Drucken Redaktion Startseite

Vente d'Elevage: Rekorde und deutsche Akzente

3,2 Millionen Euro zahlte Moyglare für Malavath. Foto: Arqana/Zuzanna Lupa

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 748 vom Freitag, 09.12.2022

Die Vente d’Elevage von Arqana in Deauville ist traditionell die letzte wichtige Auktion des Jahres weltweit. Sie hat sich in den letzten Jahren deutlich nach oben entwickelt, was aktuell auch dem Brexit geschuldet ist, denn Ein- und Ausfuhr von Pferden von und nach Großbritannien hat den dortigen Markt für Kontinentaleuropäer unattraktiver gemacht. So war es alles andere als eine Überraschung, dass es in Deauville einen Rekordumsatz für die Dezember-Auktion gegeben hat. Als am Dienstagabend nach vier Tagen Bilanz gezogen wurde, war die Steigerung gegenüber 2021 schon erstaunlich.

Es gibt weiterhin stets wachsende Märkte, wie etwa Australien, es besteht aber auch die Bereitschaft, bessere Stuten zum Verkauf zu stellen. Käufer sind im hochpreisigen Bereich verstärkt daran interessiert, Stuten zu erwerben, die noch ein, zwei Jahre im Rennsrall bleiben können. Insbesondere in den USA bieten sich da mehr und mehr Möglichkeiten. Von 926 vorgestellten Lots wurden 740 für 56,8 Millionen Euro verkauft. Der Schnitt pro Zuschlag lag bei 76.757 Euro, was ein Plus von 27% gegenüber 2021 bedeutete, ein bisheriger Höchstwert für diese Auktion. 

Starker Start

Es war natürlich der erste Tag, an dem die höchsten Umsätze generiert wurden. Gleich siebenmal lag der jeweilige Zuschlag im siebenstelligen Bereich, siebenmal stand ein anderer Name auf dem Kaufzettel. Der drei Jahre alten Malavath (Mehmas) war es vorbehalten, für den höchsten Preis der Auktion zu sorgen. Die von Francis-Henri Graffard für eine prominente mehrköpfige Besitzergemeinschaft - 38% gehörten der bei uns auch als Eignerin aktiven Barbara Keller - trainierte Stute hat das Criterium de Maisons-Laffitte (Gr. II) und den Prix Imprudence (Gr. III) gewonnen. Für 3,2 Millionen Euro, eine Bestmarke für diese Auktion, ging sie an die irische Moyglare Stud Farm der Schweizerin Eva-Maria Haefner. Deren Managerin Fiona Craig erklärte, dass die Zukunft von Malavath in den USA liegen würde, sie setzt ihre Karriere bei Trainer Christophe Clement fort. Dieser wird zukünftig auch Amazing Grace (Protectionist) betreuen, die ebenfalls von Moyglare erworben wurde - siehe Bericht über die deutschen Aktivitäten weiter hinten. 

Auch das zweitteuerste Pferd der Auktion kam aus dem Graffard-Stall. Die vier Jahre alte Sweet Lady (Lope de Vega) hatte ihre Sternstunde beim Erfolg im Prix Vermeille (Gr. I), zwei andere Gruppe-Siege stehen noch auf ihrem Konto. Der einstige 100.000-Euro-Jährlingskauf ging jetzt für 2,05 Millionen Euro an Bernie Sams von der Claiborne Farm aus Kentucky, er war für einen seiner Kunden tätig. Godolphin sicherte sich für 1,7 Millionen Euro die ebenfalls vier Jahre alte Burgarita (Sea the Stars), für Trainer André Fabre Listensiegerin und vielfach Gr.-platziert, so als Dritte im Prix de Diane (Gr. I). Die Stute aus einer erfolgreichen Wildenstein-Familie soll, so Godolphins Chefeinkäufer Anthony Stroud, kommendes Jahr von Dubawi gedeckt werden. 

Nicht untätig waren die japanischen Auktionsgäste. An die Shadai Farm von Teruya Yoshida ging für 1,55 Millionen Euro die drei Jahre alte Hello You (Invincible Spirit), die bisher David Loughnane für Amo Racing trainierte. Sie hatte zweijährig in Newmarket die Rockfel Stakes (Gr. II) gewonnen, konnte daran dieses Jahr allerdings nicht mehr so recht anknüpfen. Noch ist nicht geklärt, ob sie vierjährig im Rennstall bleibt. An die Northern Farm von Katsumi Yoshida wurde Thunder Drum (Dubawi) für 1,1 Millionen Euro verkauft, eine bislang von Jerome Reynier trainierte Vierjährige, die vergangenes Jahr den Prix de Royaumont (Gr. III) gewinnen konnte. Northern Farm war für 850.000 Euro auch der Käufer der von Frankel tragenden Miss Extra (Masterstroke), Siegerin im Prix de Sandringham (Gr. II). 

