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Die Sensation von Fairyhouse

Das Team um den 150:1-Sieger Freewheelin Dylan. Foto: courtesy by Tattersalls

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 663 vom Freitag, 09.04.2021

Das Osterwochenende ist traditionell Austragungszeitpunkt des Irischen Grand National; genauer gesagt des Fairyhouse Easter Festivals eben um dieses Rennen. Rund 1.25 Millionen Euro an Preisgeld wurden an den drei Tagen ausgeschüttet, 400.000 Euro davon im National selber. Für Außenstehende hat das Rennen sicherlich nicht mit der Bedeutung des englischen Pendants zu tun, aber das dürfen wir keinem Iren erzählen. Seit 1870 ausgetragen, ist die Prüfung ein wahrer Traditionstermin im irischen Rennkalender.  Es hat sicherlich auch historische Gründe, dass die Namen der Siegerliste nicht ganz so klangvolle Namen haben, wie die Pferde, die in Aintree triumphiert haben. Zu lange war Irland das Armenhaus Europas; die Verbindung zur englischsprachigen – und englischen! - Rennsportpresse nicht eben von Wohlwollen geprägt.

Und doch. Über die rund 5800m lange Strecke (3m5f -das Englische Grand National führt über 4m 2.5f), in deren Verlauf konventionelle Hindernisse (keine speziellen Hecken wie in Aintree) gesprungen werden, hat das Rennen immer wieder hochklassige Pferde angelockt. Kein Name leuchtet in der Siegerliste heller als der von Desert Orchid, der das Rennen im Jahre 1990 gewann. Youtube hat einige Aufnahmen dieses Rennens; der Schimmel, 11jährig und bereits eine Ikone des Sports und Cheltenham Gold Cup Sieger, schulterte volle 12 Stone zum Sieg, schlug einen Gegner, der zwei Stone (= 12,7 kg!!!) weniger trug, und galoppierte unter dem ungebärdigen Jubel der Massen ins Ziel, so stolz waren die Iren, dass dieses heldenhafte Pferd ihren Boden betreten hatte. „Dessie“ trat nie im englischen Grand National an, schon entsprechende Überlegungen seines Trainers David Elsworth hatten Proteststürme der Fans hervorgerufen; man sorgte sich um sein Leben. Doch drei Pferde haben in jüngster Vergangenheit beide Nationals gewonnen, „natürlich“ (ob der zeitlichen Nähe) keines im gleichen Jahr, das waren Rhyme ´n´Reason,  Bobbyjo und Numbersixvalverde.

Die aktuelle Austragung wartete mit einem echten Klasse-Pferd auf; Paul Nolans Latest Exhibiton trat unter Höchstgewicht an. Der 8j. Wallach, in der laufenden Saison nur von einem gewissen Monkfish geschlagen, hatte Cheltenham eigens ausgelassen. Doch es sollte nicht sein. Mit einem dieser kuriosen Ergebnisse, wie sie wohl nur der Rennsport hervorbringen kann, gewann mit Freewheelin Dylan der „längste“ Außenseiter des Rennens, für Trainer Dermot McLoughin und Jockey Ricky Doyle.

Tatsächlich hatte McLoughlin noch einen weiteren Starter im Rennen, der am Toto „nur“ 18-1 notierte; peanuts, wenn dein zweites Pferd 150(!)-1 steht. Doch Freewheelin Dylan, scheinbar sehr gezielt auf dieses Rennen vorbereitet und mit günstiger Marke im Rennen, machte seinem Namen alle Ehre, sah kaum jemals einen Gegner und gewann den Marathon mehr oder weniger „Start-Ziel“, mit immer neunen Reserven. „Ich konnte nicht glauben, dass ich am vorletzten Hindernis in solch einem Rennen noch so gut unterwegs war“ so ein atemloser Doyle, der mit dem Pferd allerdings bestens vertraut ist. Topweight Latest Exhibition lief in der Niederlage ein solides Rennen, wurde Vierter. Trainer Paul Nolan hofft nun auf einen vollen Erfolg im englischen National, für den sein Starter in den letzten Tagen besonders stark gewettet wurde.

Nach Cheltenham, aber vor Aintree und Punchestown, ist es nicht einfach, hochklassige Pferde anzulocken; viele große Namen kamen daher nicht nach Fairyhouse. Abseits des Grand National, in dem Willie Mullins immerhin fünf Starter gesattelt hatte (von denen der „Beste“ als 11. über die Ziellinie kam), wurden es erneut erfolgreiche Tage seines mächtigen Closutton-Stalles. Acht Sieger stellte er, bei immerhin 39 Starten an den drei Tagen, davon vier der sieben Graded Rennen.

Sein nicht einmal in der ersten Farbe des Stalls laufende Janidil (Jockey Jody McGarvey, Besitzer JP McManus) gewann das Hauptrennen des zweiten Tages, den Gr1. Underwriting Exchange Gold Cup Novice Chase, Easy Games schlug in der traditionellen Devendish Chase (Gr.2, 2m4f) zu. Besonders wird ihn aber der Sieg von Stormy Ireland gefreut haben. Die kleine Stute, inzwischen 7j., hat eine bewegte Vergangenheit. In der letzten Saison wurde sie gar von Paul Nicholls trainiert; der damalige Besitzer hatte alle seine Pferde bei Mullins abgezogen. Nicholls konnte aus ihrem Talent kein Kapital schlagen; in neuem Besitz kam die Stute zurück in die alte Heimat. Ihr Sieg in der Gr. 2 Underwriting Exchange Hurdle (2m4f), in der sie auch gegen Wallache lief, war ihr sportlich wertvollster Sieg, und wohlmöglich die beste Form ihres Lebens. Von der Genugtuung ihres Trainers ganz zu schweigen.

Catrin Nack

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