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Post aus Prag - Warschauer Triple Crown-Sieger geschlagen

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 538 vom Freitag, 05.10.2018

Es sind bereits elf Jahre vergangen, seitdem das bedeutendste polnische Rennen der zweiten Saisonhälfte Wielka Warszawska (2600 m) zum letzten Mal ins Ausland entführt wurde. Damals war der Schwede Equip Hill (Homme d’Honneur) erfolgreich. 1999 und 2002 gab es mit Vishnu (Shareef Dancer) und Caitano (Niniski) sogar zwei deutsche Sieger, in den letzten Jahren ist es aber um das mit umgerechnet 51.000 Euro dotierte Rennen international ruhiger geworden und sein Reiz bestand vor allem in der Tatsache, dass es alle großen polnischen Stars der letzten Zeit wie Va Bank, Caccini oder Intens als Sprungbrett vor eventuellen ausländischen Starts nutzten. Auch am vergangenen Sonntag waren die Warschauer nach der Streichung des Tschechen Autor (Authorized) unter sich.

Diesmal war der große Favorit der neue Triple Crown-Sieger Fabulous Las Vegas (Air Chief Marshal). Der  Star des Stalles Tracja kassierte allerdings eine überraschende Niederlage, als er in der Zielgerade nicht an Santa Klara (So You Think) vorbeikommen konnte und auf den letzten 200 Metern kam dann mit großem Speed noch eine weitere dreijährige Stut,e Rain And Sun (Zambezi Sun), die unter Anton Turgaev mit einer halben Länge siegte. Hinter der vom ehemaligen Spitzenjockey Janusz Kozlowski trainierten Siegerin wurde Santa Klara Zweite und Fabulous Las Vegas folgte auf dem dritten Platz mit einem weiteren Abstand von 1 1/2 Längen. Die ersten drei Plätze belegten somit die Vertreter des klassischen Jahrganges, als bestes älteres Pferd kam die vierte Height Of Beauty (Youmzain) ins Ziel.

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Auch das Meilenhighlight Nagroda Mosznej (1600 m, ca 12.200 Euro) ging an die Dreijährigen. Der entscheidende Moment kam 500 Meter vor dem Ziel, als Michal Abík auf Xavery (Planteur) eine Lücke fand und leicht nach Hause kam. Der zweite Kokshe (Windsor Knot) konnte zwar auf den letzten Metern viel Boden gut machen, kam aber für den Sieg nie in Frage, den dritten Platz holte sich die vom Stall Tracja selbstgezogene Incepcja (Le Havre). (Rennfilm:

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Unter den Zweijährigen im Nagroda Ministra Rolnictwa i Rozwoju Wsi (1400 m, cca 13 400 Euro) sah es lange nach einem nicht oft gesehenen Erfolg eines ungarischen Pferdes in Warschau aus, als der von Gábor Maronka trainierte Dante’s Peak (Harbour Watch) in der Zielgerade alles unter Kontrolle zu haben schien, aber auf den letzten Metern wurde er doch noch von Ophelia’s Aidan (Camacho) mit Alexander Reznikov abgefangen.

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Neues gibt es aus Budapest zu berichten, das wir in der letzten Woche etwas vernachlässigt haben. Die 1000 Guineas-Siegerin Medyna (Masterstroke) aus dem Stall Álmodó Tanácsadó feierte einen bemerkenswerten Erfolg, als sie unter Petr Foret im Gróf Széchenyi István Emlékverseny (2000 m, ca. 9.200 Euro) siegte. Der tschechische Jockey lies Medyna lange auf der letzten Position galoppierten, auf der Gegengerade sogar einige Längen hinter dem Felde, verbesserte sich erst Anfang der Zielgerade die Position und löste sich dann leicht um 5 Längen. Den zweiten Platz konnte die tapfere Bíborhajnal (Fairlypi) behaupten, die vom Stall 5-Stars gezogene Bubi Pata (It’s Gino) kam noch auf den dritten Platz.

