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Sieg Nummer 16 für die Königin über Hürden

Rachael Blackmore mit dem voluminösem Siegerpokal für den Erfolg mit Honeysuckle. Foto: courtesy by Punchestown racecourse

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 717 vom Freitag, 06.05.2022

Sie kam, sie sah, sie siegte. Die bemerkenswerte Lando-Enkelin Honeysuckle gewann auch beim 16. Start ihrer Karriere: Sie rief, und alle kamen. Mehr als 40.000 Zuschauer, ein absolut neuer Rekord auf der Rennbahn von Punchestown, strömten durch die Tore der südwestlich von Dublin gelegenen Rennbahn, um die Sulamani-Tochter zum Aschluß der irischen Saison auf heimischem Boden zu bejubeln. Und Honeysuckle enttäuschte nicht.

Es war vielleicht nicht das stärkste Feld, das sich ihr am frühen Abend des vergangenen Freitags in der Paddy Power Champion Hurdle (Gr.1, 2m – ca. 3218m) in den Weg stellte - das Rating der Zweitplatzierten lag ganze 16 Pfund unter dem von Honeysuckle und sie war auf der Linie nur drei Längen in Front – doch dies sind nebensächliche Feinheiten. Es gilt, eine Stute zu feiern, die nun offiziell ein Superstar ist, eine Stute, die Menschenmassen auf die Rennbahn locket. Eine Stute, die nach dem Sieg alle berühren wollte:  Szenen ungezügelter Freude, Menschen, die sich über die Rails in den Siegerzirkel lehnten, um Honeysuckle einmal streicheln zu dürfen. Ganz zu schweigen von der schieren Erleichterung in den Gesichtern ihres Teams, der ständigen Reiterin Rachael Blackmore, deren Aufstieg in den Olymp der Hindernisrennreiter so eng mit eben Honeysuckle verbunden ist, und Trainer Henry de Bromhead.

De Bromhead, nach seiner Rekord-Saison 2020-2021 wieder in etwas ruhigeren Fahrwassern, liefert mit dieser Stute ein ums andere Mal sein Meisterstück ab. Selber jemand, der seine Gefühle zunächst nicht offen zur Schau trägt, hat er mehrfach von dem Druck gesprochen, der sich bei einem unbesiegten Pferd selbstredend von Start zu Start ins Unendliche potenziert;  zumal er – de Bromhead – ein „Glas halb leer“ -Typ ist und immer vom Schlimmsten ausgeht. „Ich war ein bißchen nervös, […] [denn] wenn Du Paul Townend hinter Dir siehst, muss man sich immer Sorgen machen. Aber Honeysuckle ist brillant – sie liefert einfach ab. […] und Rachael ist so gut auf ihr, […] sie sind wirklich eine tödliche Kombination. Rachael war brillant auf ihr. Es lastet schon ein riesiger Druck auf ihr an diesen Tagen, aber das stört Rachael überhaupt nicht. Das Märchen geht weiter, ist der einfache Weg, es auszudrücken. Es ist irrwitzig [ridiculous].“ Um hinzuzufügen: „Ich bin immer so negativ. Ich erwarte immer, dass etwas Schlimmes passiert, aber es ist unglaublich. Ich bin begeistert und wir können uns so glücklich schätzen, sie zu haben.“  So de Bromhead in Punchestown.

12 Grade 1-Rennen, darunter zweimal die Champion Hurdle in Cheltenham, hat Honeysuckle nun gewonnen; sie das beste Beispiel, dass Klasse bei Pferden in allen Gewändern kommt. Optisch schmal und auch auf den Galopps kein Hingucker (auch wenn Schönheit natürlich im Auge des Betrachters liegt), ist es vor allem ihr intelligentes, beinahe sprechendes Gesicht, mit ihren großen Ohren, das für sich einnimmt. Die Stute ist sich ihrer Umgebung immer bewusst, ultimativ professionell. Auch bei ihrem 16. Sieg segelte sie mit gespitzten Ohren durch die letzten Furlongs, ein beständiges Bild vollsten Vertrauens zwischen Pferd und Reiterin.

Eine weitere bedeutende Fußnote erhielt das Rennen auch durch das letztplatzierte Pferd, Teahupoo. Dies der allerletzte öffentliche Ritt von Robbie Power, der seine Karriere an diesem Freitag an den berühmten Nagel hängte. Nach einem schweren Sturz plagten den knapp 41jährigen Probleme mit den Augen, er ritt seit Jahren mit einer speziellen, optischen Schutzbrille. Zudem hatte er Probleme mit der Hüfte, „ohne meine Ärzte hätte ich schon seit Monaten nicht reiten können, und ich bin manchmal ziemlich unausstehlich“ so Power sinngemäß im irischen Fernsehen.

In seinen rund 21 Jahren als professioneller Jockey ritt er 665 Sieger, 31 in der höchsten Kategorie. Er saß im Sattel von Silver Birch, als dieser so sensationell das 2007 Aintree Grand National gewann und die Karriere eines gewissen Gordon Elliott, auch Trainer des besagten Teahupoo, auf den kometenhaften Weg brachte. Doch es war der von Jessica Harrington trainierte Sizing John, der wohl da Pferd des (Reiter)Lebens Powers war: bei fünf seiner Siege, darunter im Cheltenham - und Punchestown Gold Cup des Jahres 2017, wurde der Wallach eben von ihm geritten. Den letzten Sieger seiner Karriere ritt Power am vergangenen Donnerstag in Punchestown auf Magic Daze, für Trainer Henry de Bromhead. Sein Lob sagt alles: „Es ist brillant, was er über die Jahre erreicht hat. Es war toll, mit ihm zu arbeiten, und ich bin begeistert, dass er nach seinen eigenen Regeln aufhören kann. Er ist ein großartiger Pferdemann, ein brillanter Reiter und wir können uns glücklich schätzen, mit ihm viele Erfolge gehabt zu haben. Ich bin begeistert, dass er auf dieser Stute [Magic Daze] gewonnen hat. Er war super auf ihr und wir werden ihn vermissen.“

Catrin Nack

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