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Serie "Das perfekte Auktionsangebot" Teil V: Die heisse Phase der Vorbereitung

Das Longieren mit den Jährlingen ist wichtiger Bestandteil der Vorbereitung für die Auktion. www.stauffenberg.com

Autor: 

Philipp Graf von Stauffenberg

TurfTimes: 

Ausgabe 122 vom Freitag, 09.07.2010

Der wichtigste Termin im deutschen Auktionskalender steigt am 03. und 04. September 2010, die BBAG-Jährlingsauktion. Wie man dort seinen Jährling erfolgreich präsentiert und ebenso verkauft, davon handelt die Kolumne von Philipp von Stauffenberg, der in diesem 5. Teil die vorbereitenden Arbeiten mit den Jährlingen in den Gestüten beschreibt – vom Führen, Longieren und Aufstellen. Die Folgen 1 bis 4 können Sie im Turf-Times Portal nachlesen.

Das tägliche Führen der Jährlings - bis zu 60 Minuten - gehört zu den Auktionsvorbereitungen. www.stauffenberg.comDas tägliche Führen der Jährlings - bis zu 60 Minuten - gehört zu den Auktionsvorbereitungen. www.stauffenberg.com

Teil V Die heisse Phase der Vorbereitung

Gewöhnung, Voraussetzungen

Wenn man den Jährlingen die besten Chancen geben will, dann sollte einer guten langsamen Vorbereitung auf den Auktionstag der Vorrang eingeräumt werden. Spätestens Ende Mai sollten wir einen Vorgehensplan haben. Wir gehen von der BBAG Jährlingsauktion aus, die immer um den 1. September ist.

Gerade mit den Jährlingen, die nicht so durch die Finger gegangen sind, muss spätestens Mitte Juni mit der Arbeit begonnen werden, wenn ein langsamer schonender Aufbau gewährleistet sein soll. Jährlinge, die täglich zum Zufüttern in den Stall gebracht wurden, gewöhnen sich leichter daran, wieder etwas länger im Stall zu stehen, als diejenigen, die Tag und Nacht nur auf der Weide waren und auch dort zugefüttert wurden.

In die erste Phase fällt das Gewöhnen an Berührungen am ganzen Körper, Anbinden und entscheidend Trense und Gurt. Wenn die Jährlinge das Anbinden und Putzen von klein an gewöhnt sind, bereitet dies auch jetzt kein Problem.

Bis auf wenige Ausnahmen haben sich die Englischen Auktionstrensen mit Stange und Spieler, sowie Brücke und einem langen Führzügel zum Vorstellen durchgesetzt. Reittrensen mit gebrochenen Gebissen und Zügeln gehen auch und sind zum individuellen Arbeiten von Vorteil. Für das Longieren sind Reittrensen generell das gegebene Mittel. Doppelt gebrochene Gebisse mit verschiedenen Legierungen regen das Kauen an und sind weniger scharf im Maul als die Stangen. Teilweise werden für das Vorführen auch die amerikanischen dicken Ringgebisse genutzt, die nur in ein Halfter eingeschnallt werden. Schlussendlich ist das Gebiss das beste, das die Jährlinge gut und leicht annehmen. Steiggebisse sind aber viel zu scharf und haben im Maul eines jungen Pferdes nichts zu suchen.

Generell gilt, dass je weniger die Jährlinge gewohnt sind, desto früher muss mit der Vorbereitung begonnen werden, desto länger brauchen die einzelnen Phasen. Jetzt zahlt es sich für denjenigen aus, der seine Jährlinge schon von Fohlen an hervorragend gehändelt, jedem Entwicklungsstadium grösste Aufmerksamkeit entgegengebracht hat. Jeder weitere Schritt ist dann kein „grosser“ mehr – es ist eigentlich nur noch „Feintuning“ nötig! Mehr oder weniger alle beeinflussbaren Voraussetzungen für einen optimalen Verkauf sind schon lange geschaffen oder auch nicht.

Weidegang

Die Sonne hat bei allen positiven Auswirkungen auf die Entwicklung des Jährlings leider einen negativen ausbleichenden Effekt und so sollten die Jährlinge die stärkste Sonneneinstrahlung über Mittag meiden.