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Zwei Platzierungen in gut besetzten Sprintrennen im Laufe von einer Woche schaffte der von Pierre Diemling gezogene Freeman (Areion). Der in den österreichischen Farben vom Stall Liberty Leaf laufende Vierjährige war mit Milos Stanarevic guter Zweiter im In Memoriam Emlékfutam (1200 m, ca. 2.800 Euro) und am vergangenen Sonntag Dritter im Báró Wesselényi Miklós Emlékverseny (1100 m, ca. 4.600 Euro). Mit einem zweiten Platz im letzteren Rennen festigte die dreijährige Night For Overdose das Renommee des ersten Top-Nachkommen von Overdose, auch wenn sie sich diesmal knapp der um ein Jahr älteren Power Of Angel (Tagula) geschlagen geben musste.

Allmählich kommt die Zeit von diversen Winterfavoriten und Winterköniginnen. Zur ungarischen Winterkönigin ist die im Besitz von András Virág stehende Golden Sea (Born To Sea) aufgestiegen. Mit Stanislav Georgiev im Sattel sorgte sie im Gróf Károlyi Gyula Emlékverseny (1300 m, ca. 6.100 Euro) für ein spektakuläres Rennen, als sie nach dem Start auf die Spitze ging und sich schnell vom Feld verabschiedete. Im Ziel hatte sie einen Vorsprung von 12 Längen vor der zweiten Crushing Power (Foxwedge) und Sagana (Camill). (Rennfilm:

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Auch der tschechische Preis der Winterkönigin (1600 m, ca. 21.300 Euro) hatte eine souveräne Siegerin, auch wenn mit einem kleineren Vorsprung. Die vom Chef der tschechischen Agrarkammer selbstgezogene Dark Absolu (Pouvoir Absolu) konnte mit Bauyrzhan Murzabayev in der Schlussphase den Angriff der vom Präsidenten des Jockey Clubs gezüchteten Astoria (Silver Frost) und der Favoritin Falcon Baby (Sir Percy) abwehren. Vier von den ersten fünf Stuten im Ziel waren Schimmel.

Wie wir auf einem anderen Platz berichten, ging der Sieg im Gran Premio Merano nach Frankreich. Die großen tschechischen Hindernisställe feierten allerdings mehrere große Erfolge im Rahmenprogramm. Im Gran Corsa Siepi Di Merano (Gd1, 4000 m, 70.000 Euro) siegte der siebenjährige Aztek (Moonjaz) mit Jirí Kousek aus der ostböhmischen Zucht von Frantisek Vocásek, wo bereits Azteks Mutter Apaska (Scater) geboren wurde. Die Familie kam in die damalige Tschechoslowakei in den 70ern aus der UDSSR mit Aprobacija (Prognoz), Aztek ist mit seiner Gewinnsumme von 2,5 Millionen Kronen und großen Siegen sowohl in Flachrennen als auch über Hindernisse der derzeit erfolgreichste Nachkomme. 

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Im zum Crystal Cup zählenden Premio Delle Nazioni – Memorial Marco Rocca (Gd2, 6000 m, 40 000 Euro) war für die Tschechen All About Cossio (Cossio) mit Marcel Novák erfolgreich, mit einem Gd2-Sieg über Hürden machte auf sich der vierjährige Stuke (Jukebox Jury) aus der eigenen Zucht des mährischen Stalles K-K Metal aufmerksam. Er ist der bisher beste Sohn der Spitzenmeilerin Stigma (House Rules).

 10 000 Rennen

Ein schönes Jubiläum feierte am Mittwoch in Hoppegarten der langjährige Freund und Mitarbeiter der „Post aus Prag“ Václav Volf. Der in Mähren stationierte Fotograf, dessen Aktionsradius von Tschechien und der Slowakei bis zu Ungarn und Polen liegt, knipste im 28. Jahr seiner Tätigkeit sein 10 000. Rennen. Seine Jubiläumssieger waren keine geringeren als Va Bank und Eduardo Pedroza im Preis der Deutschen Einheit.

Martin Cáp, Prag

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