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Ungarischer Winterfavorit mit deutschen Wurzeln

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 491 vom Donnerstag, 26.10.2017

Es sind große Tage der erfolgreichen deutschen Familie der Elektra. Eine Woche nach dem hochüberlegenen Sieg von Erasmus im Preis des Winterfavoriten setzte sie Akzente auch in der ungarischen Analogie des bedeutenden Zweijährigen-Rennes. Das Budapester Kétévesek Kritériuma (1600 m, ca. 6.100 Euro) würde nämlich von Smiling (Egerton) gewonnen, dessen Vater ein Sohn von Enrica, der zweiten Mutter von Erasmus ist. Und damit nicht genug, am selben Tag gewann in Budapest der vom Gestüt Röttgen gezogener Eskandar (Teofilo), ein 4-jähriger Halbbruder von Erasmus, auf der höchsten Leistungsebene das Köztársasági Díj (1800 m, cca 4500 Euro) und konnte den ebenfalls in Röttgen gezogenen Akaba (Kallisto) schlagen.

Ob man Smiling als „The Next Big One“ feiern kann, wird sich erst im Laufe der Zeit zeigen. Zum Winterfavoriten ist er allerdings im Stil eines versprechenden Pferdes aufgestiegen. Nach einem Rennen im Vordertreffen sprang der von Csaba Nagy selbstgezogene Hengst in der Zielgeraden leicht ab und die populäre Amazone Csenge Suták konnte schon einige Meter vor dem Ziel die Hände auflegen. Mit einem starken Finish kam der im Gestüt Helenenhof geborene Anduril (Distant Music) auf den zweiten Platz vor Csalán (Out Loud). 

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Der Sieger hat übrigens auf beiden Seiten der Familie deutsches Blut. Er ist ein Sohn von Egerton, der im tschechischen Gestüt Napajedla deckt und mit Love Me und Taggerton bereits zwei klassische Sieger in der Slowakei stellen konnte. In den letzten kopfstarken Jahrgängen hatte er allerdings keinen richtigen Star, auch wenn Riverton dieses Jahr zu der erweiterten Spitze der Dreijährigen in Tschechien zählt. Die Mutter von Smiling, die schnelle ungarische klassische Siegerin Shakira Mia (Sharp Prod) aus der Zucht des Gestüts Graditz, genoss vor 13 Jahren in Ungarn beinahe Kultstatus. Ihr bisher erfolgreichste Nachkomme ist der auf ungarischer Listenebene erfolgreiche Sabato (Tiger Cafe), Sieger des als Alagi Díj ausgetragenen Derby-Trials.

Ein weiterer Winterfavorit wurde am Sonntag in Polen gekürt. In der Nagroda Mokotowska (1600 m, ca. 13.600 Euro) kamen allerdings nur fünf Starter zusammen. Auf dem sehr weichen Boden setzte sich wie erwartet der von Adam Wyrzyk trainierte Favorit Xawery (Planteur) unter Michal Abík, doch musste er in den letzten Metern mit dem stark gesteigerten Meeting Life (Exciting Life) kämpfen. Der im polnischen Traditionsgestüt Widzów geborene Hengst sah in der Endphase wie das bessere Pferd aus, aber es fehlte ihm letztendlich 3/4 Längen, wobei sein Jockey Szymczuk beim Einlauf in die Zielgerade in der Außenspur wesentlich mehr vergab. Lange 11 Längen hinter ihm kam auf dem dritten Platz Medrock (Rock Of Gibraltar) ins Ziel.

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Meeting Life wurde kurz danach auf der Warschauer Auktion für 120 000 Zloty (ca 28.300 Euro) nach Frankreich verkauft. Französische Interessenten haben für etwa 19.000 Euro auch die Dritte aus den Polnischen 1000 Guineas und Fünfte im Derby Mona Kerbili (No Risk At All) erworben. Insgesamt wurden 45 Pferde verkauft, der Medianpreis auf der einzigen großen Vollblutauktion in Osteuropa betrug 18 062 Zloty (4.260 Euro).

In Tschechien haben Prag und Pardubitz ihre Pforten geschlossen. In der Hauptstadt feierte man den Schluss der Saison mit dem 97. Präsidenten-Preis (3200 m, ca. 7.800 Euro) – einem Rennen mit langer Geschichte, das allerdings vom jetzigen Staatsoberhaupt Milos Zeman schon lange ignoriert wird. Dabei hatte es diesmal einen russischen Sieger, den ehemals auf Moskauer und Piatigorsker Sand erfolgreichen Eskerkhan (Elnadim), der mit Martin Laube bereits seinen dritten Sieg seit seiner Ankunft bei Trainer Arslangirej Savujev feierte. 2 1/2 Längen hinter dem Hengst von Valentin Bukhtoyarov blieb der ehemalige Sieger des St. Leger Italiano Autor (Authorized), den dritten Rang belebte der diesjähriger Derbysieger Joseph (Lando), der laut Aussage seines Trainers Pavel Tuma bereits eingesprungen ist und bald das Metier wechseln wird.

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Im Prager Rahmenprogramm gab es auch ein Schimmel-Rennen, den Sieger Gold Evasive (Evasive) hat Uwe Stallmann in Frankreich gezüchtet. Im Preis der Stadt Pardubitz (4200 m, 4.700 Euro) meldete sich nach längerer Zeit der im Gestüt Westerberg geborene Buonarroti (New Approach) zum Wort. Unter Josef Vána jr. musste er aber um seinen dritten Hindernissieg bis zur Ziellinie mit Talent (Egerton) kämpfen.

Martin Cáp, Prag

 

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