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Post aus Prag - Ein Sohn von Egerton gewinnt die Große Pardubitzer

Talent holt sich die "Große Pardubitzer" unter Pavel Slozil. www.galoppfoto.de - Petr Guth

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 690 vom Freitag, 15.10.2021

Zum zweiten Mal in Folge gewann die Große Pardubitzer (6900 m, ca. 117.700 Euro) ein in Tschechien gezogenes Pferd. Der zehnjährige Talent (Egerton) mit Pavel Slozil jr. war der überragende Sieger des Rennens, das direkt auf der Rennbahn 15 000 Zuschauer und weitere 2 Millionen Menschen an ihren Fernsehern verfolgt haben. Dem Ehepaar Hana und Michal Kabelka aus dem ostböhmischen Dorf Vápenný Podol ist ein seltenes Kunststück gelungen – beide sind gleichzeitig Besitzer des Siegers, sie die Trainerin und er der Züchter. Einen Sieger der Großen Pardubitzer aus der eigenen Zucht zu stellen, das ist nur den wenigsten gelungen. Neben Frantisek Sevcu (Hegnus, 2015) schaffte es in der modernen Ära nach 1989 nur der ehemalige Präsident des Jockey Clubs Václav Luka sr. (Cipísek, 1996) und das heute nicht mehr existierende slowakische Gestüt Motesice (Libentína, 1990).

Für den im Februar abgetretenen Egerton (Groom Dancer) bedeutet der Pardubitzer Sieg von Talent einen weiteren Höhepunkt in dieser so erfolgreichen Saison. Mit Orleano und Wellunca stellte der lange Jahre im Gestüt Napajedla deckende Hengst in der aktuellen Saison bereits Sieger von bedeutenden Flachrennen und man kann großes Interesse um seine letzten Nachkommen erwarten. Die große Popularität von Egerton unter den tschechischen Besitzern und kleinen Züchtern hatte ihre Wurzeln nicht nur in seinem guten Start, als er bereits in seinem ersten Jahrgang zwei klassische Sieger stellte, ein weiterer Grund war gerade das gute Springvermögen bei vielen von seinen Nachkommen. In den letzten Jahren wurde es um den aus Röttgen stammenden Hengst etwas ruhiger, aber vieles deutet darauf hin, dass sein Finale in der Zucht ähnlich erfolgreich verlaufen wird, wie der Start.

Die Große Pardubitzer war diesmal ein dramatisches Rennen ohne Kontroversen, auch wenn die Anzahl von Stürzen und Kollisionen doch etwas höher war, als man sich wünschen würde. Das galt auch für das Rahmenprogramm, in dem sich einige Jockeys verletzten und vor dem Höhepunkt der Hindernissaison herrschte somit ein extremer Mangel an einsatzfähigen Reitern. Am schlimmsten traf es den Trainer Stanislav Popelka, der für mehrere Stunden einen neuen Jockey für den Qualifikationssieger Lombargini (Enjoy Plan) suchen musste. Die Not war so groß, dass man sogar versuchte Bryony Frost, die als Zuschauerin und Fan von Patrick Mullins auf der Tribüne saß, zu verpflichten. Die Siegerin der King George VI Chase dachte zwar über das unerwartete Angebot nach, lehnte es aber nach der Konsultation mit ihrem Manager ab. „Ich habe meine Jockey-Ausrüstung nicht dabei, kenne die Bahn gar nicht und es bleibt zu wenig Zeit. Das Rennen ist so schwer und spezifisch, dass ich mich nicht traue mich ohne jegliche Vorbereitung auf ein chancenreiches Pferd zu setzten. Nächstes Jahr würde ich es aber gerne versuchen,“ beteuerte eine gut gelaunte Frost etwa eine Stunde vor dem Rennen. Lombargini kam dann mit Martin Liska am siebten Hindernis zu Fall.

Vor dem Rennen wurde in den tschechischen Medien viel über die Änderungen am Taxis-Graben geschrieben (Turf Times hat berichtet) und es gab heftige Diskussionen zwischen dem konservativen und progressiven Flügel der Rennsport-Szene. Die erste Probe am Sonntag endete mit Erfolg, es gab keine Verletzungen oder Kontroversen. Gleichzeitig hat sich bewahrheitet, dass für ein erfolgreiches Überwinden des Sprunges weiterhin ein guter Anlauf und Konzentration instrumental sind. In diesem Jahr ist hier Player (Moonjaz) nach einem missglückten Sprung gefallen und Kaiserwalzer (Wiener Walzer) hatte Patrick Mullins verloren. Der von Theo Hodinius gezüchtete Wallach beeinflusste danach das Rennen noch einmal, als er vor dem achten Hindernis bereits ohne seinen Reiter die Spitze des Feldes behinderte und die führenden Sztorm (Enjoy Plan) und Beau Rochelais (Goldneyev) regelrecht zur Seite schob. Auf dem zehnten Hindernis kamen dann noch Theophilos (Elusive City) und Paris Eiffel (Oscar) zu Fall, Jockey Josef Bartos erlitt dabei einen Beckenbruch.

