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Punchestown 2016: Douvan, Mags u.a.

Ein weiterer Star für Ruby Walsh und Willie Mullins: Vroum Vroum Mag. www.galoppfoto - Jim Clark

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 416 vom Donnerstag, 05.05.2016

Der Rennsport in Irland ist rau, aber herzlich. Wie das Wetter, möchte man anmerken, nur das beim diesjährigen Punchestown-Festival das „herzlich" leider ganz ausfiel. Auch wäre es übertrieben zu behaupten, dass in Irland ein einziger Tag alle Jahreszeiten bietet, Frühling und Sommer waren definitiv nicht im Angebot. Doch mit rund 115.000 Zuschauern trotzten so viele Menschen wie nie den widrigen Bedingungen, alleine am Samstag stellte man mit rund 30.000 Zuschauern einen neuen Rekord auf.

Als Belohnung gab es eine Galerie von Spitzenpferden zu sehen, jedoch  nicht  unbedingt die Hauptsache eines jeden Besuchers. „Warum willst Du Dir denn Pferde angucken?“ fragte ein junger Mann seine Begleiterin ungläubig – „Weil wir deswegen verdammt noch einmal hergekommen sind“ war die unwirsche Antwort. Der famosen Stimmung auf der Bahn konnten somit weder Wetter noch Pferde einen Abbruch tun;  das Guinness floss in Strömen, die Wetten liefen, oder eben nicht.

Im Allgemeinen sind irische Rennbahnen nicht unbedingt für ihre vornehmen Facilitäten bekannt, und wenn auch die Wände der Rennbahn von Punchestown ein recht junger Sean Connery und ein extrem jugendlicher Ruby Walsh (ohne  graues Haar!) schmücken, so sind Tribünen und Snack-Bars in gutem Zustand und bieten einen wirklich angenehmen Rahmen; es gibt auch hier inzwischen einen Lady´s Day und einen Kleider-Wettbewerb (den die Verfasserin dieser Zeilen leider nicht gewinnen konnte). 

Leichte Bekleidung war daher für viele Damen ein Muss, aber wenn es ein Douvan nicht schafft, den Massen einzuheizen, dann sind sowieso Hopfen und Malz verloren. Mit spielersicher Leichtigkeit schaffte der französisch gezogene Walk in the Park-Sohn, „natürlich“ von Willie Mullins für Rich Ricci trainiert, nach Cheltenham und Aintree seinen dritten Festival-Erfolg in Folge; im Führring recht eigenwillig, war er „poetry in motion“ auf der Rennbahn, ein atemberaubendes Springpferd, welches aber auch jede Reise wert ist. Und wer möchte mit der Racing Post argumentieren, die ihn als das potentiell „beste Pferd aller Zeiten“ betitelte?  Ungläubiges Schweigen machte sich nach der Siegerehrung breit, als Willie Mullins, scheinbar nur halb scherzhaft, für die nächste Saison die Möglichkeit der Gold Cup-Route andeutete. Bis dahin fließt natürlich noch etwas Wasser den Shannon herunter.

Nach dem Ausfall von Annie Power, die sich dem Vernehmen nach von den Cheltenham-Aintree-Strapazen nicht wie gewünscht erholt hatte (die geschlagenen Favoriten der ersten Tage werden bei dieser Entscheidung ihr Übriges getan haben), trat am Freitag erneut „Super-Sub“, die Super-Ersatzfrau Vroum Vroum Mag auf dem Plan, „wir hatten schon nach ihrer Cheltenham-Abschlussarbeit die Sorge, dass wir [mit Annie Power] die falsche Stute für die Champion Hurdle nachgenannte hatten,“ bekannte Mullins nach dem Erfolg von „Mags“ im „Punchestowner“ Äquivalent. Wie ihr Stall- und Trainingsgefährte Douvan ist auch Mags für Willie Mullins (in nunmehr 10 Rennen) ungeschlagen, und auch hier ist sich der Trainer nach wie vor nicht sicher, welche Route er nun wählen solle. Hürden und Jagdsprünge, lange und kurze Distanzen, alles scheint spielerisch für die mächtige Stute, die unbeeindruckt und beinahe schläfrig durch den Führring schlurft und erst auf der Rennbahn so richtig aufwacht. Es ist ganz einfach ihre Natur, immer nur das aller notwendigste zu tun, aber ihr Sieg über Identity Thief und My Tent or Yours ist ultra-solide Form, die ihr alle Möglichkeiten offen lässt. 

