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Die Tierarzt-Kolumne

Autor: 

Gastkolumne

TurfTimes: 

Ausgabe 579 vom Freitag, 02.08.2019

Ab sofort wird in unregelmäßigen Abständen Dr. Thomas Weinberger, Geschäftsführer und tierärztlicher Leiter der Pferde-Klinik Burg Müggenhausen in einer Kolumne allgemeine und aktuelle Themen rund um seine Arbeit behandeln.

Der Tierarzt auf Auktionen und die Bedeutung von Röntgenbildern - Teil 2 

Vor jeder Vollblut-Auktion in Deutschland kommt die Diskussion bei den Anbietern auf – soll ich mein Pferd vorab röntgen? Wenn ja, wann und wieviel Aufnahmen? Auf den meisten ausländischen Auktionen wird diese Entscheidung den Anbietern durch Vorgaben der Veranstalter abgenommen und es werden relativ klare Bedingungen gemacht. In Deutschland gibt es diesbezüglich auch bei der BBAG mittlerweile umfangreichere Empfehlungen aber natürlich hat jeder Vollblut-Anbieter seine individuelle Sichtweise und auch seine Erfahrungen. Aus der Sichtweise des Tierarztes auf der Auktion und der Erwartungshaltung der Kaufinteressenten sind Röntgenbilder sicher eine positive Unterstützung, um dem potentiellen Käufer eine Entscheidungshilfe zu bieten. Dabei sind möglichst aktuelle Röntgenbilder aus tierärztlicher Sicht zu bevorzugen, da zum einen gerade der Jährling sich innerhalb von Wochen/Monaten entwickeln bzw. verändern kann und außerdem der Röntgenbefund, der durch einen Unfall entsteht natürlicherweise erst nach dem Unfall sichtbar wird. 

Aber wie viele Aufnahmen sollen es denn nun sein? Oft wird die Anzahl der Röntgenbilder vom möglichen Versteigerungspreis abhängig gemacht. Wichtig für den Tierarzt ist, dass neben der Anzahl bzw. Auswahl der Bilder auch eine klare Bewertung möglich ist. Betrachtet man die Vorgaben verschiedener Auktionen kommt man schnell von 14 (BBAG) über 32, 36 auf 48+ (Hongkong). Der potentielle Käufer sollte sich darüber im Klaren sein, dass man den Informationsgehalt von nur 14 gegenüber 32 oder über 36 Bildern nicht 1:1 vergleichen kann. Insofern stellt sich die Frage, ob nur der Hinweis: „Pferd hat Röntgenbilder“ ohne Angabe der Anzahl der Bilder ein helfender Hinweis ist. Es ist zu beobachten, dass vielen Interessenten aber diese undifferenzierte Angabe ausreicht. Und wenn dann die Info vom Tierarzt kommt „Bilder sind in Ordnung“ (unabhängig von der Anzahl) ist der Bieter schon zufrieden.

Hier sollte man sich fairerweise bewusst sein, dass viele Aufnahmen auch Nachteile mit sich bringen können, da es leichter ist auf 32 und mehr Röntgenaufnahmen einen Röntgenbefund zu entdecken, als auf nicht vorhandenen Bildern oder nur auf 14 Bildern. Wenn die Aussage des Tierarztes bei 14 Bildern die Information beinhaltet, dass er nichts gesehen hat, dann muss dies nicht bei 32 und mehr Bildern gelten. Das ist wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen oder anders ausgedrückt: der Käufer geht bei einem angebotenen Pferd, dass nur 14 oder keine Bilder hat und zum gleichen (hohen) Preis erworben werden soll, wie ein anderes Pferd mit 32 und mehr Röntgenbildern – vielleicht sogar mit kleineren Befunden – ein deutlich höheres Risiko ein. 

Natürlich spielt auch die Bildqualität eine Rolle.  Aus meiner Sicht ist einer der „schlimmsten Fälle“, wenn 14 Bilder von mäßiger, schlecht zu beurteilender Qualität vorliegen und der Tierarzt ein faires Statement abgeben soll. In dem Fall sind häufig Diskussionen vorprogrammiert.

Was ist also besser? Ich denke die Tatsache, dass international deutlich mehr Röntgenbilder erwartet und geliefert werden, ist ein klares Indiz dafür, dass diese Bildinformationen für das Investment in einen Vollblüter Sinn machen. Teilen alle Parteien diese Ansicht? Natürlich spielt die Erwartung in den Auktionserlös eine Rolle bei der Frage, wieviel Geld ich als Verkäufer vorab investiere. Das spiegelt sich auch auf den Auktionen wider, wenn „hochpreisige Pferde“ mit einem umfangreicheren Set an Röntgenbildern vorgestellt werden. Aber hat jedes „hochpreisige Pferd“ auch ein „großes Set“? Meiner Ansicht nach stellt eine Situation mit einer größeren Auswahl an qualitativ guten Bildern immer die bessere Alternative dar, weil dies dem Tierarzt die optimalere Möglichkeit gibt sich eine faire Meinung zu bilden. Die Zufriedenheit der Verkäufer hängt am Ende von der Befundung bzw. Bewertung „der Tierärzte“ auf der Auktion und dem tatsächlichem Ersteigerungserlös ab.

Was bedeutet daher die Bewertung eines Röntgenbildes? Wie schlimm ist der Röntgenbefund? Warum kommt es zu unterschiedlichen Bewertungen bei verschiedenen Tierärzten…?

Darüber mehr im nächsten Teil.

Ihr Thomas Weinberger

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