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Post aus Prag - Egerton lebt nicht mehr

Egerton in Napajedla. Foto: Romana Neverilova/Gestüt Napajedla

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 656 vom Freitag, 19.02.2021

Nur wenige Tage vor dem Beginn der neuen Decksaison kam aus dem mährischen Gestüt Napajedla die Nachricht, dass der 20-jährige Egerton (Groom Dancer) tot in seiner Box gefunden wurde. Mit dem aus dem Gestüt Röttgen stammenden Hengst ist einer der populärsten und erfolgreichsten Vererber in Tschechien abgetreten. Noch letztes Jahr hatte er fünf Stuten gedeckt, unter ihnen die Oaks-Siegerin Ines (Lope De Vega) und die klassisch platzierte Coffola (So You Think). „Egerton war eine richtige Persönlichkeit. Er hatte einen sehr guten Charakter, den er auch an seine Nachkommen weitergegeben hatte und auch deshalb stets populär unter den Trainern war. Wir haben stets viel von ihm gehalten, auch wegen seiner sehr guten Mutterlinie,“ sagte die Gestütsleiterin Martina Benková.

Der Halbbruder der Diana-Siegerin Enora (Noverre) und des auf Gruppe 3-Ebene erfolgreichen Ephraim (Rail Link) gehörte in der Obhut von Peter Rau im Besitz des Stalles Reckendorf zu den besten Stehern seiner Generation. Er gewann fünf- und siebenjährig den Idee Hansa-Preis (Gr. II) und platzierte sich mehrmals im Großen Preis von Baden (Gr. I) oder im Preis von Europa (Gr. I), wo er gegen Pferde wie Quijano (Acatenango), Warrsan (Caerleon) oder Darsalam (Desert King) antrat. Zweimal lief er auch in der Hong Kong Vase (Gr. I), wo er bei beiden Starts den sechsten Rang belegte. Insgesamt gewann er fünf von seinen 31 Starts mit einer Gewinnsumme von fast 600 000 Euro.

In seinen ersten Jahren in Napajedla war er der meistgebuchte Hengst und konnte seine Chance gut nutzen. Gleich im ersten Jahrgang hatte er den Sieger des slowakischen St. Legers und Dritten im Tschechischen Derby Taggerton, im zweiten Jahrgang folgte dann mit dem slowakischen Derbysieger Love Me einer von seinen besten Söhnen. In Zeiten, in denen es Pferde der einheimischen Zucht auf den tschechischen Bahnen immer schwieriger haben, schaffte es immer der eine oder andere Nachkomme von Egerton in die breitere Spitze zu kommen. Pferde wie Latigera, Sapienti oder Yordana haben sich in größeren Rennen platziert. Noch im vergangenen Jahr feierte Egertons Tochter Wellunca aus Napajedler Zucht einen Sieg im Rahmen des European Jockeys‘ Cup in Prag, wurde Vierte im Ungarischen St. Leger und hat nun eine Nomination für den Titel "Bestes Pferd der tschechischen Zucht 2020"

In Ungarn hatte Egerton den einstigen Winterfavoriten Smiling und den klassisch platzierten Diplomata, der später als Hindernispferd für Furore sorgte und zweite Plätze im Gran Corsa Siepi di Milano (Gd1) und Gran Corsa Siepi d’Italia (Gd1) holte. Als es in den letzten Jahren um Egerton etwas ruhiger geworden ist, zeigte er sich auch als Vater von guten Steeplern. Sein bester Sohn über den Hindernissen ist eindeutig Talent, der nach Erfolgen auf italienischer Gruppenszene und in diversen Qualifikationsrennen einen knappen vierten Platz in der Großen Pardubitzer feierte. Im Rahmen des Pardubitzer Meetings war auch die Klassestute Poinsettia erfolgreich und aktuell ist der Vierjährige Gatsby aus dem Stall von Jirí Charvát ein großer Hoffnungsträger. Insgesamt hatte Egerton in Napajedla etwa 130 Nachkommen.

Tschechien geht somit mit 19 Deckhengsten und ohne Neuzugänge in die neue Decksaison. Im derzeit größten Gestüt Darhorse in Krabcice unweit der deutschen Grenze stehen Zazou (Shamardal), Dux Scholar (Oasis Dream) oder Mikhail Glinka (Galileo), in Napajedla decken Amico Fritz (Fasliyev), Wireless (Kentucky Dynamite) und Pouvoir Absolu (Sadler’s Wells). Im Gestüt Strelice steht der Gruppe 2-Sieger Eagle Top (Pivotal), in Mähren sind nach wie vor Sleeping Indian (Indian Ridge), Limario (Areion), Rosensturm (Monsun) und Mikesh (Majestic Missile) stationiert.

Martin Cáp, Prag

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