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Post aus Prag - Andreas Helfenbein glänzt beim European Jockey's Cup

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 537 vom Freitag, 28.09.2018

Der European Jockeys‘ Cup, dessen vierter Jahrgang am vergangenen Samstag auf der Prager Rennbahn Velká Chuchle über die Bühne ging, hat viele gemeinsame Punkte mit dem deutschen Match Race Cup. Auch hier machte den Anfang eine Idee einer kleinen Gruppe von begeisterten Pferdebesitzern, die mit einem besonderen Format eine größere Medienpräsenz für den Sport anstrebten. Auch hier zeigte sich die zuständige Autorität zunächst etwas reserviert und man zweifelte über die Perspektive des Vorhabens. Nach vier Jahren kann man aber durchaus von einer Erfolgsgeschichte sprechen. Fast rekordverdächtig: am letzten Wochenende kamen nach Prag sechzehn Jockeys aus fünfzehn verschiedenen Staaten, darunter auch Andreas Helfenbein für Deutschland. Im Hauptrennen EJC Leram Million (1400 m, ca. 102 000 Euro) gaben sich mit Gordon Lord Byron (Byron), Julio (Exceed And Excel) und Shining Emerald (Clodovil) drei verschiedene Gruppesieger die Ehre. Der Sieg blieb aber schließlich zuhause, als der vierjährige Troizilet (Wootton Bassett) unter dem Franzosen Jean-Bernard Eyquem leicht um 1 1/2 Längen gewann. Mann des Tages war der Trainer Václav Luka jr., dessen Pferde drei von den vier Top-Rennen gewinnen konnten.

Zum erstenmal in der langen Geschichte der Prager Rennbahn kam ein Pferd per Flugzeug. Der indische Mitbesitzer von Gordon Lord Byron, Dr. Cyrus Poonawalla baut zur Zeit seine Geschäftsaktivitäten in Tschechien aus, wo er vor kurzem eine große Pharma-Fabrik gekauft hatte, und scheute nicht die großen Transportkosten, um seinen Star in Prag vorzustellen. Der inzwischen 10 Jahre alte dreimalige Gr.1 Sieger, über dessen faszinierende Geschichte vor zwei Jahren ein preisgekrönter Dokumentarfilm gedreht wurde, sollte am frühen Abend vor den Rennen ankommen. Auf dem Prager Václav Havel-Flughafen wurde er von einer zahlreichen Journalistentruppe und einer TV-Crew erwartet, doch logistische Probleme und starkes Gewitter über Europa sorgten für eine vierstündige Verspätung, womit der Plan, die Ankunft des Champions in den Abendnachrichten zu zeigen, ins Wasser fiel. Erst um 23:10 Uhr ist Gordon Lord Byron angekommen und um 1:00 wurde er auf der Rennbahn von einer Gruppe Bodyguards empfangen, ein weiteres Novum.

„Er steht um 10 Kilo über seinen Gegnern, ich erwarte einen leichten Sieg,“ meinte Dr. Poonawalla im Vorfeld des Rennens. Die einzige Komplikation schien der starke Regen in der Nacht vor dem Rennen zu sein – und die Nummer 15. Die deutschen Starter hatte es aber nicht besser erwischt – Shining Emerald bekam die Nummer 14 und Julio die 16 zugelost. Dass die drei Ausländer ausgerechnet von den drei Außenboxen abspringen sollten, scheint zwar etwas kurios, aber die Auslosung der Nummern wurde am Mittwoch Live und transparent vor laufenden Kameras und zahlreichen Journalisten in der Reihenfolge nach der Handicapmarke durchgeführt. Die Nummer 15 hatte übrigens der Autor dieser Kolumne persönlich gezogen, womit sein nächster Aufenthalt in Irland in den Sternen liegt.

