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Rekorde bei der December Sale

Zhang Yuesheng von Yulong und Kevin Ren. Foto: Tattersalls/Laura Green

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 747 vom Freitag, 02.12.2022

“Sceptre Session” - so hieß ein Teil der December Sale Mares, der immer noch wichtigsten Zuchtauktion Europas in dieser Woche in Newmarket. Tattersalls bot gebündelt mutmaßlich besonders herausragende Stuten an, der Dienstag der viertägigen Auktion war für diese erstmals durchgeführte Auktion auserkoren worden. Und es wurde durchaus zu einer Erfolgsgeschichte, was natürlich auch dem teilweise sehr guten Angebot geschuldet war. Als am Dienstag Bilanz gezogen wurde, hatte sich ein Gesamtumsatz von etwas mehr als 54 Millionen gns. summiert, es war der umsatzstärkste Auktionstag in der Geschichte von Tattersalls. 

Allerdings wurden damit die darauffolgenden Tage schon etwas geschwächt, das Niveau konnte nicht mehr gehalten werden. Am Ende kam jedoch ein Rekordumsatz von 80,8 Millionen gns. zusammen und auch der Schnitt pro Zuschlag von 117.147gns. bedeutete eine Bestmarke. Erst einmal war es zuvor sechsstellig gewesen, 2017 mit 101.208gns..

Das Highlight des Dienstags war nicht unerwartet die Präsentation von Alcohol Free (No Nay Never), die bisher Andrew Balding für Jeff Smith trainiert hatte. Der einstige 44.000gns.-Jährling ist vierfache Gr. I-Siegerin, hat bislang die Sussex Stakes (Gr. I), den July Cup (Gr. I), die Coronation Stakes (Gr. I) und die Cheveley Park Stakes (Gr. I) gewonnen. Der Zuschlagpreis von 5,4 Millionen gns. war der zweithöchste, der jemals auf einer Auktion in Europa erzielt wurde, übertroffen nur von den sechs Millionen, die Coolmore vor fünf Jahren an gleicher Stelle für die Gr. I-Fliegerin Marsha gezahlt hatte. 

Auch diesmal war die Truppe um M. V. Magnier lange im Rennen, doch am Ende war es Michael Donohoe von der BBA Ireland, der den längsten Atem hatte. Für Alcohol Free wird es nach Australien gehen, in den Stall von Gai Waterhouse und Adrian Bott, neuer Besitzer ist ein von Yuesheng Zhang angeführtes Yulong-Syndikat. Der aus der Inneren Mongolei stammende Zhang, der seine berufliche Laufbahn als Taxifahrer begonnen haben soll, hat sein Geld mit Minen gemacht. Aktuell gehört er zu den größten Investoren in der internationalen Vollblutszene, erst vergangene Woche erwarb er bei der Stutenauktion bei Goffs alles, was gut und teuer war. Und auch in Iffezheim hatte er im Sommer durch Michael Donohoe Präsenz gezeigt, für 250.000 Euro hatte er eine von Ronald Rauscher angebotene Frankel-Stute gekauft.

Seine Neuerwerbung soll von dem Team in Australien, wo Zhang ebenfalls großes Engagement zeigt, gezielt auf das Sprintspektakel “The Everest” vorbereitet werden. Yulong hat einen Slot für den “Everest”, der eine Dotierung von umgerechnet zehn Millionen Euro aufweist. “Sie ist die beste Stute, die jemals nach Australien kommen wird”, erklärte Waterhouse, “eine wahre Königin. Ich könnte mir auch vorstellen, dass sie über längere Distanzen kommt. Warum nicht die Cox Plate?” 

Elfmal siebenstellig

Am Ende waren es elf Stuten, die für eine Million gns. und mehr den Besitzer gewechselt haben. Yulong war noch ein zweites Mal dabei, als das Unternehmen für eine glatte Million die Prix Marcel Boussac (Gr. I)-Zweite Gan Teorainn (Saxon Warrior) ersteigerte. 

Auf 3,6 Millionen gns. kletterte der Preis für die vier Jahre alte Saffron Beach (New Bay), die u.a. die Sun Chariot Stakes (Gr. I) und den Prix Rothschild (Gr. I) in ihrem Rekord hat. Den Zuschlag bekam das Najd Stud aus Saudi-Arabien, dahinter steht Prince Faisal Bin Khaled Bin Abdulaziz aus Saudi-Arabien. Zur Freude ihrer Trainerin Jane Chapple-Hyam wird de Stute bei ihr im Training bleiben. Das geplante Engagement in der Hong Kong Mile (Gr. I) kommende Woche lässt sie allerdings aus, das Ziel ist der Saudi Cup im Februar 2023. 

