der Hammer bei 160.000 Euro fiel. Wow . . . und doch gleichzeitig auch ein mulmiges Gefühl. Das Kapitel Shaqira ist für das Munich Syndicate ja damit vorüber. Beim Verlassen der Auktionshalle hat "Waka Waka" dann noch schnell eine Begrenzungsstange zertrümmert. Aua, dabei hat sie sich auch noch richtig weh getan. Richtung Heimweg hat sie dann auch noch noch ein paar störende Menschen aus dem Weg gekickt. Es wäre nicht Shaqira, wenn es anders gewesen wäre.
Trauer? Freude? Stolz? - ein Mix aus sich widersprechenden Gefühlen - und eine Andrea, bis auf die Haarspitzen gereizt, voller Emotionen. Ich wusste in diesem Moment auch nicht, wie ich mich fühlen sollte.

Dann die ersten Anrufe. Gratulationen. Wer war eigentlich der Käufer? Toni und Wolfgang kamen grinsend dazu. Ein Wahnsinn, diese Minuten werde ich nie vergessen."

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