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Der ungewöhnliche Trueshan

Hollie Doyle und Trueshan nach dem historischen Sieg. Foto: courtesy by Newcastle racetrack

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 725 vom Freitag, 01.07.2022

Neben dem Irischen Derby wurde am vergangenen Samstag auch auf der britischen Insel ein Derby ausgetragen, wenn auch nur umgangssprachlich. Die Northumberland Plate, ein Heritage Handicap für Steher, wird auch als „Pitmen´s Derby“ bezeichnet, „Bergarbeiter – Derby“. Eine Referenz an die Kohle-Minen, die es im hohen Norden Englands schon lange kaum noch gibt. Die Bezeichnung „Heritage“ (Erbe) benennt Traditionstitel, die neben dem Sponsoring im Renntitel erhalten bleiben müssen, wie auch z.B. das Ebor oder das Cesarewich Handicap. Rennen, die mit üppiger Dotierung zumindest deutschen Gruppe-Rennen kaum nachstehen. Und somit durchaus auch einmal veritable Gruppe-Pferde anlocken. Am vergangenen Samstag mit Trueshan ein Pferd, das sich zum wahren Kult-Pferd mausert, wie auch seine Reiterin, versteht sich.

Wenn ein Pferd in einem Handicap über 3250 Meter mit dem Höchstgewicht von 67 Kilo an den Start geht, das noch mit einer Reiterin wie Hollie Doyle, die Gewichte von knapp über 50 Kilo in den Sattel bringen kann, wenn zudem dann noch zwanzig Pferde laufen, dann erscheint eine Wette kaum angeraten. Aber nicht, wenn es sich um den sechs Jahre alten Trueshan (Planteur) handelt, den mehrfachen Gruppe I-Sieger. Den Ascot Gold Cup (Gr. I) hatte er wegen des zu stark abgetrockneten Bodens ausgelassen. Trainer Alan King, sonst eher im Hindernismetier zu Hause, schickte den Wallach vergangenen Samstag in das Northumberland Plate Handicap auf der Tapeta-Bahn (vergleichbar mit „gutem“ Boden auf Gras) in Newcastle, ein Rennen, in dem es immerhin 81.000 Pfund als Preisgeld für den Sieger gab. Dort war er mit einem Erlaubnisreiter schon im vergangenen Jahr gelaufen, kam aber nur als Sechster ins Ziel.

Diesmal kam er bei seinem 18. Start zu seinem zwölften Sieg, den seine ständige Reiterin als „surreal“ bezeichnete. Und das auch noch als 3:1-Favorit, am Ende nach einer Auseinandersetzung mit Spirit Mixer (Frankel), der sich mit einer halben Länge zurück geschlagen geben musste. Es war das höchste Gewicht, das je ein Pferd in diesem traditionsreichen Handicap zum Sieg trug und noch nie hat ein Pferd in der britischen Geschichte mit einem so hohen Rating überhaupt ein Handicap gewonnen.  

Der Sieg wurde von rund 17.500 Zuschauern frenetisch gefeiert, Hollie Doyle „rockt“ einfach. So aber auch Trueshan, nun mit 1,19 Millionen Pfund Gewinnsumme gar Millionär, und noch lange nicht am Ende der berühmten Fahnenstangen angelangt.

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