Der Dubai-Champion Tadhg O’Shea ritt Gordon Lord Byron sehr selbstbewusst und versuchte nach dem Start erst gar nicht eine bessere Spur zu suchen. Nach dem hektischen Anfang ging er auf die dritte Position und sah in der ersten Hälfte der Zielgerade kurz als Sieger aus, bald aber wurde klar, dass sich der Star-Sprinter nicht lösen kann. In den letzten 200 Metern wurde er dann müde und belegte den fünften Platz. In der Außenspur kam der mächtige Schlussakkord von Troizilet, der sich schließlich ohne größere Probleme durchsetzen konnte. Der von Andreas Helfenbein gerittene Noble Cliffs (Canford Cliffs) holte sich sensationell den zweiten Platz vor dem groß anziehenden Julio, der vor den Augen von Eckhard Sauren und Mario Hofer Eingangs der Zielgerade viel Pech hatte und unter Bayurzhan Murzabayev zu seinem Finish einen Tick später als gewünscht ansetzten konnte. Vierter wurde ein weiteres Pferd von Václav Luka, Borsakov (Dylan Thomas). Shining Emerald hatte mit dem Ausgang des Rennens nicht zu tun und belegte mit Eduardo Pedroza den 11. Platz.

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Nachdem ein chancenreiches Pferd von Eduardo Pedroza gestrichen wurde, kam für den Sieg in der Gesamtwertung eigentlich nur Bayurzhan Murzabayev in Frage, der die Pferde von Václav Luka geritten hatte. Und so kam es auch – mit dem haushohen Favoriten Wireless (Kentucky Dynamite) gewann er leicht um 2 3/4 Längen das EJC Lokotrans Middle (1800 m, ca. 23 300 Euro) vor Black Canyon (Manduro) und Ideal Approach (Bushranger), der von Christian Zschache trainierte Doinyo (Halling) fiel auf den 6. Platz zurück.

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Und im EJC Baltro Long – Großen Preis des tschechischen Turfs (2400 m, cca 23 300 m) lieferte sich Murzabayev auf Rousse (Lope De Vega) einen packenden Zweikampf mit der von Wladimir Panov gerittenen Derbysiegerin Blessed Kiss (Kentucky Dynamite). Nach 300 Metern des Duells schaffte es dieZzweite aus dem slowakischen Oaks, Rousse ihren Kopf nach vorne zu strecken. Ein euphorischer Murzabayev streckte den Arm zu seinem großen Freund Panov, denn das war die Entscheidung.

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Der Stalljockey von Andreas Wöhler hatte genügend Punkte, um seinen Gesamtsieg von 2016 zu wiederholen. Der Franzose Jean-Bernard Eyquem wurde dank dem Sieg im Hauptrennen und einiger guter Leistungen auf Außenseitern zweiter und über den dritten Platz hatte sich Andreas Helfenbein gefreut. Dem 51-jährigen Deutschen gelang sogar ein Erfolg im Rahmenprogramm, wo er den Seriensieger Sapienti (Egerton) steuerte und somit auf der „After Party“ nach den Rennen einen guten Grund hatte einen lupenreinen „Moon Walk“ von Michael Jackson durchführen.

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In einem weiteren Höhepunkt des Tages, dem Gerscha-Memorial (1400 m, ca. 23.300 Euro) für zweijährige Pferde, schien der Favorit Pardon My French (Kodiac) mit Murzabayev alles im Griff zu haben, aber in den letzten Metern wurde er noch von dem im Gestüt Görlsdorf geborenen King Archie (Archipenko) unter Jaroslav Línek abgefangen. Der Halbbruder von Kerosin wurde auf der BBAG-Jährlingauktion für 50.000 Euro von Jirí Charvát erworben. Auf den dritten Platz schob sich noch der stark anziehende Pacific Hill (Nathaniel) aus der Zucht der Stiftung Gestüt Fährhof.

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Die dreistündige Live-Übertragung des European Jockeys‘ Cups im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, in der vier Rennen live gezeigt wurden und die restlichen vier aufgezeichnet, hatte einen besonderen Bonus. In der Rolle des TV-Experten gab hier ein enthusiastischer Filip Minarik sein Debüt.

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Darkolva gewinnt slowakisches St. Leger

Der fünfte aus dem tschechischen Derby Darkolva (Dark Angel) gewann in leichter Manier das slowakische St. Leger (2800 m, 19 000 Euro). Unter Zdenko Smida löste sich der Schimmel des Stalles Joly um 2 Längen vom Feld. Zweiter wurde Be Master (Masterstroke) vor dem im Gestüt Auenquelle geborennen Oriental Glory (Soldier Hollow). Der Sieger wird von Frantisek Holcák trainiert und war zweijährig im Stall von Joseph O’Brien.

Martin Cáp, Prag

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