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Post aus Prag: Eine weiße Derbysiegerin von Jukebox Jury

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 477 vom Donnerstag, 20.07.2017

Große Storys, enorme Emotionen und ab und zu eine dicke Überraschung, das alles sind Sachen, die jedes Derby sozusagen in seiner DNA hat. Dieses Jahr scheint aber die Derby-Saison in Europa besonders episch zu sein und das 25. Slowakische Derby (2400 m, 64.000 Euro) war in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Im Vorfeld sprach man in Bratislava über ein sehr offenes Derby, aber am Ende sah man ein großes Solo der im Gestüt Hachtsee geborenen Zoriana (Jukebox Jury) unter Jockey Stefan Budovic. Die für 7.000 Euro auf der Oktober-BBAG-Auktion gekaufte Schimmelstute ging in der ersten Hälfte des Rennens auf der dritten Position, im letzten Bogen übernahm sie die Spitze und kam mit drei Längen Vorsprung vor Gaston (Youmzain) und Aeneas (Galileo) leicht nach Hause. Der von Ralf Rohne gezogene Oroblanco (Jukebox Jury) wurde Vierter. Erst zum fünften Mal in der Geschichte gab es einen Heimsieg eines slowakischen Stalles.

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Man kann die Siegerin nicht unbedingt als Außenseiterin bezeichnen. Letztes Jahr gewann sie in leichter Manier den Preis der Winterkönigin, obwohl Budovic den Großteil des Rennens ohne Steigbügel geritten ist. Im Frühling hatte sie mit Gesundheitsproblemen zu kämpfen, war Zweite im slowakischen 1000 Guineas und beim Turf Gala-Meeting. Seitdem hat sie ihre Trainerin Zuzana Kubovicová mit Geduld auf das Derby vorbereitet. „Wenn ich ihr das Derby nicht zugetraut hätte, würde ich sie in ein anderes Rennen schicken,“ sagte Kubovicová zu den etwas überraschten Medien. „Sie hat uns endlich gezeigt, was in ihr steckt. Im Training und im Stall ist sie schon etwas kompliziert. Der tägliche Umgang mit ihr ist nicht leicht, aber wir wussten schon immer, dass es eine enorm gute Stute ist.“

Für die unweit von Bratislava wirkende Kubovicová ist es bereits der dritte Derbysieg in der Slowakei nach dem im Gestüt Paschberg geborenen Teddy Ready (Orpen) und dem aus dem Gestüt Sommerberg stammenden Innovator (Refuse To Bend). Außerdem hatte sie mit einer anderen Schimmelstute, Shamal Sally (E Dubai), das ungarische Derby gewonnen. Lange Jahre trainierte Kubovicová Pferde der größten slowakischen Rennställe, die regelmäßig auf den BBAG-Auktionen aktiv waren. In den letzten Jahren musste sie aber mit einem starken Rückgang von Besitzern und Pferden kämpfen, was wesentliche Auswirkungen auf ihre Stallform hatte. Mit Zoriana scheinen wieder bessere Zeiten zu kommen.

Interessant sind auch die weiteren Personalien des Siegerteams. Der Besitzer PD Senica war bereits vor der Wende im Rennsport aktiv und heute handelt es sich um die letzte landwirtschaftliche Genossenschaft im Lande, die noch Rennpferde besitzt. 1992 waren die Farben von Senica dank Quirinus (Hugben) in der Großen Pardubitzer erfolgreich, einige Jahre später hatte man mit Czas (Graf) sogar ein Pferd des Jahres. In der jüngeren Vergangenheit war man vor allem mit eigenen Zuchtprodukten aktiv, zum Beispiel Boschka (Global Player) gehörte zu den wenigen Pferden, die auf eine halbe Länge an einen Overdose gekommen sind. Einmal im Jahr veranstaltet Senica auf seiner Trainierbahn den populären Sommer-Renntag. Einen Derbysieger hatte man dort noch nie gezeigt.

Unter den älteren Stehern entwickelt sich zu einem großen Namen der 5-jährige Oriental Sky (Tiger Hill). Der im Gestüt Auenquelle geborene Halbbruder der zweiten im Diana Trial (Gr.2) Oriental Lady (Doyen) und des im diesjährigen Deutschen Derby gelaufenen Oriental Khan (Campanologist) konnte zwar vor zwei Jahren das slowakische St. Leger gewinnen und war Zweiter im tschechischen Derby, hatte später aber eine längere Gesundheitspause. Dieses Jahr meldet er sich als Schützling des trainierenden Jockeys Jaroslav Línek eindrucksvoll zurück. Nachdem er Anfang Juni lange um den Sieg im Großen Preis der Slowakei mit dem Steherstar Intisari (Intikhab) gekämpft hatte, konnte er letzte Woche diesen im slowakischen Goldpokal (2600 m, 13 000 Euro) leicht um 2 1/2 Längen schlagen. Der von Westminster Racehorses gezogene Intisari wurde zum erstenmal in Osteuropa geschlagen, dritter wurde sein Stallkollege und Sieger des Prager Goldpokals Always On Sunday (Sunday Break).

Im restlichen Rahmenprogramm des Derbys gab es auch einen österreichischen Sieg, als der von Ziva Prunk vorbereitete Pretorian (Sakhee’s Secret)  unter Bauyrzhan Murzabayev im Sprintrennen über 1000 Meter erfolgreich war. Das Stutenrennen ging an die Ungarin Akvamarin (Soldier Of Fortune), in der Bratislava Meile (1600 m, 13 000 m) glänzte Start-Ziel der einstige spanische Winterfavorit Ideal Approach (Bushranger) aus dem tschechischen Stall Lokotrans, für den es bereits der zweite bedeutende Meilensieg in der aktuellen Saison war.

Martin Cáp, Prag

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