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Teil II: Hengste in Deutschland - "auf Anfrage" und mit einer Decktaxe bis 5.000 €

Lord of England im Gestüt Etzean.  Foto: Frank Nolting

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 197 vom Donnerstag, 12.01.2012

In der letzten Ausgabe von Turf Times hatten wir uns mit den Deckhengsten in Deutschland beschäftigt, die zu einer Decktaxe von 5.000 € und mehr angeboten werden. Darunter fällt aber auch noch der eine oder andere Hengst, der offiziell „auf Anfrage“ offeriert wird, damals noch nicht vorgestellt wurde. „Auf Anfrage“ bedeutet, dass um das Deckgeld verhandelt wird, dass es auch darauf ankommt, von welcher Qualität die angemeldete Stute ist.

Bei Dashing Blade  (Elegant Air) kommt noch ein etwas anderer Blickwinkel hinzu, denn der Etzeaner zählt inzwischen 24 Jahre und hat somit ein Alter erreicht, in dem eine gewisse Selektion bei den Stuten vorgenommen wird. Seine Qualität ist über jeden Zweifel erhaben, Jahr für Jahr hat er herausragende Pferde gezeugt, sein Einfluss ist längst in der nachfolgenden Generation sichtbar, denn in der Statistik von Vätern erfolgreicher Mutterstuten belegte er 2011 hinter Acatenango Rang zwei. Stacelita hat ihn in diesem Bereich auch international bekannt gemacht.  Er ist bei unverändert bester Gesundheit, bekommt aber nur ein limitiertes Buch.

Poseidon Adventure im Gestüt Hofgut Heymann. www.galoppfoto.dePoseidon Adventure im Gestüt Hofgut Heymann. www.galoppfoto.dePoseidon Adventure (Sadler’s Wells) ist neu in Deutschland, er steht im Gestüt Hofgut Heymann. Seine ersten beiden Gestütsjahre verlebte er in Great Bradley Oak, der damaligen englischen Dependance seiner Besitzer. Auch bei ihm heißt es „auf Anfrage“, auch wenn er im Hengstbuch mit 6.000 € gelistet ist. Das ist sicher kein geringer Betrag für diesen Hengst, dessen erster Jahrgang gerade das Jährlingsalter erreicht hat. Immerhin hat er in zehn Gruppe-Rennen Geld verdient, kann auch auf eine exzellente Abstammung verweisen.

Mit 4.500 € wird Lord of England (Dashing Blade) geführt, der in Etzean an der Seite seines Vaters steht. Er hat sich sehr schnell als populärer Hengst in seinem Segment herauskristallisiert, wird mit Sicherheit auch wieder gut gebucht, so sind zumindest die Rückmeldungen aus dem Gestüt. Sein erster Jahrgang ist jetzt vierjährig, die Qualität der ihm zugeführten Stuten dürfte zunehmen. Der Hoffnungsträger für 2012 ist der Gr. I-platzierte Pakal, aber auch von Theo Danon muss man noch nicht alles gesehen haben, es sollte zudem einiges in der Pipeline sein.

Drei Hengste kosten 4.000 €, Goodricke (Bahamian Bounty), Saddex (Saddler’s Wells) und Wiener Walzer (Dynaformer).  Alle drei sind als „dunkel“ zu bezeichnen, auch wenn Goodricke schon etwas länger im Geschäft ist. Er startete im Overbury Stud in England, war dann zwei Jahre in Italien und kam 2010 in das Gestüt Ohlerweiherhof. In England hat er bereits Sieger auf der Bahn, doch war die Zahl seiner Nachkommen übersichtlich. Sein erster deutscher Jahrgang umfasst neun Nachkommen, die Zahl steigt jedoch an und letztes Jahr hat er immerhin 36 Stuten gedeckt. Für Saddex ist 2012 ein wichtiges Jahr, kommt doch sein erster Jahrgang auf die Bahn. Die Nachfrage auf den Auktionen war so schlecht nicht, er hat Zweijährige in größeren Ställen, es wird sich zeigen, ob er Frühreife vererbt. Wiener Walzer ist an dieser Stelle ausführlich vorgestellt worden. Seine Decktaxe ist sicher mehr als fair und mit einem starken Gestüt im Rücken wird auch qualitativ von Beginn an jede Chance bekommen.

