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BBAG-Jährlings-Auktion: Rekord eingestellt!

Sea The Sky wenige Momente vor ihrem großen Auftritt: Fünf Minuten später wird sie für 820.000 Euro verkauft. www.galoppfoto.de - Sabine Brose

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 635 vom Freitag, 11.09.2020

Es war in den vergangenen Jahren doch eher selten, dass ein Iffezheimer Salestopper an einen in Deutschland ansässigen Käufer gegangen ist. Das Gestüt Görlsdorf hatte seine finanziellen Erwartungen bei der rechten Schwester von Sea The Moon (Sea The Stars), die mit Sea The Sky bereits einen Namen trägt, schon recht hoch angesetzt, so dass es alles andere als sicher war, dass sie überhaupt einen neuen Besitzer finden würde. Wenn, dann hätte man ihn eher im Ausland vermutet.

Glückliche Gesichter bei den Züchtern und Besitzern Heike Bischoff-Lafrentz und Niko Lafrentz vom Gestüt Görsldorf: 820.000 Euro brachte Sea the Sky (v. Sea The Stars a.d. Sanwa), die Topsellerin der BBAG Jährlings-Auktion ist die rechte Schwester des 2014-er Derbysiegers und Deckhengstes Sea The Moon, und ging in den Besitz des Gestüts Ammerland von Dietrich von Bötticher. Am Führzügel ist Eathan Leonard. www.galoppfoto.deGlückliche Gesichter bei den Züchtern und Besitzern Heike Bischoff-Lafrentz und Niko Lafrentz vom Gestüt Görsldorf: 820.000 Euro brachte Sea the Sky (v. Sea The Stars a.d. Sanwa), die Topsellerin der BBAG Jährlings-Auktion ist die rechte Schwester des 2014-er Derbysiegers und Deckhengstes Sea The Moon, und ging in den Besitz des Gestüts Ammerland von Dietrich von Bötticher. Am Führzügel ist Eathan Leonard. www.galoppfoto.deAm Ende aber wurde das Gestüt Ammerland von Dietrich von Boetticher für 820.000 Euro der Eigner der Stute mit dem so herausragenden Pedigree. Immerhin ist sie die rechte Schwester eines eindrucksvollen Derbysieger und stark gefragten Deckhengstes – was auch diese Auktion zeigte – aus der blaublütigen Familie der Sacarina (Old Vic). Dominique Rauch („so etwas mache ich auch nicht jeden Tag“), Gestütsleiterin von Ammerland, bekam den Zuschlag gegenüber Jürgen Albrecht, der dem Vernehmen nach für André Fabre tätig war. „Herr von Boetticher hatte mich vor zwei Tagen kontaktiert und mich gebeten, ihn anzurufen, wenn die Stute in den Ring kommen würde“, berichtete Rauch, „ihr Pedigree spricht für sich selbst und sie ist zudem ein sehr schönes Modell. Sie geht jetzt erst einmal nach Ammerland und wir werden dann entscheiden, wer sie trainieren wird, John Gosden oder André Fabre.“ So könnte der französische Star-Trainer dann doch noch das Vergnügen haben, die Stute in den Stall zu bekommen. Am Ende ist es natürlich eine langfristige Investition, denn was immer auch auf der Rennbahn passiert: Sie wird als Zuchtstute nach Bayern zurückkehren. Mit dem Preis wurde genau der Rekord des Vorjahres egalisiert, als ebenfalls eine Tochter von Sea The Stars, aus dem Gestüt Brümmerhof, für 820.000 Euro an Godolphin verkauft wurde.

Verständlich, dass sie Heike Bischoff-Lafrentz vom Gestüt Görlsdorf mehr als zufrieden zeigte: „Natürlich gibt man eine solche Stute nur ungern ab, aber wir haben noch zwei Schwestern von ihr, die Mutter trägt von Frankel, also kann man sich auch einmal von einem solchen Pferd trennen, zumal der Preis stimmte.“ Görlsdorf war mit Abstand der beste Verkäufer der Auktion, sechs der acht angebotenen Jährlinge wurden zu einem Schnitt von 211.333 Euro verkauft. Was natürlich auch daran lag, dass Sea The Moon im Moment sehr gefragt ist. Sieben seiner neun Nachkommen wurden zu einem Schnitt von 76.000 Euro verkauft, erzeugt bei einer Decktaxe von 15.000 Pfund. Wie zu hören ist, wird diese aber für 2021 erhöht. Sinnbildlich war der Verkauf der Katalognummer 2: Bei dem Sea The Moon-Sohn Herzbube war bis zur fünften Mutter nicht ein einziges Blacktype-Pferd zu finden, doch handelte es sich um ein herausragendes Individuum, so dass es nicht überraschend war, dass er für 40.000 Euro an Roger Marley verkauft wurde.