Richtung Australien geht es für Times Square (Zarak), die für 1,25 Millionen Euro dem Agenten Hubie de Burgh zugeschlagen wurde. Die Listensiegerin war für Trainer Christophe Ferland auch Dritte in der Poule d’Essai des Pouliches (Gr. I). Auf der Suche nach Stuten für seinen gerade aufgestellten Mishriff (Make Believe) wurde Prince Faisal bei der drei Jahre alten Oscula (Galileo Gold) fündig. Bei stolzen 23 Starts hatte sie sechs Rennen gewonnen, drei davon auf Gr. III-Ebene. Eine Million Euro gab es jetzt für das von Nick Bradley angeführte Syndikat, das einst bei Tattersalls für die Stute bescheidene 4.000gns. bezahlt hatte. 

Großeinkäufer war wie bei Tattersalls und Goffs Michael Donohoe von der BBA Ireland, der allein am ersten Tag in Deauville für 8,57 Millionen Euro 35 Pferde ersteigerte. Allerdings nicht nur für seinen wichtigsten Klienten Yulong, sondern auch für andere Kunden. So werden zahlreiche Stuten den Weg nach Australien finden. 

Zum letzten Mal kamen in Deauville Pferde des Haras du Quesnay in den Ring. Nach dem Tod des Patriarchen Alex Head wurde der komplette Bestand aufgelöst, ein ganz besonderes Fohlen erreichte dabei den Höchstpreis, war zudem das teuerste Fohlen der Auktion: Für 675.000 Euro ersteigerte Juddmonte ein Stute aus dem letzten Jahrgang von Le Havre, eine Schwester der großen Treve (Motivator) gegen die Claiborne Farm als Unterbieter. Es war das letzte Fohlen seiner Mutter Trevise (Anabaa) und Simon Mockridge von Juddmonte meinte, dass natürlich auch nostalgische Gründe für den Kauf verantwortlich waren. Schließlich hatte Khaled Abdullah sehr erfolgreich von der Familie Head trainieren lassen.  

Amazing Grace toppt deutsche Verkäufe 

Als Dr. Christoph Berglar 2013 bei der BBAG-Jährlingsauktion eine noch namenlose Danehill Dancer-Stute aus der Zucht des Gestüts Hof Ittlingen ersteigerte, hatte er gerade sehr erfolgreiche Wochen hinter sich. Novellist (Monsun) hatte in seinen Farben den Grand Prix de Saint-Cloud (Gr. I) und die King George VI and Queen Elizabeth Stakes (Gr. I) gewonnen, der Große Preis von Baden (Gr. I) war es dann kurz danach. Berglar hatte damals das Gefühl, dass er auch einmal investieren sollte und erwarb für immerhin 150.000 Euro diese Jährlingsstute, die den Namen Amabelle bekam. Bereuen sollte er es nicht. Bei nur einer Handvoll Starts wurde sie Listensiegerin, war Vierte in der “Winterkönigin”. Ihr zweiter Nachkomme ist Amazing Grace (Protectionist), erfolgreich im T. von Zastrow-Stutenpreis (Gr. II) und im Diana Trial (Gr. II), Gr. I-platziert gelaufen. Für 850.000 Euro wurde sie jetzt an die Moyglare Stud Farm verkauft. “Eine sehr schöne Stute, die nach Amerika gehen wird”, kündigte Moyglares Managerin Fiona Craig an, “sie soll noch eine Saison laufen, Christophe Clement wird sie trainieren.” 

Amabelle ist inzwischen auch verkauft, vergangenes Jahr tragend von Protectionist bei Arqana für 300.000 Euro an Australian Bloodstock. Zwei Nachkommen von ihr sind aber noch im Rennstall bei Waldemar Hickst, der zwei Jahre alte Astaire (Protectionist) und seit Kurzem die Jährlingsstute Alvorada (Gleneagles).  

Neben Amazing Grace gab Ronald Rauscher als Consignor noch weitere Stuten ab, zwei kletterten in sechsstellige Regionen, beide gingen nach Japan. Die einstige “Winterkönigin” Noble Heidi (Intello) wechselte für 400.000 Euro an die Shadai Farn, die Gr. III-Siegerin Penja (Camelot), die vor Jahresfrist bei der “Arc”-Auktion noch 1,2 Millionen Euro gekostet hatte, fand für 280.000 Euro in Haruya Yoshida einen neuen Besitzer. Hingegen wurde die Gr. II-Siegerin Waldbiene (Intello) für 450.000 Euro zurückgekauft.

Eine Reihe von Stuten kamen über den Ecurie des Monceaux in den Ring. Die Karlshoferin Atomic Blonde (The Grey Gatsby), die zunächst nicht abgegeben wurde, ging dann aber doch für 300.000 Euro an Trainer Christophe Clement. “Sie wechselt in die USA, wird dort Rennen bestreiten, Karlshof ist noch zu fünfzig Prozent an ihr beteiligt”, erläuterte Holger Faust. Die Ittlingerin Lively (Adlerflug) wurde für 30.000 Euro von Alex Elliott gekauft. 

