Drucken Redaktion Startseite

Post aus Prag: Rosa Tempomacher vorne

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 464 vom Donnerstag, 20.04.2017

Es sind nicht immer nur Laien, die auf der Rennbahn nach Hinweisen auf den vermeintlichen Sieger suchen, ohne unbedingt in die Rennformen zu schauen. Auch der eine oder andere erfahrene Wetter lässt sich manchmal zu ganz bizarren Konstruktionen hinreisen. Letzte Woche würde eine solche „Geheimformel“ wie folgt lauten: ein Pferd mit Jockey in rosa Farben suchen, das Start-Ziel gehen wird. Am Osterwochenende wäre man damit in Tschechien und Slowakei gleich viermal erfolgreich und manchmal sogar auf Kosten der Favoriten.

In Bratislava ging das amtierende slowakische Pferd des Jahres Medici (Curlin) aus dem Stall MPL Racing als erste Wahl in den Großen April Preis (1800 m, 7000 Euro), kam aber unter Jirí Palík nicht über einen sechsten Platz hinaus. Um den Sieg kämpften mehr als 4 Längen vor dem Hengst zwei Außenseiter. Nach zwanzig Starts im tschechischen Training setzte sich endlich der 5-jährige Ideal Approach (Bushranger) aus dem Stall Lokotrans durch. Der einstige Winterfavorit in Spanien kam nach Tschechien über Frankreich zu Zdeno Koplík, war Vierter in den 2000 Guineas und Achter im Derby. Mit seinem offensiven Stil etablierte er sich zwar in der Meiler-Spitze der Region, zum Sieg hatte es aber bis letzten Sonntag nie gereicht.

Nach einer optimalen Tempoeinschätzung von Jockey Petr Foret kam aber der jetzige Schützling von Lubos Urbánek endlich zum Zuge. Um eine halbe Länge hinter ihm lief das Rennen seines Lebens der 6-jährige Long Cross (Cape Cross), früher Ausgleich II-Sieger für Andreas Wöhler, und der Platz drei ging an das vom Gestüt Fährhof gezogene einstige Pferd des Jahres Legionar (Lateral). Das Aushängeschild der Stall 5-Stars-Zucht in der Slowakei Royal Gino (It’s Gino) war im knappen Einlauf fünfter und schlug noch Medici um 2 Längen.

Der zweite große tschechische Stall mit rosa Farben – Statek Blata Ceský Ráj des Fußballmanagers Josef Dufek – feierte einen Tag später sogar ein Hattrick, allerdings in ungewohnter Kulisse und unter interessanten Umständen. Da sich am letzten Wochenende keine der tschechischen A-Bahnen geöffnet hatte, sponserte Dufek einen eigenen Renntag auf der Waldrennbahn Lysá an der Elbe. Es gelang ihm eine Liveübertragung im Fernsehen zu bekommen und da seine Stars noch keinen Aufbaustart in den Beinen hatten, schickte er auf die unweit von Prag liegende kleine Bahn zum diesjährigen Debüt auf Ausgleich II-Ebene sowohl den Gruppeplatzierten Tamarind Cove (Galileo), als auch den amtierenden slowakischen Derbysieger Timekeeper (Galileo). Aus Spanien wurde extra der zehnmalige Champion-Jockey Václav Janácek eingeflogen.

Das Projekt wurde mit Erfolg gekrönt, es kamen zahlreiche Zuschauer trotz des schlechten Wetters. Auf weichem Boden gingen die von Josef Vána trainierten Favoriten Start-Ziel und siegten in mehr oder weniger leichter Manier. Beide wurden in der Winterpause gelegt und Vána sieht vor allem im rechten Bruder von Rip Van Winkle,  Timekeeper ein ausgesprochenes Springtalent. „Für Tamarind Cove werden wir aber noch geeignete Flachrennen suchen",  sagte Vána nach den Siegen.

Den Hattrick von Besitzer Dufek und Trainer Vána machte im Hauptrennen, einer mit 5.500 Euro dotierten Steeplechase über 3700 Meter, der rechte Bruder von Tamarind Cove, Sundara (Galileo) perfekt. Gegen gute Gegner, unter denen der im Gestüt Söhrenhof geborene Mister Westminster (Hurricane Run) oder der italienische Gd2 Sieger All About Cossio (Cossio) waren, zeigte er eine ganz besondere Demonstration von Klasse und siegte verhalten um eine Weile. Im Sattel war der amtierende Hindernischampion Jan Kratochvíl.

Deutsche Zuchtakzente gab es am vergangenen Sonntag in Budapest. Der Sieger des traditionellen Sprintrennens Káposztásmegyeri Díj (1400 m) Báthory wurde zwar von István Harakály gezogen, er ist aber ein Sohn des von Dr. Klaus Schulte gezogenen Prometheus (Dashing Blade), des zweiten im Ungarischen Derby 2008. Der in den Farben des Stalles Farády laufende Fünfjährige wurde von Stanislav Georgiev gesteuert. Im zweiten Hauptrennen des Tages, Igazgatósági Díj (2000 m) siegte der im Gestüt Helenenhof geborene und von Gábor Maronka trainierte Laurentius (Distant Music) unter Jan Verner.

Martin Cap, Prag

Verwandte Artikel:

Block: Adsense 728 x 90
Google AdSense 728x90