Stuten können in kleinen Verbänden zusammen auf die Koppel gehen. In der Regel passiert hier nichts.

Bei den Hengsten kann es notwendig sein, die selbst die eventuell schon vorhandenen Kleingruppen aufzulösen und in eine Einzelhaltung zu gehen. Dies ist abhängig von der Aggression der Einzeltiere und dem Beschlag. Spätestens nachdem die Hengste Eisen unter den Vorderhufen haben, sollten sie getrennt werden, da sonst die Verletzungsgefahr zu gross ist. Zumindest in den letzten 4 Wochen vor der Auktion sollten die Hengste in Einzelpaddocks (mit entsprechendem Grasaufwuchs) gehalten werden. Diese räumliche Trennung nicht nur in der Box hilft auch das „Kleben“ besser zu verhindern. Mental profitieren die Hengste von der freien Bewegung und dies macht sich auch beim arbeiten entsprechend positiv bemerkbar.

Wer keine Paddocks in entsprechender Ausführung hat, kann auch die Weiden mit breitem Elektroband in ca. ½ ha grosse Abteilungen abtrennen.

Eine komplette Stallhaltung wie sie teilweise praktiziert wird, sollte vermieden werden.

Arbeiten

Da die Jährlinge ja das Führen und Mustern von klein auf gewohnt sein sollten, gilt auch hier, dass vieles leichter geht.

Es ist sicherlich arbeitsintensiver, aber es gibt wohl nichts besseres als die Arbeit an der Hand. Führmaschine bzw Laufband sind Hilfsmittel für das Training, bei denen die Arbeitserleichterung mit der Billigung gravierender Nachteile verbunden ist.

Einen Jährling seine Hauptarbeit auf einem in der Regel zu kleinen Zirkel bei meist schlechten Bodenverhältnissen leisten zu lassen, ist nicht ideal für die Bänder und Gelenke. Zudem ist ein individuelles Arbeitstempo des Jährlings nicht möglich.

Das Laufband bietet gerade auch wenn es neigungsverstellbar ist, einen sehr guten Trainingseffekt und baut sehr viel Muskulatur auf, aber man muss es mit Vorsicht einsetzten, denn ansonsten verhindert es den flüssigen, gleitenden Schritt.

Das Hauptaugenmerk sollte auf dem täglichen Führen der Jährlinge liegen. Anfänglich 10-15 min strammes Gehen (täglich, auch Sonntag) mit angepasster Trense, aber noch ohne eingeschnallten Zügel am Halfter wird nach und nach gesteigert. Nach wenigen Tagen wird dann nicht mehr am Halfter geführt, sondern der/die Zügel ins Gebiss eingeschnallt. Wichtig ist auch hier von Anfang an auf das freie zügige Führen in Schulterhöhe neben dem, nicht hinter dem Führer zu achten. Wichtig ist dabei, die Jährlinge möglichst wenig bzw. gefühlvoll mit dem Zügel zu regulieren - leichte aber stetige Verbindung zum Maul (wie beim Reiten) zu halten. Wer dies kann, wird sehr schnell spüren, wie sich die Jährlinge vorwärts-abwärts an das Gebiss herandehnen, den Rücken aufwölben, weiter untertreten und die Schritte verlängern. Zur Verbesserung der Haltung und der Muskelentwicklung kann man Ausbinder einsetzen, die peu a peu langsam verkürzt werden. Ausbinder haben aber den Nachteil, dass sie starr sind und die Vorwärts-Abwärts-Bewegung nur bedingt zulassen. Hervorragende Dienste leistet ein T-Rack, das im Gegensatz zu den Ausbindern nicht starr ist und den Jährlingen eine Dehnungshaltung vorwärts-abwärts ermöglicht. Die vorher beschriebenen positiven Effekte werden noch verstärkt und die Muskulatur sehr gut aufgebaut ohne dass ein Zwang ausgeübt wird.