Godolphin war nicht untätig bei der Auktion, zwei Zuschläge gab es für das Unternehmen von Scheich Mohammed im höheren Preisbereich. Für 2,7 Millionen gns. wurde die drei Jahre alte Tranquil Lady (Australia) erworben, Gr. III-Siegerin in Irland, Halbschwester des viermaligen Gr. I-Siegers State of Rest (Starspangledbanner), der im kommenden Jahr als Deckhengst aufgestellt wird. Noch ist nicht geklärt, ob Tranquil Lady, die bei Joseph O’Brien stand, im Rennstall bleibt. 1,4 Millionen gns. legte Godolphin für Love Is You (Kingman) an, eine vier Jahre alte Listensiegerin, tragend von St. Mark’s Basilica, mit einem starken Pedigree versehen. 

Glatte zwei Millionen gns. erlöste die Gr. III-Siegerin Ville de Grace (Le Havre). Die Vierjährige, die aus dem Rennstall kam, wird die Mutterstutenherde des Lordship Studs verstärken. Ihre Mutter Archangel Gabriel (Arch) war tragend von St. Mark’s Basilica am Montag für 800.000gns. an das Hunscote Stud verkauft worden.

Zwei siebenstellige Käufe tätigte Coolmore: 1,9 Millionen gns. kostete die von Nathaniel tragende Desert Berry (Green Desert). Sie mag bereits dreizehn Jahre alt sein, doch ist die Mutter des diesjährigen Cazoo Derby (Gr. I)-Siegers Desert Crown (Nathaniel). Für 1,25 Millionen gns. wurde die drei Jahre alte Jumbly (Gleneagles) erworben. Sie war Siegerin in den Valiant Stakes (Gr. III), ist eine Tochter der Gr. I-Siegerin Thistle Bird (Selkirk). Nach Japan geht es für die zwei Jahre alte Prix de l’Abbaye de Longchamp (Gr. I)-Siegerin The Platinum Queen (Cotai Glory), die für 1,2 Millionen gns. an Katsumi Yoshida ging. Ob sie im Training bleibt, ist noch nicht entschieden. 

Zwei Millionen-Zuschläge gab es für Stuten mit deutschem Hintergrund. La Petite Coco (Ruler of the World), gezogen von Bernd und Ute Schöne, im Team Valor-Besitz Siegerin u.a. in den Pretty Polly Stakes, ging an die Wertheimer-Brüder. Sie stammt aus der starken Fährhofer Lomitas-Familie. Fährhof hatte die selbstgezogene Mutter von La Petite Coco, La Petite Virginia (Königstiger), vor geraumer Zeit von der Familie Schöne gekauft. 

Auf ebenfalls eine Million gns. kletterte die vom Gestüt Wittekindshof gezogene Rosscarbery (Sea The Stars). Die zweifache Gruppe-Siegerin in Irland wurde von dem Agenten Charlie Gordon-Watson erworben, soll für einen noch nicht genannten Klienten auch im kommenden Jahr im Rennstall bleiben. Anzumerken ist noch der Verkauf von Moon A Lisa (Sea The Moon) aus der Görlsdorfer Zucht. Sie war in Frankreich Listensiegerin, kam jetzt tragend von Wootton Bassett für Samuel de Barros in den Ring und erlöste 425.000gns. 

Zwei prominente Nichtverkäufe gab es auch: Bis zu 2,1 Millionen gns. ging es bei der Gr. I-Siegerin Pearls Galore (Invincible Spirit), doch dafür liess sie Andreas Putsch vom Haras de Saint-Pair nicht gehen. Und auch die einstige Höny-Hoferin Princess Zoe (Jukebox Jury), Gr. I-Siegerin, die eine eigene Rennsportgeschichte geschrieben hat, fand keinen Käufer, bei ihr war bei 300.000gns. Schluß. 

 

Wenig deutsche Aktivitäten

 

Sehr übersichtlich blieb das deutsche Engagement in den vergangenen Tagen in Newmarket. Am Montag kam Jürgen Sartoris No Limit Credit (Night of Thunder) in den Ring, doch die Gr. III-Siegerin und Gr. I-Dritte wurde tragend von Japan für 250.000ns. zurückgekauft. Die von Sea the Moon tragende Enjoy the Life (Medicean), die für die Züchtergemeinschaft Hof Ittlingen/Sebastian Weiss bislang vier Blacktype-Pferde gebracht hat, darunter Enjoy Vijay (Nathaniel) und Enjoy the Moon (Sea the Moon), ging für 90.000gns. an Kelly Equine. Das Gestüt Görlsdorf verkaufte über Marwell Park die vier Jahre alte The Lady (Iffraaj) für 38.000gns. 

Zumindest ein Kauf wurde nach außen hin offensichtlich: Das Gestüt Röttgen verstärkte seine Herde für 60.000gns. mit der sechs Jahre alten Loveheart (Dubawi), einer platziert gelaufenen  Schwester des Gr. I-Siegers und Deckhengstes Sixties Icon (Galileo) mit einigen weiteren prominenten Blacktype-Pferden im weiteren Pedigree. Angeboten vom Lordship Stud kam sie kam tragend von Sea The Moon in den Ring, sie hat bereits zwei Fohlen gebracht, Stuten von Magna Grecia und Sea The Stars.

1gn. = ca. 1,2 Euro

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