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Post aus Prag - Va Bank setzt Siegesserie fort

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 429 vom Donnerstag, 04.08.2016

Für Jockey Martin Srnec war es eine Art Déja-vu. Vor sechs Jahren gewann er auf der Warschauer Rennbahn Sluzewiec das Polnische Derby und die Oaks mit der Klassestute Infamia (Tempelwächter) aus der Zucht des Gestütes Jaroszówka. Letzten Sonntag holte er das Warschauer Oaks, das in Polen als Nagroda Liry gelaufen wird, mit ihrer Tochter Iron Belle (Belenus). Die aus der eigenen Zucht des Ehepaars Joanna und Robert Traka stammende Stute aus dem Training von Krzysztof Ziemianski siegte vorher bereits in einem gut besetzten Rennen über 2200 Meter. In der Zielgeraden hatte sie keine größeren Probleme Francaise (Soldier Of Fortune) und Silvera (Sinndar) auf die Plätze zu verweisen.

 „Sie wird sich noch weiter steigern. Sie hat von der Mutter genügend Klasse und Stehvermögen geerbt", stellte Srnec fest. Wieder einmal stammt ein klassischer Sieger in Polen von der erprobten Kombination eines deutschen Hengstes und einer einheimischen Mutterlinie ab. Iron Belle gehört zum letzten Jahrgang des 2012 abgetretenen Derbysiegers Belenus. Die Mutter Infamia gehört zur erfolgreichen Familie der Siegerin des Österreichischen Stutenpreises 1911 Lira (Sac A Papier) aus der Zucht des Prinzen Lubomirski, nach der das Oaks benannt ist und deren Blut seit fast 100 Jahren in mehreren polnischen Gestüten erhalten bleibt.

Am selben Tag ging in Warschau eine bemerkenswerte Siegesserie weiter. Das amtierende Pferd des Jahres und letztjähriger Tripple-Crown Sieger Va Bank (Archipenko) bleibt auch nach seinem 11. Karrierestart ungeschlagen. Diesmal gewann der vierjährige Hengst mit Jockey Marek Brezina im Handgalopp das lokale Listenrennen Nagroda Kozienic über 2000 Meter. Der zweite Newerly (Jape) folgte mit 4 1/2 Rennen Abstand, dritter wurde der dreijährige Langfuhr (Soldier Of Fortune). Das Rennvideo (https://www.youtube.com/watch?v=TVatrrPe9d0) ist besonders in Zeiten der intensiven Diskussion über den Peitscheneinsatz vom Interesse. Es zeigt einen sehr lange wartenden Brezina, der mit dem Favoriten noch Eingangs der Zielgeraden an letzter Position ging. Wenig später fand er eine Lücke und als er 300 Meter vor dem Ziel neben den führenden Pferden auftauchte, saß der Tscheche noch immer ohne sich zu bewegen. Va Bank hatte das Rennen längst unter Kontrolle, als sich Brezina zum Schlusss doch noch rührte und kurz mit den Händen ritt, mehr war da nicht nötig. Baden-Baden könnte das nächste Ziel für Va Bank sein, er hat eine Nennung für den Preis der Sparkassen Finanzgruppe (Gr. III) bekommen. 

In der Slowakei und Ungarn gab es am letzten Wochenende einige Siege von deutsch gezogenen Pferden. In Bratislava gewannen sie die beiden als Agl. II ausgetragenen Hauptrennen. Der 5-jährige Schimmel  Star (Sternkönig) aus der Görlsdorfer Zucht schlug in den Farben des Stalles MPL mehrere gute Pferde wie Estinaad, Mini Wells oder King Of Marmalade und empfiehl sich auf der Distanz 2000 m vielleicht auch für die eine oder andere bessere Aufgabe. Im 1200 Meter langen Sprint setzte sich die von Ursula Herberts gezüchtete dreijährige Miss Trout (Areion) mit Jaroslav Línek durch und im Zweijährigen-Rennen war der aus dem Gestüt Lindenhof stammende Voodoo Master (Liquido) vorne.

Einen seltenen Anblick gab es im Budapester Kisbéri Díj (2000 m), wo fünf von den sechs Startern aus Deutschland stammen und diese machten den Einlauf unter sich aus. Mit Rhodesien Storm (Intendant) war einmal mehr in dieser ungarischen Saison die Zucht von Sigrun Menge erfolgreich, 3/4 Längen hinter dem Schützling des Formtrainers Gábor Maronka wurde der Veteran Urgestein (Goofalik) Zweiter und Akaba (Kallisto) Dritter.

Etwas ähnliches wird man diesen Sonntag in Karlsbad sehen, wo mit der 7. Velká cena BBAG (1600 m, ca. 5000 Euro) das tschechische Auktionsrennen der BBAG gelaufen wird. Vier von den sieben Startern gehören dem Stall Lokotrans des Besitzers Karel Jalový, unter ihnen der letztes Jahr zweimal in Deutschland siegreiche Jarahi (Lope De Vega). Ein Rennen der ersten Leistungskategorie konnten bisher nur die im Gestüt Westerberg geborene Kobi (Toylsome) und der Slowake Donatelli (Distant Music) gewinnen, Rumpl Cimpr Campr (Makfi) war Siebter im Tschechischen Derby.

In der Mitte des Sommers ist das Programm auf den Rennbahnen im Osten relativ übersichtlich. Das hat seine historischen Gründe – vor der Wende wurden im Juli und später im August die damaligen Internationalen Meetings der sozialistischen Staaten ausgetragen, eine Art „Breeders‘ Cup des Ostblocks“, die jedes Jahr in einer anderen Hauptstadt der Länder des Warschauer Paktes stattfanden. Das letzte Meeting wurde im Sommer 1989 in Hoppegarten gelaufen, das „Sommerloch“ ist aber aus verschiedenen Gründen geblieben und große Rennen für 3-jährige und ältere Pferde haben in Tschechien, der Slowakei oder Ungarn traditionell erst im Herbst ihren Platz. Für die besten Pferde aus diesen Ländern scheinen somit Sommerstarts im Ausland eine optimale Variante zu sein, was man gut auf den Nennungen des Berliner Grand-Prix Meetings sehen kann.

Martin Cáp, Prag

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