Der teuerste Sea The Moon-Sohn im Ring war der einzige Nachkomme der bereits eingegangenen Gr. III-Siegerin Wunder. Der junge Hengst namens Wunderknabe wurde bei 260.000 Euro Matt Coleman zugeschlagen. „Er wird zu Simon und Ed Crisford gehen“, gab Coleman zu Protokoll, „der Käufer ist Shaikh Duaij Al Khalifa, der in diesem Herbst einige Pferde für längere Distanzen kaufen will. Das wird auch bei den künftigen Auktionen der Fall sein.“ Eher günstig war hingegen der Adlerflug-Sohn Wonderful Eagle, ein Bruder von Wonderful Moon (Sea The Moon), an dem Eckhard Sauren einen Anteil hält. Der Kölner Rennvereinspräsident bekam bei 61.000 Euro den Zuschlag.

Sauren ist der Züchter von Ashiana Star (Sea The Stars), Erstling der T. von Zastrow-Stutenpreis (Gr. III)-Siegerin Ashiana (Mastercraftsman). Aufgezogen im Irish National Stud kam sie im Kontingent von Jamie Railton in den Ring. Den Zuschlag erhielt bei 380.000 Euro der Agent Alex Elliott, „für einen englischen Klienten“, wie er betonte, doch hielt sich anschließend hartnäckig das Gerücht, dass es sich um einen Rückkauf handeln und die Stute irgendwann auf der Trainingsliste von Henk Grewe auftauchen würde.

Wie immer mit einem starken Lot war das Gestüt Röttgen vertreten, die Resultate fielen unterschiedlich aus. Die Favoritin bei den Käufern war die aus der großen “D“-Linie stammende Delida (Lope de Vega), eine Schwester u.a. von Degas (Exceed and Excel). Laurent Benoit von der Broadhurst Agency bekam bei 270.000 Euro den Zuschlag. Genauere Angaben über den Käufer wollte er nicht machen, „sie geht nach Frankreich“, stellte er jedoch fest. Eher enttäuschend war hingegen das Resultat bei der Dubawi-Schwester der Derbysieger Windstoß (Shirocco) und Weltstar (Soldier Hollow). Sie war ein Foalsharing, so dass sich Röttgen die so blendend gezogene Stute für 70.000 Euro sicherte. Unterbieter war Trainer Mark Johnston.

Glatte 200.000 Euro erlöste ein vom Gestüt Hof Ittlingen angebotener Fastnet Rock-Sohn aus der Gr. III-Siegerin Daksha. Käufer war Ghislain Bozo von Meridian International, der sich jedoch nicht zu dem künftigen Besitzer äußern würde. „Neue Leute“, sagte er nur, „der Hengst bleibt in Europa.“

David Redvers zählt zwar zu den regelmäßigen Gästen der Auktion, doch ist sein Name nicht immer in der Käuferliste zu finden. Vor zwei Jahren ersteigerte er in Iffezheim die gute Run Wild (Amaron), diesmal wurde er bei Fashion Love (Fastnet Rock) aus dem Angebot des Gestüts Haus Ittlingen fündig. 160.000 Euro kostete die Tochter der Felicity (Inchinor) und Schwester des guten Felician (Motivator), als Käufer fungierte Corntrop Bloodstock, eine Gruppe von Züchtern.

Gemischt fiel die Bilanz des Gestüts Etzean aus, doch bei einem Hengst wurden die Erwartungen voll und ganz erfüllt. Das war Sea Bay (New Bay) aus der Linie des Gr. I-Siegers Sirius (Dashing Blade) und dessen einstiger Trainer Andreas Löwe bekam denn auch bei 155.000 Euro den Zuschlag, wobei er sich gegen viel Opposition aus dem In- und Ausland durchsetzen musste, Jeremy Brummitt war schließlich der Unterbieter. Löwe hatte zwar einige Verständigungsprobleme mit dem neuen Eigner, konnte aber schließlich „Gerd, du hast ihn“ seinem Gesprächspartner Gerd Mosca vom Gestüt Winterhauch ins Handy signalisieren. Ein Trainer wurde für Sea Bay noch nicht präzisiert.

