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Post aus Prag - Nagano Gold holt „Warschauer“, Hegnus der Beste in Pardubitz

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 640 vom Freitag, 16.10.2020

Es gab Zeiten, in denen ab und zu auch deutsche Pferde wie Caitano oder Vishnu an der „Großer Warschauer“ teilnahmen. In den letzten Jahren blieben aber die Polen in ihrem größten Vergleichsrennen meistens nur unter sich und die Wielka Warszawska (2600 m, ca. 48.500 Euro) diente für Warschauer Stars wie Va Bank, Caccini oder Bush Brave als eine Art Sprungbrett zu sporadischen Starts auf Blacktype-Ebene. Am letzten Sonntag kam mit Nagano Gold (Sixties Icon) nach längerer Zeit wieder ein ausländisches Top-Pferd auf die Rennbahn Sluzewiec und das tschechische Pferd des Jahres aus dem Training von Václav Luka jr. wurde seiner Favoritenrolle gerecht. Der Frankreich-Spezialist hatte nach seinem dritten Platz im Prix Foy aktuell kein geeignetes Rennen und so hatte man sich für einen Abstecher nach Warschau entschieden und für dieses eine Rennen den Franzosen Vincent Cheminaud nach Polen geholt.

Der als schwer zu reitendes Pferd geltende Nagano Gold bekam ein optimales Rennen von hinterer Position, startete Anfangs der Zielgeraden seinen Schlussangriff und kam immer besser in Schwung. Mit den letzten zwei polnischen Derbysiegern Nemezis (Sea The Stars) und Night Thunder (Nathaniel) hatte er keine großen Probleme, in den letzten 200 Metern musste er sich aber gegen den St. Leger-Sieger Night Tornado (Night of Thunder) schon strecken und gewann um eine halbe Länge in der Zeit 2:43,7. Die Dritte Nemezis folgte mit Abstand von 5 Längen und Night Thunder lag sogar noch weitere 4 1/2 Längen zurück. Nagano Gold ist der erste tschechische Sieger in der Geschichte des Rennens, der letzte erfolgreiche Ausländer war der Schwede Equip Hill (Homme d’Honneur) im Jahre 2007. 

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Nur sechs Pferde nahmen am Meilenhiglight Nagroda Mosznej (1600 m, cca 11.500 Euro) teil. Mit einem leichten Sieg festigte seine Position der 2000 Guineas-Sieger und Dritte aus dem Derby Timemaster (Mukhadram). Der von Martin Srnec gerittene Dreijährige des Stalles Carramba II schlug um 3 1/2 Längen den um ein Jahr älteren Caresser (Planteur) und Umberto Caro (Stormy River).

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Unter den Zweijährigen im Nagroda Ministra Rolnictwa i Rozwoju Wsi (1400 m, cca 12 700 Euro) setzte sich um einen Hals Power Barbarian (New Approach) mit Anton Turgaev vor Anator (Motivator) und Lagertha Rhyme (Gutaifan).

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In Tschechien spitzt sich die Corona-Situation zu, das Land nähert sich zu seinem Soft-Lockdown. Bis Ende Oktober sind bis auf vereinzelte internationale Wettkämpfe alle sportlichen Ereignisse verboten, Schulen, Theater und die meisten Restaurants wurden geschlossen. Die meisten für die zweite Hälfte von Oktober geplanten Rennmeetings wurden bereits abgesagt, das klassische St. Leger ist vorläufig auf November verschoben. Die letzte Veranstaltung, die noch mit großem Aufwand und hygienischen Maßnahmen stattfinden konnte, war am letzten Sonntag die 130. Große Pardubitzer (6900 m, ca, 110.000 Euro). Vor leeren Tribünen siegte der 12-jährige Hegnus (Magnus) in den Farben seines Züchters Frantisek Sevcu. Mit Player (Moonjaz), Vandual (Rainbows For Life) und Talent (Egerton) landeten auch auf den weiteren Plätzen in Tschechien und der Slowakei gezüchtete Pferde.

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Der Sieger wurde von Lukás Matuský geritten, dem ersten slowakischen Jockey seit 1992, dem es gelungen ist das größte Hindernisrennen der Saison zu gewinnen. Für Trainer Radek Holcák war es der zweite Erfolg in der Großen Pardubitzer. Der aus der alten Napajedler Familie Heimwehr stammende Hegnus gehört schon lange Jahre zur Spitze der tschechischen Cross Country-Pferde. In der Großen Pardubitzer wurde er bereits 2018 Zweiter und galt auch letztes Jahr als einer der Favoriten, musste aber wenige Tage vor dem Rennen wegen einer kleinen Verletzung gestrichen werden. Holcák brachte ihn deshalb nur in einem Qualifikationsrennen heraus und die letzten drei Monate bereitete sich Hegnus in Ruhe zuhause.

13 von den 18 Pferden schafften es ins Ziel, zwei Drittel des Rennens waren keine großen Springfehler oder Kollisionen zu sehen. Für einen bitteren Beigeschmack sorgte aber die dramatische Anfangsphase. Nach einem Fehlstart und großer Nervosität gab es zwei Stürze auf dem Taxis-Graben und der von Josef Vána trainierte Ex-Fährhofer Sottovento (Fastnet Rock) musste nach einer schweren Verletzung aufgegeben werden. Dieser Moment sorgte für viel Kritik in den tschechischen Medien und in sozialen Netzwerken. Der Veranstalter kündigte eine mögliche Revision des Hindernisses an. Die letzten großen Änderungen des Pardubitzer Kurses wurden 1994 gemacht.

Martin Cáp, Prag

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