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Post aus Prag - spätes Derby in Österreich

Medici holt sich unter Piotr Krowicki das Österreichische Derby. Foto: Aroc

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 434 vom Donnerstag, 08.09.2016

Österreichisches Derby im September – solch einen späten Termin hatte das Wiener Blaue Band nur kurz nach den beiden Weltkriegen. Die jetzige Situation des Rennsports in Österreich ist aber bekanntlich alles andere als leicht und der Höhepunkt der Saison war letzten Sonntag eines von nur vier Galopprennen, die in Ebreichsdorf auf dem Programm waren. Den Sieg im „Frank Stronach – Austrian Derby“ (2200 m, 15.000 Euro) holte wieder einmal ein Pferd mit deutschem Background. Medici (Curlin) gewann noch im Frühjahr zwei Rennen in Neuss und Dresden für J.M.B O’Connor. Nach dem siebten Platz im Bremer swb-Derby Trial wechselte er von Trainer Andreas Wöhler in die Slowakei zu Jaroslav Hanácek. Das Derby in Ebreichsdorf lief er bereits für slowakische Interessen in den Farben von MPL Racing. Unter Piotr Krowicki siegte er leicht um 2 Längen vor dem im Gestüt Auenquelle geborenen Global Gentl (Areion), dritter wurde der aus dem Gestüt Hofgut Heymann stammende Prairie Lukas (Aqlaam). Die 148 Jahre lange Tradition des Österreichischen Derbys wurde also trotz der Krise fortgesetzt, allerdings erhielt der Sieger nicht den traditionellen Lorbeerkranz mit dem blauen Band.

Terminkollisionen sind ein Problem, gegen das man im osteuropäischen Raum seit Jahren vergeblich kämpft. Tschechien, Polen, Ungarn, die Slowakei und Österreich haben zwar immer wieder versucht ihre Kalender abzugleichen, aber vor allem im Herbst scheint die bisherige Initiative ihre Grenzen zu haben. Am letzten Sonntag fanden die größten Vergleichs-Rennen der zweiten Hälfte der Saison sowohl in Ungarn, als auch in Tschechien statt. Die Ungarn veranstalten ihr großes „Kincsem Díj“ Meeting seit Jahren am ersten September-Sonntag, die Tschechen hatten ihren Großen Preis von Prag erst zwei oder drei Wochen später im Programm. Wegen dem European Jockeys‘ Cup-Meeting kam es allerdings schon letztes Jahr zu einer Terminverschiebung und somit zur Kollision mit Ungarn. Somit mussten sich die besten Steher und Meiler der Region zwischen Prag und Budapest entscheiden.

Der letztjährige Sieger des St. Leger Italiano Autor (Authorized) wählte Budapest und ging als großer Favorit ins Kincsem Díj (2400 m, ca. 29 000 Euro). Unter Jaroslav Línek sah er in der Zielgerade wie der Sieger aus, musste sich aber im knappen Einlauf am Ende doch nur mit dem zweiten Platz zufrieden geben. Mit einem Halsvorteil setzte sich der Außenseiter Rhett Butler (Galileo) mit Cristian Gnessi durch, dritter um einen weiteren Hals wurde Red Hot Calypso (Art Connoisseur). Der vom Stall 5-Stars gezogene Royal Gino (It’s Gino) endete als bester Dreijähriger auf dem vierten Platz. Rhett Butler, ein Sohn von Galileo und der amerikanischen klassischen Siegerin Rags To Riches wurde noch im Juni in Serbien trainiert und war im Großen Preis der Slowakei gegen Autor und Co. chancenlos. Allerdings wechselte er inzwischen den Besitzer und kam nach Ungarn zu Trainer Gábor Maronka.

Im zweiten Traditionsrennen Imperiál Díj (1600 m, ca. 14.200 Euro), das dieses Jahr als das Zakariás Aperianov Gedächtnisrennen gelaufen wurde, war der von Christian Bruer und Andreas Tiedtke gezogene 6-jährige Zwegat (Areion) mit Jaroslav Línek für den Stall ZAK d.o.o. ZIRI erfolgreich, der um 3/4 Längen die slowakische klassische Siegerin Robben Island (Dream Ahead) und ihren Landsmann Portorikos Intense Focus) auf die Plätze verwies. Im geschlagenen Felde endete hingegen der einstige Derbysieger aus der Görlsdorfer Zucht Mayday (Sternkönig). Der siegreiche Veteran wird von der in Wien stationierten Ziva Prunk trainiert, die sich am Sonntag noch einen zweiten Big Point sicherte. Ihr Sprinterstar Pretorian (Sakhee’s Secret) fertigte die Konkurrenz im Overdose Díj (1000 m, ca. 14.200 Euro) mit 5 Längen ab.

Die Prager Rennbahn sah am letzten Sonntag ein bemerkenswertes Comeback. Der inzwischen 9-jährige Shamalgan (Footstepsinthesand), den Besitzer Ardak Amirkulov nach zweijähriger Zuchtkarriere im Haras de Lion wieder ins Training holte, feierte im Großen Preis von Prag (1600 m, cca 14 600 Euro) seinen ersten Sieg nach drei Jahren. Der einstige Gr.1 Sieger war bereits im Juli Zweiter in Bratislava hinter Tamarind Cove (Galileo) und profitierte mit Milan Zatloukal von einem einwandfreien Rennverlauf. In der Zielgerade kam er mit seiner berühmten Akzeleration in der Außenspur wie in den jungen Jahren und schlug um 3/4 Längen die klassische Siegerin Partyday (Footstepsinthesand) und den dritten Arif (Nayef). Die restlichen Blacktype-Pferde im Rennen Dumnonia (Silver Frost) und Tamarind Cove (Galileo) kamen auf den Plätzen fünf und sieben.

Auch der Große Preis des tschechischen Turfs (2400 m, 14 600 m) wurde in den letzten Metern entschieden, nach einem geduldigen Ritt von Petr Foret siegte der vierjährige Icar (Halling) aus dem Stall Pegas. Auf dem zweiten Platz zeigte die beste Leistung ihrer Karriere die Stute Luznice (Kalanisi), eines der letzten Pferde, die auf der Central European Thoroughbred Sale in Pardubitz gekauft wurden. Die einzige Auktion in Tschechien wurde vor wenigen Tagen das zweite Jahr hintereinander wegen zu wenigen angemeldeten Pferden storniert.

In Polen waren letzte Woche Hindernisrennen im Vordergrund. Die immer besser besetzte Wielka Wroclawska auf der Rennbahn Wroclaw – Partynice ging wieder einmal nach Tschechien, als das beste einheimische Pferd Salam (Enjoy Plan) den vierten Platz holte. Der von Frantisek Holcák trainierte Sergeant Thunder (Halling) mit Marek Stromský schlug unerwartet leicht die Favoritin Delight My Fire (Way Of Light).

 Martin Cáp, Prag

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