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Post aus Prag: Das Wochenende der großen Stuten

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 480 vom Donnerstag, 10.08.2017

Im Ungarischen Derby war sie am schlechtem Rennverlauf gescheitert und belegte nach großer Aufholjagd von letzter Position den zweiten Platz. Diesmal hatte die beste ungarische Stute Messerschmitt (Category Five) mehr Glück und holte sich ohne größere Probleme das als Magyar Kancadíj (Gd2, 2400 m, cca 12 000 Euro) gelaufene Oaks. Die Reiterin Csenge Suták steuerte Messerschmitt diesmal weniger defensiv und ging an dritter Position hinter der führenden American Dreaming (Montmartre) und Bíborhajnal (Fairlypi). Im strömenden Regen sah es eine Weile so aus, als ob American Dreaming ihre Position verteidigen könnte, aber Anfangs der Zielgeraden kam Messerschmitt groß angezogen und siegte schließlich sicher um 1 1/2 Längen vor Liberty Love (Falco). Hinter der dritten American Dreaming kam die aus der ungarischen Zucht stammende Celeburdi ins Ziel, Fünfte wurde die vom Stall 5-Stars gezüchtete Bubi Pata (It’s Gino).

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Die Siegerin wurde von ihrem Trainer Károly Korona in Vác gezogen und befindet sich im Familienbesitz. Zweijährig siegte in drei von ihren fünf Starts inklusive des beachteten Magyar Kétévesek Nagydíja. In den großen Rennen der aktuellen Saison sammelte sie aber nur Platzierungen, im Derby und im klassischen Hazafi Díj war sie Zweite. Sie ist eine Tochter des von Albert Klimscha nach Ungarn geholten Category Five (Hurricane Run), der in Budapest vier Rennen inklusive des Szent István Díj gewonnen hatte und jetzt seinen ersten Jahrgang auf der Rennbahn hat. Die Mutter Millenium (Satin Stone) war auf Sprintdistanzen siegreich, die Familie wurde in Ungarn durch die zweite Mutter Miss Riviera Star (Generous) gegründet.

Keine guten Nachrichten kommen derzeit aus Polen. Wie das Portal Polishturf.com berichtete, hat sich der einstige Derbysieger und Steherstar Caccini (American Post) einen Sehnenschaden zugezogen und laut Trainer Adam Wyrzyk kommt ein eventuelles Comeback nicht früher als im Herbst 2018 oder sogar 2019 in Frage. Unter diesen Umständen denkt das Umfeld von Caccini über das Karriereende nach, eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen. Der Hengst, letztes Jahr Fünfter im Großen Preis von Berlin, griff in der aktuellen Saison zweimal ins deutsche Renngeschehen ein, im Altano-Rennen war er zweiter und im stark besetzten Oleander-Rennen Achter. Auch der zweite polnische Superstar, mit dem man über das Prix de l’Arc de Triomphe und andere internationale Rennen geträumt hatte, hat inzwischen einen Klinikaufenthalt hinter sich und wird dieses Jahr wahrscheinlich nicht mehr auf den Ablauf kommen. Va Bank (Archipenko) befindet sich derzeit im Gestüt Fährhof und soll später zu Andreas Wöhler ins Training kommen, sagte der Mitbesitzer des Hengstes Barry Irwin vom Team Valor dem Portal Polishturf.com.

In Karlsbad wurde zum neunten Mal der Große Preis der BBAG (1600 m, ca. 5300 Euro) gelaufen. Wie schon in den letzten Jahren kam wieder nur ein bescheidenes Feld von vier Pferden zusammen und am Ende sah man einen leichten Sieg des dreijährigen Duke Of Darhorse (Duke Of Marmalade), der im Katalog der letztjährigen Frühjahrsauktion war und eine Nennung für das Tschechische Derby besaß. 4 1/2 Längen hinter dem Fuchs des Stalles DAR belegte der im Gestüt Küssaburg geborene Hello Hobby (Intense Focus) den zweiten Platz, dahinter gab es ein totes Rennen zwischen dem im Gestüt Hofgut Heymann geborenen Fantasticadventure (Poseidon Adventure) und der Ex-Westerberger Kobi (Toylsome). Weitere BBAG-Rennen in Osteuropa gibt es am 10. September in Budapest (1400 m, ca. 4.400 Euro) und am 15. Oktober in Bratislava (Zweijährige, 1400 m, 10 000 Euro).

Die größte Leistung des Wochenendes sah man allerdings im traditionsreichen Preis der Stadt Karlsbad – Josef Dolejsí-Memorial (2000 m, ca. 5.400 Euro), wo die vierjährige Venillia (Rosensturm) mit Milan Zatloukal allen davonlief. Für die vom Stall Orling selbstgezogene und von Martina Ruzicková trainierte Schimmelstute war es der sechste Sieg von zehn Starts und der mit Abstand kostbarste, denn im geschlagenen Feld landeten mit Aldar (New Approach) und Sir Sun (Power) zwei klassische Sieger. Der Richterspruch lautete „leicht 5“, die Zeit 2:04,01 ist ein neuer Karlsbader Bahnrekord.

Der Vater der Siegerin, der Monsun-Sohn Rosensturm, bestritt in seiner kurzen Karriere nur vier Rennen, wurde aber nur bei seinem Debüt geschlagen und siegte unter anderem im Slowakischen 2000 Guineas. Die Mutter Vinnah war im tschechischen 1000 Guineas erfolgreich. Venillia gehört zu der alten und in Tschechien noch immer sehr populären und stark vertretenen Familie Fieldmistress, die nach dem ersten Weltkrieg im Gestüt Napajedla gegründet wurde. Die Besitzerin des Stalles Orling Katerina Dusková züchtet fast ausschließlich mit Stuten aus dieser Familie, ausschlaggebend dafür war vor zwanzig Jahren die 3. Mutter von Venillia, die zweite aus der Großen Pardubitzer 1995 Vinny (Rookery Hill).

Martin Cáp, Prag

 

 

 

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