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Der Tod einer Größe

Hamdan Al Maktoum 2019 mit Battaash in York. www.galoppfoto.de - JJ Clark

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 661 vom Freitag, 26.03.2021

Er war einer der ganz Großen im internationalen Galopprennsport, sein Tod wird eine gewaltige Lücke schlagen: Hamdan Al Maktoum, „deputy ruler“ von Dubai, Minister für Finanzen und Industrie in den Arabischen Emiraten, ist am Mittwoch im Alter von 75 Jahren gestorben. Um seine Gesundheit soll es in jüngerer Zeit nicht zum Besten gestanden haben, dem Vernehmen nach war er auch in Deutschland in Behandlung.

„Colossus“ nannte ihn die „Racing Post“ in ihrem Nachruf und hatte damit wahrlich recht. Vor über vierzig Jahren begann für den älteren Bruder von Scheich Mohammed sein Engagement im englischen Rennsport, der von Tom Jones trainierte Mushref war 1980 sein erster Sieger. Schnell ging es, auch auf Grund kostspieliger Investitionen aufwärts, 1984 war At Talaq im Grand Prix de Paris (Gr. I) sein erster Sieger auf höchster Ebene. Es folgte eine Flut von hochklassigen Siegern rund um den Erdball.

Nashwan (Blushing Groom):  Im Training bei Dick Hern und stets geritten vom langjährigen Stalljockey Willie Carson war das erste Pferd überhaupt, das in einer Saison die 2000 Guineas, das Epsom Derby, die Coral-Eclipse und die King George VI and Queen Elizabeth Stakes gewinnen konnte. Hern bezeichnete ihn einmal als der Beste, den er je trainiert hatte.

Salsabil (Sadler’s Wells): 1990 war sie die erste Stute seit neunzig Jahren, die das Irish Derby für sich entscheiden konnte. Zuvor hatte sie, betreut von John Dunlop, bereits den Prix Marcel Boussac, die 1000 Guineas und die Oaks gewinnen können.

Dayjur (Danzig): Trainiert von Dick Hern war er 1990 der König unter den Fliegern. Er gewann die King’s Stand Stakes in Royal Ascot mit sechs Längen Vorsprung, pulverisierte in York in den Nunthorpe Stakes den Bahnrekord und canterte im Prix de l’Abbaye de Longchamp.

Battaash (Dark Angel): Der jetzt Siebenjährige aus dem Stall von Charlie Hills ist so etwas wie der Nachfolger von Dayjur, hat er doch auf Gr. I-Ebene genau die Rennen gewonnen wie dieser. 2020 war es das am höchsten eingeschätzte Kurzstreckenpferd der Welt. Da er bereits zweijährig kastriert wurde, ist er unverändert im Training.

Nayef (Gulch): „Ein Traum von einem Pferd“ beschrieb ihn einmal sein Trainer Marcus Tregoning, der mit dem jüngeren Bruder von Nashwan u.a. die Champion Stakes, das Dubai Sheema Classic, das Juddmonte International und die Prince of Wales Stakes gewinnen konnte.

Taghrooda (Sea The Stars): Nur sechsmal sattelte sie ihr Trainer John Gosden, sie konnte dabei die Oaks und die King George VI and Queen Elizabeth Stakes gewinnen – als siebente Stute überhaupt.

Mit Sakhee (Bahri), bei dem er Züchter war, als Besitzer zusammen mit Godolphin zeichnete, gewann er den Prix de l’Arc de Triomphe, mit Almutawakel und Invasor (Candy Stripes) den Dubai World Cup und mit At Talaq (Roberto) und Jeune (Kalaglow) den Melbourne Cup.

Ende der 80er Jahre gab es häufig auch Starter in Deutschland. Almaraad (Ela-Mana-Mou) gewann 1988 unter Steve Cauthen den Aral Pokal, es gab weitere Gr.-Siege, insbesondere in Baden-Baden, wohin Mitte der 80er Jahre Hamdan Al Maktoum auch persönlich gereist war. Ob er derjenige war, der in einem Zimmer von Brenners‘ Park Hotel 70.000 Mark in einem Tresor vergessen hatte, ist nicht genau ermittelt worden. Das Geld wurde aber zurückerstattet, denn nach ihr bezog die Rennstallbesitzerin Ilse Bscher (Stall Gamshof) das Etablissement, sie gab die Fundsache natürlich wieder ab.

Wie es um die Nachfolge von Hamdan Al Maktoum im Vollblutbereich bestellt ist, erscheint vorerst unklar. Ihm gehören Gestüte in England, Irland und den USA, die Zahl seiner Pferde dürfte im vierstelligen Bereich liegen. Allein in England werden rund zweihundert Pferde für ihn trainiert, er war stets ein wichtiger Faktor bei den Auktionen. Er galt gegenüber Trainern und Jockey als ungewöhnlich loyal, Veränderungen beim Personal gab es eigentlich nie. Sein Racing Manager Angus Gold ist seit 35 Jahren für ihn tätig gewesen, beschrieb ihn  als kenntnisreichen, bis ins Detail informierten, passionierten Züchter und Besitzer.

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