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Post aus Prag: Ein Pole im Berliner Gr. I

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 430 vom Donnerstag, 11.08.2016

Man schrieb den 27. August 1989, als in Hoppegarten das letzte Internationale Meeting der sozialistischen Staaten stattfand. Vier von den sieben Rennen des Programms gewannen damals die Pferde aus der UDSSR, einen Ehrenerfolg für die einheimischen Farben erzielte Filutek (Cil) aus dem Stall VER Berolina mit Lutz Pyritz im Sattel und die restlichen zwei Rennen gingen dank Krezus (Pyjama Hunt) und Census (Amyndas) nach Polen. Der im tschechischen Gestüt Napajedla geborene, aber damals im Warschauer Training sich befindende Census war mit Jockey Tomasz Dul im Preis von Bukarest (1400 m, 10 000 Mark) bisher der letzte polnische Sieger eines Top-Rennens in Hoppegarten.

Am Sonntag startet der aktuelle Warschauer Derbysieger Caccini (American Post) im Großen Preis von Berlin und ähnlich wie vor 27 Jahren gibt es da eine polnisch-tschechische Zusammenarbeit, denn in den Sattel des Schützlings von Adam Wyrzyk wird wieder der Tscheche Tomás Lukásek steigen. Gegen Protectionist und Co. ist Caccini natürlich Außenseiter, aber nach der Abmeldung der Engländer muss er im kleinen Feld nur zwei Pferde schlagen, um auf einem historischen Geldrang auf Gr.1-Ebene zu landen. Und diese Möglichkeit sorgt in Turf-Polen schon jetzt für eine ganz besondere Stimmung.

Caccini ist derzeit in Warschau ein absolutes Kultpferd mit einer eigenen Facebook-Seite und großer Publicity. Am Sonntag sollen mehrere Dutzende von Caccini-Fans per Bus anreisen und versuchen eine Heimkulisse für den einzigen ausländischen Starter im Großen Preis zu schaffen. Egal, ob sie am Ende Hoppegarten begeistert oder enttäuscht verlassen werden, solche Initiativen und Begeisterung braucht der Rennsport im jeden Land. Der als Jährling für 7.000 Euro in Deauville gekaufte Hengst besitzt noch immer eine Nennung für das Prix de l’Arc de Triomphe und bleibt derzeit das einzige Pferd aus Ost-Europa mit solchen Ambitionen.

Der ursprünglich auch genannte Tscheche Touch Of Genius (Galileo) wurde vom Großen Preis von Berlin gestrichen und somit sollte sich auch der Traum von Paris erledigen. Josef Vána ist am Berliner Wochenende dennoch mit seinem anderen Aushängeschild vertreten, der auf französischer und italienischer Gruppenszene platzierte Tamarind Cove (Galileo), Sohn der Irish 1000 Guineas Saoire, kommt im Hoppegartener Sommerpreis auf den Start. Auch im Hoppegartener Fliegerpreis am Sonntag sind gleich vier Pferde aus Tschechien und Polen dabei.

Einen Favoritensieg gab es am letzten Sonntag in Ungarischen Oaks, Magyar Kancadíj (2400 m, cca 11 900 Euro). Dier Österreicherin Matidia (Manduro) aus dem Training von Ziva Prunk hatte am Ende mit Jockey Alberto Sanna alles in Griff und siegte um zwei Längen vor der in den letzten Starts stark gesteigerten Ronja (Thewayyouare) aus der Slowakei. Beste Ungarin war die dritte Souvenir de Mauve (Sixties Icon), den vierten Platz belegte die von József Böröcz in Deutschland selbst gezüchtete Felsenfest (Steady As A Rock) aus der Familie des Gr.2 Siegers Ferro Sensation. Die Siegerin ist eine Tochter der vom Gestüt Schlenderhan gezogenen Caesarea (Generous), eine rechte Schwester der Gr. I-Siegerin Catella. 

Im tschechischen Großen Preis der BBAG (1620 m, ca. 5.000 Euro) setzte sich mit Jarahi (Lope De Vega) zum ersten mal ein Dreijähriger durch. Der von Zalim Bifov gezüchtete Wallach siegte im März noch als Schützling von Andreas Löwe in den Farben von Darius Racing in zwei Rennen der Kategorie D in Dortmund und Krefeld, wechselte später in den Stall Lokotrans. Die ersten zwei Starts im Training von Zdeno Koplík gegen gute Gegner sahen nicht atemberaubend aus, aber mit seinem sicheren Karlsbader Sieg um drei Längen zeigte Jarahi durchaus Starpotential und sein Stall traut ihm durchaus Chancen in größeren tschechischen Meiler-Rennen zu. Zweite wurde die Ex-Westerberger Kobi (Toylsome) vor dem eigentlich als Sprinter geltenden Hello Hobby (Intense Focus).

Die Leistung der Woche zeigte aber in Karlsbad die fünfjährige Dally Hit (Ad Valorem) aus dem Stall Hippolit Star Pejsková. Die von der Prager Trainerin Ivana Pejsková vorbereitete Stute brillierte im Preis der Stadt Karlsbad (2020 m, ca. 5.000 Euro) und kam unter Jockey Jirí Palík zu einem hochüberlegenden Sieg um 11 Längen gegen ein Pferd wie Aldzarb (Duke Of Marmalade), dritte wurde Indian Lass (Indian Haven) im Besitz des Österreichers Dr. Bernhard Lischka. Dally Hit siegte zum fünften mal in Folge und wird jetzt in die großen Grand Prix-Rennen des Herbstes gehen.

 

Martin Cáp, Prag

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