Zusammen mit Jer´s Girl (T:Gavin Cromwell B: JP McManus) und Apple´s Jade (T:Willie Mullins, B: Gigginstown Stud; „das beste junge Pferd, das ich je trainiert habe“) machte sie die Riege der vierbeinigen Star-Ladies des Meetings komplett;  sie alle eine famose Werbung für Stuten im Hindernissport, wie natürlich auch die aus deutschen Linien stammende Whiteout, die in der Mares Champion Hurdle ihre Trainingsgefährtin (und Favoritin des Rennens) Limini (Willie Mullins, wer sonst? ) überraschend deutlich besiegte.  Nach der einzigartigen Quevega hat Willie Mullins damit eine verwirrende Vielzahl hochtaltentierter Stuten im Stall,  die es neben den Herren der Schöpfung erneut schaffen sollten, der nächsten Saison ihren ganz eigenen Stempel aufzudrücken.

Zwischen hochklassigen Gruppe-Rennen und hart umkämpften Handicaps kommen auch die heimlichen Favoriten des Publikums, die Hunter Chaser, in Punchestown nicht zu kurz, und ein Pferd dieser Sphäre ist nun selber eine Art Star:  On the Fringe, der das einzigartige Kunststück fertigbrachte, zum zweiten Mal in Folge bei den drei bereits erwähnten Festivals zu gewinnen. Nun mögen Hunter Chaser nicht den Appeal eines Kauto Star oder eben Douvan haben, aber wenn ein gestandenen Trainer wie Enda Bolger in Tränen auflöst im Führring steht, und ein freudestrahlender JP McManus ihm im in den Armen liegt, dann ahnt man, wie viel diese alten Haudegen ihrem Team bedeuten, und wie bedeutsam der Erfolg eines jeden Pferdes bei einem großen Festival ist. Das nicht unbedingt über-sentimentale irische Publikum bereitete dem 11jährigen  Exit To Nowhere–Sohn einen lautstarken Empfang,  Reiterin Nina Carberry strahlte bis über beide Ohren: “You´ve just made history,“ rief sie Enda Bolger immer wieder zu, während sich On the Fringe bereitwillig von seinen Fans abklopfen ließ.

Neben Ruby Walsh als erfolgreichstem Jockey und Gigginstown Stud als erfolgreichstem Besitzer wurde Willie Mullins natürlich irischer Champion-Trainer (ganz zu schweigen von seinem Erfolg als Meetingschampion 2016), und doch wird es ein vierter Platz gewesen sein, der den immer gefasst wirkenden Mullins sicher ebenso wie all die herausragenden Siege berührt haben wird: der 15jährige Uncle Junior („er gehört praktisch zur Familie“)  betrat zum letzen Mal in seiner aktiven Karriere ein Rennbahn und versuchte, seinen bemerkenswerten Erfolg im La Touche –Cup (Cross Country Rennen) des Vorjahres zu wiederholen. Dies gelang den alten Beinen nicht ganz, „ er trug mich einfach zu Anfang nicht so fließend“, bekannte sein Stamm-Jockey Patrick Mullins – doch gab sich der Wallach nie wirklich geschlagen und durfte nach dem Rennen stolz seine eigens angefertigte „Ruhestand-Decke“ zu einer Ehrenrunde im Führring tragen.

Nicht unerwähnt bleiben darf hier auch der Erfolg eines Pferdes namens Shin a Vee. Der nun 13jährige Wallach gewann ein extrem kurioses Rennen, die KFM Hunter-Chase, zum dritten Mal, bei seinem überhaupt nur 11.Start in einem regulären Rennen. Der Ausschreibung nach dürfen nur Pferde genannt werden, deren Besitzer Landwirte in der Grafschaft Kildare sind;  Söhne und Töchter von Farmern, die auf dem Bauernhof helfen und keiner anderen Arbeit nachgegen, so für die Ausschreibung des Rennens weiter aus, dürfen ebenfalls ihre Pferde nennen. Somit ist Shin A Vee ein echter Lokalmatador, die Titelverteidigung im nächsten Jahr ist für den dann 14jährigen Fuchs fest eingeplant.

Es ist diese Mischung, die den Hindernissport im Allgemeinen und das Punchestown Festival im Besonderen zu einem so bewegenden Sport machen. Wenn das nicht Grund genug ist, Punchestown 2017 fest in den Terminplan mit aufzunehmen…

Catrin Nack

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