Kallisto im Gestüt Röttgen. www.klatuso.comKallisto im Gestüt Röttgen. www.klatuso.comMit einer Decktaxe von 3.000 € werden gleich eine ganze Reihe Hengste aufgeführt, Distant Music (Distant View), Electric Beat (Shinko Forest), It’s Gino (Perugino), Kallisto (Sternkönig), Touch Down (Dashing Blade) und Toylsome (Cadeaux Genereux). Distant Music muss seinen Weg in Deutschland noch machen, bei It’s Gino heißt es ebenso abwarten wie bei Toylsome, dessen erster Jahrgang (jetzt dreijährig) etwas zögerlich aus den Startboxen gekommen ist. Besser ist Electric Beat gestartet, dessen erste drei Jahrgänge nahezu ausschließlich aus Nachkommen im Besitz der Gestüte DIRECTA und Trona zusammensetzten. Letztes Jahr liefen seine Zweijährigen jedoch keineswegs verkehrt, sie werden im Auge zu behalten sein. Kallisto und Touch Down können fraglos mit dem Attribut „proven“ versehen werden. Kallisto hatte das Pech, dass sich sein mutmaßlich bester Dreijähriger Dekan letztes Frühjahr nach seinem Debutsieg eine Fraktur zuzog. Er hat aber ebenso wie Touch Down immer wieder Sieger gestellt. Der Ohlerweiherhofer hat jedoch mit dem Problem sehr kleiner Jahrgänge zu kämpfen. Sein jetziger Dreijährigen-Jahrgang umfasst gerade einmal vier Köpfe, womit es schwer sein wird, sich weiter zu profilieren. Die Buchungszahlen haben danach aber angezogen.

Liquido (Lomitas), Paolini (Lando), Sabiango (Acatenango) und Wiesenpfad (Waky Nao) liegen bei jeweils 2.500 €. Liquido wird zwar massiv von seinem Heimatgestüt Lindenhof unterstützt, doch fällt es schwer, seinen Weg ohne fremde Hilfe zu machen. Paolini hatte 2011 europaweit  eine Menge Sieger, bei Sabiango bleibt festzuhalten, dass sein erster deutscher Jahrgang jetzt in die Rennställe kommt. Da sollte zumindest einmal abgewartet werden. Wiesenpfads erster, sehr übersichtlicher Jahrgang, ist jetzt im Jährlingsalter.

Santiago im Gestüt Graditz. www.galoppfoto.deSantiago im Gestüt Graditz. www.galoppfoto.deCall me Big könnte zukünftig ein wenig mehr Arbeit bekommen. Foto www.dequia.de - Silvia GöldnerCall me Big könnte zukünftig ein wenig mehr Arbeit bekommen. Foto www.dequia.de - Silvia GöldnerDass alle diese genannten Hengste, wie überhaupt das Gros der unterhalb von 5.000 € angebotenen Vererber, keinen leichten Stand haben, ist klar. Das gilt verstärkt für die Hengste, die preislich noch niedriger als die erwähntem 2.000 € liegen und die hier auch nicht alle aufgezählt werden sollen. Vier verdienen möglicherweise aus verschiedenen Gründen einen Hinweis: Der für 1.000 € gelistete Call me Big (Big Shuffle), weil ihm Auenquelle einige bessere Stuten gegeben hat, der in derselben Preisklasse liegende Contat (Diktat), der mit 27 Stuten 2011 ein quantitativ erstaunlich starkes Buch gedeckt hat, der einstige Derbysieger Nicaron (Acatenango), da sein Besitzer Jürgen Imm einen Teil seiner qualitätsvollen Stutenherde zu ihm geschickt hat, und schließlich Santiago (Highest Honor), immerhin ein klassischer Sieger, der aber in Graditz auch so etwas wie auf einem Außenposten steht.  Bei der überhaupt in Frage kommenden Zahl von Stuten wird es aber für alle ein hartes Geschäft sein, was auch für die Newcomer Sehrezad (Titus Livius) und Liang Kay (Dai Jin) in Zoppenbroch gilt.  

Hinweis: Aus gegebenem Anlass möchten wir Sie darauf hinweisen, dass wir Fotos - das betrifft auch Werbefotos von Deckhengsten - nur dann veröffentlichen können, wenn die Fotografen unseren Allgemeinen Geschäftsbedingungen zustimmen. 

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