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Post aus Prag - Erster Start und Derby-Sieg?

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 523 vom Freitag, 22.06.2018

Einmal ist es schon passiert. Genau vor 75 Jahren hatte das Prager Derby ein Jahresdebütant gewonnen. Im Jahre 1943, als das Rennen vorübergehend Blaues Band von Böhmen und Mähren hieß, da das englische Wort Derby auf dem Index stand. Saint Amour (Mirza II), ein ungarisches Beutepferd aus der Zucht von Aga Khan, gewann im Handgalopp, obwohl er seit Oktober keine Rennen bestritten hatte und man völlig im Dunkeln tappte, was seine aktuelle Form und Klasse anging. Am kommenden Sonntag wird Andreas Wöhler versuchen das Kunststück des ungarischen Meistertrainers Nándor Szigeti zu wiederholen. Sein Poldi’s Liebling (Tai Chi), der letztjährige Sieger des Herzog von Ratibor-Rennens, gibt im Tschechischen Derby (2400 m, ca. 96.500 Euro) seinen Saisoneinstand. Mit Eddy Hardouin wird er versuchen als erstes deutsches Pferd seit 18 Jahren das Rennen zu gewinnen. Der bisher einzige deutsche Sieger in der 98-jährigen Geschichte des Rennens ist der von Hubertus Fanelsa trainierte Indurain (Platini).

Nach der Einschätzung des tschechischen Handicapers steht Poldi’s Liebling als einziger Gr.3-Sieger auf der Starterliste rund 11 Kilogramm über seinen Gegnern. Unter ihnen sind gleich vier Pferde aus der BBAG Jährlingsauktion. Der 40 000 Euro-Kauf Mount Q (Mount Nelson) schaffte es allerdings wegen der niedrigen Handicapmarke nicht ins 16-köpfige Feld und ist als „Ersatzpferd“ Nr. 17 angegeben. King Heart (Nathaniel) aus der Zucht des Gestüts Westerberg gilt als formstarkes Pferd, das mit der Distanz 2400 keine Probleme haben sollte, als Frontrunner gehört er aber nicht zu den Favoriten. Der vom Gestüt Auenquelle gezogene Oriental Glory (Soldier Hollow) mit Jirí Palík und der Etzeaner Forever Dry (Jukebox Jury) unter Jaromír Safár gehören zu chancenreichen Teilnehmern. Als lokaler Favorit gilt der dritte aus den tschechischen 2000 Guineas Mon Cheri (Makfi), aus Frankreich kommt der von Yannic Fouin für tschechische Interessen trainierte Dragon (Planteur). Im Rahmenprogramm gibt der Ex-Röttgener El Loco (Lope De Vega) sein Debüt in den Farben des Russian Racing Syndicate und für Trainer Arslangirei Shavuyev.

Für die Prager Rennbahn Velká Chuchle beginnt eine spannende Zeit. Das Management des neuen Besitzers der Rennbahn, eines der reichsten Tschechen Radovan Vítek, sprach am Donnerstag über seine Visionen zur Zukunft der Anlage. In die große Rekonstruktion und Erweiterung um eine Reitsport-Anlage, will die Familie Vítek mehrere Hunderte von Millionen Kronen investieren. Allerdings bleibt zunächst unklar, wann die für 1,5 bis 2 Jahre geplanten Arbeiten beginnen sollen. Denn 90 Prozent der Grundstücke, auf denen die Rennbahn steht, stehen noch immer im Staatsbesitz, da bis heute die Liquidation der ehemaligen Staatlichen Rennbahnen nicht abgeschlossen ist und der derzeitige Besitzer und Veranstalter ist von einem Pachtvertrag abhängig.

Das jetzige Management hatte wiederholt klar gemacht, dass die großen Investitionen nur dann stattfinden, wenn auch die restlichen Grundstücke in den Besitz der Familie Vítek übergehen werden. Es wurde bereits eine architektonische Studie in Auftrag gegeben, diese Woche zeigte der Veranstalter allerdings nur wenige Bilder, die angeblich die geplanten Visionen nur bedingt zeigen. Die nächste Saison sollte noch im gewohnten Rahmen stattfinden, danach soll über den zeitlichen Rahmen der großen Rekonstruktion definitiv entschieden werden.

Martin Cáp, Prag

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