Im letzten Kilometer sah der talentierte Debütant Evzen (So You Think) mit Jaroslav Myska wie der Sieger aus, wurde aber kurz vor dem Ziel von dem stark anziehenden Talent passiert, der sich um eine Länge durchsetzte. Den dritten Platz holte sich der vom Gestüt Wieselborner Hof gezüchtete Mr Spex (Tai Chi), der 12-jährige Favorit No Time To Lose (Authorized) folgte auf dem vierten Platz vor dem Vorjahressieger Hegnus (Magnus). Der aus der Görlsdorfer Zucht stammende Star (Sternkönig) kam als Sechster ins Ziel, nachdem sein 55-jähriger Jockey und Trainer Jaroslav Brecka fast das ganze Rennen mit dem gerutschten Sattel zu kämpfen hatte und seinen Schützling nicht ideal steuern konnte. Insgesamt beendeten das Rennen 9 von den 18 Startern. 

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Der Sieger Talent gehört schon einige Jahre zu der Spitze der tschechischen Cross Country-Pferde, in der Großen Pardubitzer war er bereits Vierter und Siebter. Er hatte in seinen jüngeren Jahren auch zwei Qualifikationsrennen und eine Graded 3-Steeplechase in Meran gewonnen, musste aber stets vorsichtig vorbereitet und eingesetzt werden, da er mehrmals mit Verletzungen kämpften musste. Für Pavel Slozil jr., seit diesem Jahr Stalljockey bei Trainer Josef Vána, ist es der bisher größte Erfolg seiner Karriere. Der zweimalige deutsche Hindernischampion ist ein Sohn von Pavel Slozil sr., dem Zweiten aus der Großen Pardubitzer 1997 und langjährigen Trainer im mährischen Radslavice.

  Der Pardubitzer Rahmenprogramm wurde von relativ kleinen Feldern geprägt. Den als Vorbereitung für die Große Pardubitzer geltenden Elbe-Preis (5200 m, cca 15 800 Euro) gewann der von Josef Bartos gerittene 7-jährige Aeneas (Galileo), der aber eher als Spezialist für klassische Steeplechase gilt, vor Zataro (Moonjaz) und Del Rey (Pouvoir Absolu). Die aus Frankreich angereiste Favoritin Born To Be A Queen (Walk In The Park) aus dem Training von Guillaume Macaire und Hector Lageneste führte bis in die Zielgerade, wo sie auf dem letzten Hindernis einen Fehler gemachte und zu Fall kam. Eine eventuelle Rückkehr und ein Start in der nächsten Großen Pardubitzer scheinen aber eine Option zu sein. 

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Bereits am Samstag setzte der dieses Jahr über Hürden ungeschlagene Roncal (Amaron) aus dem Stall von Jirí Charvát und Trainer Pavel Tuma seine große Serie fort. Im Kristálový pohár (3400 m, ca. 7.900 Euro) machte zwar der vom Gestüt Küssaburg gezogene Wallach unter Jan Faltejsek einige Fehler, konnte aber den um sechs Jahre älteren Stallkollegen Aztek (Moonjaz) noch rechtzeitig abfangen und um 3/4 Längen schlagen. Roncal gewann somit sein siebtes Rennen in acht Hindernisstarts und feierte den sechsten Sieg in Folge. 

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In Budapest ging das Magyar St. Leger (2800 m, ca. 12.600 Euro) über die Bühne. Auch diesmal musste sich der beste ungarische Dreijährige Eggi’s Choice (Fascinating Rock) geschlagen geben, denn nach einem coolen Ritt von Gábor Paizs gewann Start – Ziel der aus den kleineren Steherhandicaps kommende Copadelmundo (Mustajeeb). Der von Gabriella Pap trainierte Hengst des Stalles Korinna Racing ging regelrecht spazieren und gewann um 5 Längen. Dritter wurde Shifting of Stukko (Battle of Marengo). 

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Das siegreiche Team sicherte sich auch das als Pál Kállai-Memorial ausgeschriebene Budapesti Díj (1400 m, ca. 5.600 Euro), in dem sich der in diesem Jahr nur einmal geschlagene Blazing Comet (Frankel) zurückmeldete und um 1 1/4 Längen Ocasio Cortez (Gutaifan) und Vain Hope (Gutaifan) schlug. 

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Einen Erfolg eines deutsch gezogenes Pferdes gab es im Szent László Díj (1400 m, cca 8400 Euro) für zweijährige Pferde. Der von Stanislav Georgiev gerittene und trainierte President (Tai Chi) aus der Zucht von Jacob Hubert gewann sicher um 1 1/2 Längen vor Golden Boy (Zazou) und Spartan Devil (Buratino) und bleibt auch nach seinem zweiten Start ungeschlagen.

Martin Cáp, Prag

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