Mit einem quantitativ und qualitativ starken Angebot war Ronald Rauscher nach Iffezheim gereist. Das teuerste Pferd wurde nicht unerwartet eine Lope de Vega-Tochter aus der Listensiegerin Promesse de l’Aube, die sich das mehrfach auch als Käufer auftretende Gestüt Brümmerhof für 110.000 Euro sicherte. Der Stall Salzburg von Hans-Gerd Wernicke, der später aus dem Bestand des Gestüts Röttgen noch eine Reliable Man-Stute und eine The Gurkha-Stute vom Ohlerweiherhof erwarb, kaufte für 85.000 Euro einen Protectionist-Sohn aus der mehrfachen Listensiegerin Peace Society (Protectionist), die eine immer aktuelle Linie der Zucht von Dr. Christoph Berglar repräsentiert. Interessant war sicher auch der Guiliani-Bruder zum aktuellen Derby-Zweiten Torquator Tasso (Adlerflug), den der an diesem Tag mit sieben Zuschlägen investitionsfreudige Holger Renz für 38.000 Euro ersteigerte. Für einen Guiliani-Sohn war es sicher ein guter Preis, seinen Namen Tijuan Hilleshage wird er aber bestimmt gegen eine „kölsche“ Bezeichnung eintauschen müssen.

Noch einmal sechsstellig wurde es bei einem Angebot des Gestüts Wittekindshof, einer Reliable Man-Tochter der Listensiegerin La Dynamite (Dylan Thomas). Rüdiger Alles sicherte sie sich für 100.000 Euro im Auftrag des Stalles Grafenberg von Albrecht Woeste, sie wird eine Box bei Waldemar Hickst beziehen. Drei Stuten erwarb die IVA-Alles für den Vizepräsidenten des Düsseldorfer Reiter- und Rennvereins, noch eine Ittlinger Adlerflug-Tochter und eine Soldier Hollow-Stute aus dem Park Wiedinger Angebot.

Der einzige deutsche Hengst, der mit seinem ersten Jahrgang in Iffezheim vertreten war, war der in Karlshof aktive Counterattack. Er hatte einige durchaus attraktive Modelle im Ring, von denen der Zargun (Rock of Gibraltar)-Bruder Zapata mit 61.000 Euro den höchsten Zuschlag erhielt. Den Kaufzettel unterschrieb Holger Faust von der HFTB Racing Agency.

Im gehobenen Mittelmarkt verkaufte die Stiftung Gestüt Fährhof diesmal ihre Jährlinge, wobei zwei Stuten mit jeweils 70.000 Euro den Höchstpreis erzielten. Thomas Jander, auf dessen Namen sechs Jährlinge gekauft wurden, erwarb eine früh aussehende Exceed and Excel-Tochter aus der Quilita (Lomitas), an das Gestüt Brümmerhof ging eine aus dem ersten Jahrgang von Almanzor stammende Tochter der guten Rennstute Amona (Aussie Rules).

Am Ende zog die BBAG ein durchaus positives Fazit. „Unter den gegebenen Umständen waren wir froh, dass wir die Auktion überhaupt durchführen konnten“, kommentierte Geschäftsführer Klaus Eulenberger, „unser Konzept, auch mit dem Bietemöglichkeiten im Außenbereich, ist voll aufgegangen. Käufer und Verkäufer haben uns bestmöglich unterstützt, es war sehr wichtig und sicher auch ermunternd für die gesamte Branche, dass wir ein durchaus zufriedenstellendes Ergebnis erzielt haben.“

Es war vornherein klar, dass das Rekordergebnis des Vorjahres nicht erreicht werden konnte und so mancher Anbieter dürfte das Gelände doch etwas enttäuscht verlassen haben. Doch ist der Maßstab eher das Jahr 2018, in dem die relevanten Zahlen unter den jetzigen lagen. Der Schnitt pro Zuschlag lag diesmal bei 41.373 Euro, die Verkaufsrate bei 66,53%. Von 236 Lots wurden immerhin 157 verkauft. Alle weiteren Resultate sind unter www.bbag-sales.de nachzulesen. 

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