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Post aus Prag - Familie aus Ostböhmen beherrscht tschechische Ranglisten

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 543 vom Freitag, 09.11.2018

In einem Jahr Trainerchampion sowohl in Flachrennen, als auch über Hindernisse zu sein, das klingt nach einem ganz besonderen Erfolg. Und Helena Vocásková blickt wirklich auf eine außerordentliche Saison zurück. Der Familienbetrieb aus dem ostböhmischen Nemcice, wo Vocásková zusammen mit Ehemann Frantisek und ihren Söhnen mehr als 30 Vollblüter betreuen, beherrschte das tschechische Renngeschehen in beiden Metiers. Dabei ging man wegen schlechten Trainingsbedingungen im Frühjahr um einen Monat später als die Konkurrenz in die Saison. Vocásková feierte ihren ersten Sieg erst am 1. Mai, dann ging es aber schnell und insgesamt kam der Stall auch 50 Erfolge. Die Mehrzahl der Siege kam in Basisrennen zustande, mit Dylanka (Dylan Thomas) sattelte man aber eine zweimalige klassische Siegerin und Saul (Champs Elysees) ging als Favorit ins Prager Derby, wo er sich aber verletzte und im Oktober dann ein großes Hürdenrennen in Pardubitz gewann. In der Flachrennen-Statistik hatte die Trainerin den großen Teil des Jahres die Nase vorn und auch die Hinderniswertung war am Ende eine klare Angelegenheit, so dass sich auch der erste Mann am Stall Sertash Ferhanov den Titel unter den Hindernisreitern holte.

Die klare Situation in der tschechischen Wertung spiegelt noch einen Trend. Die größten Ställe des Landes sind immer häufiger auch auf ausländischen Rennbahnen unterwegs und konzentrieren sich auf das lokale Geschehen nicht mehr so intensiv wie früher. Der dreimalige Trainerchampion Václav Luka spezialisiert sich schon mehrere Jahre auf Frankreich, Josef Vána auf Italien und die in Mähren stationierten Frantisek Holcák, Pavel Tuma oder Lubos Urbánek sind sehr stark auch in der Slowakei präsent.

Immer schmaler wird auch die lokale Jockey-Elite. Nach dem Abgang von Bauyrzhan Murzabayev und Jaromír Safár nach Deutschland kämpften um das tschechische Championat ausschließlich junge Reiter unter 25 Jahren. Am Ende konnte der 18-jährige David Liska seinen Vorsprung verteidigen und wurde mit 32 Siegen zum jüngsten Champion in der modernen Geschichte gekürt. Der für Václav Luka reitende Auszubildende ist die große Entdeckung der letzten zwei Jahren, auch hinter ihm landeten mit Beysim Ferhanov und Adam Florian junge aufstrebende Reiter.

Der letzte Renntag der tschechischen Saison ging im mährischen Slusovice über die Bühne, wo die populäre Delight My Fire (Way Of Light) unter Sertash Ferhanov leicht um fast 5 Längen eine große Steeplechase Cross Country über 5200 Meter gewonnen hatte und somit am Ende einer eher enttäuschenden Saison doch nicht sieglos bleibt. Im Sergeant Thunder-Preis (3400 m, ca. 5.800 Euro) meldete sich nach einer längeren gesundheitlichen Pause der im Gestüt Wiesengrund geborene Dangerous Gleam (Generous) zurück, der mit Lukás Matuský sicher vor Tiara Man (Muhtathir) und Rocknrobin (Robin Des Pres) siegte. Im Rahmenprogramm gab der Dritte aus dem letztejährigen St. Leger Italiano, der von Westminster Racehorses gezüchtete Intisari (Intikhab), sein Hindernisdebüt. Der Schützling von Radek Holcák ging in einem kleineren Hürdenrennen regelrecht spazieren und gewann hochüberlegen um 15 Längen.

Das Budapester Programm stand am vergangenen Sonntag ganz im Zeichen der ungarischen Zucht. Im Kerekes Gábor Emlékverseny – Magyar Kétévesek Nagydíja (1400 m, cca 4600 Euro) für Zweijährige marschierte Morgenstern (Milestone) unter der Amazone Rebeka Gönczi Start-Ziel, auch wenn er sich zum Schluss gegen die Stute Trent (George Vancouver) stark wehren musste. Auf dem dritten Platz folgte Tizedes (Category Five). 

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Unter den Sprintern  im Kertesköi Díj (1200 m, cca 4000 Euro) setzte sich zum zweiten mal in Folge der von István Harakály gezüchtete Báthory (Prometheus) unter Jaroslav Línek durch, der einmal mehr der Overdose-Tochter Night for Overdose einen Sieg in der obersten Leistungsklasse nahm. 

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Und auch das dritte große Rennen des Tages ging an ein ungarisch gezogenes Pferd, als im Lovaregyleti Díj (2800 m, cca 9300 Euro) der von Richárd Novota gezüchtete 4-jährige Bigfoot (Sunny Sam) um 3/4 Längen Babilonia (Diktat) und Contesse (Fast und Furious) in Schach hielt. 

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Martin Cáp, Prag

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