Das Führen ist vorrangig auf Graswegen oder elastischem Boden durchzuführen. Die Koppel sollte aus psychologischen Gründen vermieden werden und zum Toben bleiben. Wenn die Jährlinge gut und kontrolliert am Zügel gehen, ist es wichtig, die täglichen Routinewege zu verlassen und den Jährlingen neue veränderliche Reize zu bieten. Ob dies durch Führen ausserhalb des vertrauten Gestütsgeländes gemacht werden kann, liegt an den örtlichen Gegebenheiten. Wichtig ist daneben auch das Führen auf festem Boden (Pflaster oder Teerstrasse). Das festigt nicht nur Sehnen und Bänder, sondern verhindert auch, dass die Jährlinge dann auf der Auktion so schnell „pflastermüde“ werden. Je mehr die Jährlinge sehen, umso ausgeglichener reagieren sie auf alles. Sie müssen lernen, an aufgespannten Sonnenschirmen, Autos mit laufendem Motor, Trecker, usw. vorbei zu gehen. Das geht in der Regel schneller und unkomplizierter, als man befürchtet – gerade wenn man sich ausserhalb des bestens bekannten Umfeld bewegt, in dem die Pferde jede Veränderung wahrnehmen.

Das morgendliche Führen wird peu a peu auf bis zu 60-65min täglich ausgedehnt.

Longieren

Das Longieren mit den Jährlingen ist wichtiger Bestandteil der Vorbereitung für die Auktion. www.stauffenberg.comDas Longieren mit den Jährlingen ist wichtiger Bestandteil der Vorbereitung für die Auktion. www.stauffenberg.comAb 4-6 Wochen vor der Auktion sollten die Jährlinge 3mal die Woche (Mo-Mi-Fr) longiert werden. 5 min auf jeder Hand ist anfangs vollkommen ausreichend und kann dann individuell auf bis zu 10min je Richtung gesteigert werden. Wichtig ist ruhiges gleichmässiges Longieren mit vielen Tempoübergängen und Gangartwechseln. Auch hier leistet der Ausbinder bzw. noch besser das T-Rack entsprechend gute Dienste. An diesen Tagen wird das Führen analog zur steigenden Belastung durch das Longieren entsprechend reduziert. Als Faustregel kann man das Führen um jeweils 10min für 5min Longieren reduzieren.

Das Mass der Arbeit hängt von jedem Individuum ab. Manche vertragen körperlich (und häufig auch mental) nicht soviel Arbeit, andere müssen mehr gefordert werden. Da muss entsprechend flexibel reagiert werden.

Mustern

Nach der Eingewöhnungsphase and Gebiss und Zügel beginnt man auch mit dem Üben für das Aufstellen und das Vormustern mit Wenden. Auch hier gilt wieder, dass diejenigen im Vorteil sind, die das ja schon mit den kleinen Fohlen zumindest einmal monatlich „geübt“ haben. Diese Übungseinheiten betragen max 10 – 15 min, damit es den Jährlingen nicht zu langweilig wird.

Das richtige Aufstellen, dieses Pferd hat verinnerlicht worum es geht, die Führerin kann relaxen. www.stauffenberg.comDas richtige Aufstellen, dieses Pferd hat verinnerlicht worum es geht, die Führerin kann relaxen. www.stauffenberg.comGeübt wird das zum Betrachter offene Aufstellen erst auf der Linken Seite, das zügige Antreten, dann nach 10-15m Wenden nach rechts (!!!) (man kann ruhig die linke Hand als Unterstützung in Augenhöhe begrenzend einsetzen), 10-15m stramm marschieren, dann offenes Aufstellen rechts und wieder stramm losgehen, rechts wenden - Aufstellen links, usw.

Wenn das Aufstellen nach beiden Seiten einzeln gut klappt, kann man auch das Mustern  des Jährlings mit direkt wechselnder Aufstellung üben.

Die Bedeutung dieses Prozedere und das Verhalten des Pferdes hierbei ist von extremer Bedeutung für den Eindruck des potentiellen Käufers. Jede Unwilligkeit, jede Zähigkeit in diesem Ablauf ist negativ und gibt einen Hinweis auf die (eventuell mangelnde) Leistungsbereitschaft und das Handling des Jährlings. Charakterliche Stärken und Schwächen werden schnell offenbar.

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