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Starke ausländische Gäste in Hannover

Worthadd bei seinem Sieg in der Badener Meile Foto: www.galoppfoto.de

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Turf aktuell

Am letzten Wochenende war „Basissport“ im deutschen Turf angesagt. Diese schöne Vokabel wird gern verwendet, wenn sportlich nichts von Bedeutung auf den Rennbahnen passiert. Direkt nach Ende des mit sportlichen Höhepunkten gespickten Hamburger Derby-Meetings war ein Durchhänger verständlich. An diesem Wochenende sieht dies schon wieder ganz anders aus.

Auf der Rennbahn in Hannover steht der Saisonhöhepunkt auf dem Kalender. Die als „Ascot Renntag“ titulierte Veranstaltung bietet sowohl sportlich als auch im Rahmenprogramm wieder viel Attraktives. Die Verantwortlichen in der niedersächsischen Landeshauptstadt stemmen sich gegen die Krise im deutschen Turf und zeigen, was man mit geschicktem Marketing auch in diesen Zeiten erreichen kann.

Sportlich steht der Große Preis vom Audi Zentrum Hannover (Gruppe II, 1600m, 70.000€) im Mittelpunkt. Neun Starter aus drei Nationen treten an, wobei diesmal die ausländischen Gäste keine exotischen Farbtupfer sind, sondern ernsthafte Siegkandidaten. Der im Winter aus Italien nach England übergesiedelte Worthadd (Jean Bernard Eyquem) hat mit der Badener Meile bereits eine Grand Prix-Prüfung in Deutschland gewonnen. Auch wenn zuletzt die Trauben beim Royal Ascot Meeting auf Gruppe I-Niveau für der von den Sir Mark Prescott trainierten Fünfjährigen zu hoch hingen, ist der nach wie vor in italienischem Besitz stehende Dubawi-Sohn, dessen Neffe Dai Jin sich als deutscher Derby-Sieger auszeichnen konnte, für ein deutsches Gruppe II-Rennen gut genug. 

Aus der englischen Godolphin-Filiale von Saeed bin Suroor reist der aus der Aga Khan-Zucht stammende 4jährige Sandagiyr an, der erst Ende Oktober 2011 für 140.000 Euro veräußert worden war. Mit dem aus Brasilien stammenden letztjährigen britischen Vize-Champion Silvestre de Sousa, der seit dieser Saison zum Jockeyteam von Godolphin zählt, im Sattel ist es für den Dr. Fong-Sohn der erste Start seit dem Winter in Dubai, wo er bei drei Starts für das neue Quartier ein Gruppe III-Rennen gewinnen konnte. Dieser Erfolg gelang allerdings nicht auf der Grasbahn, wo er nur auf einen Listensieg im vergangenen Jahr noch unter Obhut von Alain de Royer-Dupre verweisen kann. Mehrere Versuche in französischen Gruppe-Rennen auf Gras scheiterten im Vorjahr, so dass sich zeigen muss, ob Sandagiyr sich gesteigert hat oder einfach auf dem speziellen Tapeta-Untergrund in Dubai besser aufgehoben ist.

Auch der dritte ausländische Gast, der aus dem schwedischen Quartier von Fabricio Borges nach Hannover entsandte Energia Dust (Stephen Hellyn), versuchte sich in diesem Winter in Dubai, konnte dabei aber keine Bäume ausreißen. Vier Starts ohne Ausbeute stehen bei dem im Sommer des letzten Jahres aus Brasilien importierten 4jährigen Hengst zu Buche. Nach der enttäuschenden Dubai-Kampagne gewann der Fuchshengst Ende Mai in seiner neuen Heimat eine Meilenprüfung, doch dürfte dies in Hannover für eine vordere Platzierung kaum reichen.

Die deutschen Hoffnungen ruhen vor allem auf dem zuletzt auf Gruppe III-Ebene siegreichen Wöhler-Schützling Empire Storm (Jozef Bojko) und dem einzigen Dreijährigen im Feld, dem von Peter Schiergen in Köln für den Stall Nizza trainierten Amarillo (Filip Minarik). Die beiden Genannten belegten vor drei Wochen in Hannover die Plätze Eins-Zwei und etablierten sich damit in der Spitzengruppe der deutschen Meiler. Auch der Viertplatzierte des Hannoverschen Rennens, der von Miltcho Mintchev trainierte Ganimed (Alexander Pietsch) ist wieder mit von der Partie, doch spricht wenig für eine Formumkehr.

Die drei weiteren Starter in Hannover, Gestüt Ittlingens Neatico (Dennis Schiergen), der Bolte-Schützling Sir Oscar (Adrie de Vries) und der Hoppegartener Gast Gereon (Daniele Porcu), mussten in der Badener Meile bereits die Überlegenheit des Italo-Briten Worthadd anerkennen und sich mit den Plätzen 2 bis 4 hinter ihm begnügen. Die macht sie in Hannover zu Außenseitern.

Neben dem Gruppe II-Rennen auf der Meilendistanz bietet der Ascot-Renntag auch noch die Möglichkeit einem „Warm up“-Start des Gruppe I-Siegers Durban Thunder (Norman Thunder) in einer harmlosen Prüfung des Rahmenprogramms beizuwohnen. Alles andere als ein überlegener Sieg im Stile eines bezahlten Arbeitsgalopps wäre für den Schützling von Paul Harley schon eine Schlappe und würde die Planungen der Titelverteidigung im Münchener Großen Dallmayr-Preis in zwei Wochen in Frage stellen.

Ein kopfstarkes Stutenfeld ist im Grosser Preis der EILERT-Bauunternehmung (Listenrennen, 2000m, 20.000€) zustande gekommen. Im zwölfköpfigen Aufgebot sieht es im Vorfeld nach einem Dreikampf aus: Gestüt Brümmerhofs Waldtraut (Jozef Bojko) als Dritte der 1000 Guineas, Gestüt Schlenderhans Imagery (Adrie de Vries) als knapp geschlagene Zweite eines Düsseldorfer Listenrennens auf der Mitteldistanz und die vor Ort von Hans-Jürgen Gröschel trainierte Wasimah (Wladimir Panov), über die im Zusammenhang mit ihrem erschlichenen Disqualifikationssieg im Hoppegartener Diana-Trial bereits viel geschrieben wurde, haben die besten Vorleistungen vorzuweisen.

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