Das Haras d’Ombreville war wie immer für zahlreiche deutsche Kunden als Consignor tätig, darunter für das Gestüt Brümmerhof, das Vive en Liberte (Soldier Hollow) tragend von Adlerflug für 42.000 Euro, Wild Vegas (Lope de Vega) für 70.000 Euro und Sylt (Maxios) für 14.000 Euro abgab. Brümmerhof verkaufte zwei weitere Stuten über das Castlebridge Consignment: Die Listensiegerin und Gr. III-Dritte Libre (Exceed and Excel) an Sheamus Mills sowie die Listensiegerin Goldana (Galileo Gold) für 140.000 Euro an Blandford Bloodstock. 

Drei Stuten verkaufte das Gestüt Schlenderhan, wobei die von Iffraaj tragende Whinchat (Adlerflug), eine Schwester der im Henkel-Preis der Diana (Gr. I) siegreichen Well Timed (Holy Roman Emperor) die teuerste war, Richard Venn bekam sie für 95.000 Euro. Mythica (Adlerflug), Schwester des klassischen Siegers Mythico (Adlerflug), wurde hingegen tragend von Zarak für 100.000 Euro zurückgekauft. Röttgen gab Ankunft (New Approach) und Wilma (Maxios) ab - letztere an Renello Bloodstock, war als Interessent auch einmal Unterbieter. 

Die bislang von Sascha Smrczek trainierte Zefania (Maxios) ging für 42.000 Euro aus dem Land, für 85.000 Euro wechselte die über Ohlerweiherhof angebotene, zwei Jahre alte Bay of Sanibel (Sea the Stars) nach Irland. Das Gestüt Ammerland trennte sich von vier Stuten: Drawn to Run (Hurricane Run) brachte tragend von Lope de Vega 220.000 Euro, die ebenfalls von Lope de Vega tragende Margie’s Music (Hurricane Run) 140.000 Euro und die von Zarak tragende Light the Stars (Sea the Stars) 140.000 Euro. 

Übersichtliche Investitionen 

Die Einkäufe aus deutscher Sicht - ohne Gewähr auf Vollständigkeit - blieben hinter den Verkäufen wie so oft doch zurück, zumindest was den finanziellen Umfang betrifft. Zahlenmäßig tat sich Trainer Mario Hofer hervor, der gleich neun Stuten im Preisbereich von 5.500 bis 30.000 Euro ersteigerte, tragend teilweise von nicht uninteressanten Hengsten wie Almanzor, Goken oder Persian King. 

Wilhelm Feldmann erwarb für 60.000 Euro ein Dark Angel-Hengstfohlen aus der listenplatziert gelaufenen Belle Anglaise (Dark Angel). Es war das teuerste der vier von Stauffenberg Bloodstock angebotenen Fohlen. Allerdings war es Philipp von Stauffenberg vorbehalten, die aus deutscher Sicht höchste Investition im Fohlenbereich zu tätigen. Für 150.000 Euro kaufte er ein Hello Youmzain-Stutfohlen, Schwester der Poule d’Essai des Pouliches (Gr. I)-Siegerin Coeursamba (The Wow Signal). 

Axel Donnerstag ersteigerte zwei Stuten, viermal stand der Name Panorama Bloodstock auf dem Kaufzettel. Erworben wurden u.a. die Gr. II-Dritte Theodora (Ito), eine von Mehmas tragende Danehill Dancer-Stute und für 87.000 Euro aus einer starken Mutterlinie, der auch der aktuelle Top-Zweijährige Auguste Rodin (Deep Impact) angehört, eine von Almanzor tragende Dansili-Stute. Marian Ziburske verstärkte seine Zucht mit der von Victor Ludorum tragenden Fontaine Margot (Ballingarry), einer Listendritten. 

Ganz gezielt erwarb Holger Faust am finalen Tag für 9.500 Euro die zwölf Jahre alte Monspa (Monsun) tragend von Dabirsim. Schließlich ist sie Mutter von Minoris (Dabirsim), die wiederum für das Gestüt Karlshof die Gr. III-Siegern Mylady (The Grey Gatsby) gebracht hat. Kurz danach sicherte er sich für 10.000 Euro die von Galiway tragende Waldeslust (Medicean) aus der Waldrun-Familie. Helmut von Finck erwarb über Andi Wyss für 60.000 Euro ein Persian King-Stutfohlen aus einer Sea the Stars-Mutter. 

Schließlich ist noch der Verkauf von Donjah (Teofilo) zu erwähnen. Die Sechsjährige, Siegerin u.a. im Preis von Europa (Gr. I), kam über das Haras de Castillon tragend von Zarak in den Ring, wurde für 250.000 Euro der Avatara SA von Bernd Dietel zugeschlagen.

Verwandte Artikel:

Block: Adsense 728 x 90
Google AdSense 728x90